Goldener Löwe für ETH-Architekten
Die ETH-Professoren für Architektur und Städtebau Alfredo Brillembourg und Hubert Klumpner sind an der 13. Architektur-Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet worden. Sie erhielten die Auszeichnung für ihre Installation «Torre David /Gran Horizonte», die einer Anwohnergemeinschaft in einem besetzten Hochhaus in Caracas gewidmet ist.
Der «Torre David», ein 45-stöckiges Bürogebäude in Caracas
in Venezuela, wurde aufgrund der Wirtschaftskrise in den 90er Jahren nie
wirklich fertiggestellt. Heute ist die Bauruine improvisierte Heimat von mehr
als 750 Familien, die sich hier niedergelassen haben. Sie leben in
diesem unvollendeten Rohbau ohne Fahrstühle und Fassaden. Wasser
und Strom wurden von den Bewohnern selbst organisiert.
Alfredo Brillembourg und Hubert Klumpner haben mit ihren Teams vom Architekturbüro «Urban-Think Tank» in Caracas und an der ETH Zürich und unter Mitarbeit des Fotografen Iwan Baan ein Jahr lang die physische und soziale Organisation dieser Squatter-Gemeinschaft untersucht. Ziel war, Wege zu finden, wie dieser Turm noch funktionaler und bewohnbarer gemacht werden kann.
Ihr Projekt ist derzeit an der 13. Architekturbiennale in Venedig mit der Installation «Torre David / Gran Horizonte» vertreten (Kurator: Justin McGuirk) und wurde dort mit dem Goldenen Löwen für das beste Projekt an der «Common Ground»-Ausstellung ausgezeichnet. Die Jury widmete den Preis den Architekten für ihre Einsichten in die Transformationskraft informeller Gemeinschaften ebenso wie den Bewohnern des «Torre David», die sich aus eigener Kraft ein neues Zuhause geschaffen haben.
Chancen für Slums
Das Architekten-Duo hat sich in einem ganz besonderen Gebiet
spezialisiert. Ihre Aufmerksamkeit gilt städtebaulichen und architektonischen
Projekten in Armenvierteln. So konzipierten Brillembourg und Klumpner zum
Beispiel ein Gemeinschaftszentrum in der grössten Favela von Sao Paulo. In
einem Interview
mit ETH Life haben sich die Beiden kürzlich zur
Architektur in Slums geäussert. «Weltweit gibt es viele Hochhäuser, die als
Bau- und Investitionsruinen brach liegen. Zum Beispiel in Dubai oder Detroit,
aber auch in Jakarta oder eben Caracas», sagen die Forscher.
Wo andere nur vertikale Slums sehen, fanden die Architekten ein Laboratorium des Informellen, das für Städte weltweit von Bedeutung sein kann. In ihrer Installation an der Biennale in Venedig betonen sie die Chancen für eine nachhaltige Zukunft. Die Installation in Form eines improvisierten venezolanischen Restaurants schafft einen sozialen Raum, ähnlich wie die Bewohner des «Torre David» sich ihre eigenen gemeinschaftlichen Strukturen für Sport, Freizeit oder als Treffpunkte geschaffen haben.
Die Architektur-Biennale in Venedig gehört zu den bedeutendsten Architekturausstellungen der Gegenwart. Die 13. Architektur-Biennale steht unter dem Motto «Common Ground» und stellt damit die Frage, wie Individuum und Gesellschaft mit dem Raum umgehen, in den Mittelpunkt. 69 Projekte von insgesamt 119 Teilnehmern präsentieren ihre Antworten auf mehr als 10'000 Quadratmetern.
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