Veröffentlicht: 18.09.13
Kolumne

Perspektiven für die ETH-Postdocs

Florian Emaury & Miriam Zimmermann
Florian und Miriam Zimmermann Emaury glauben, dass der AVETH eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Postdocs und wissenschaftlichen Mitarbeitenden spielt. (Bild: ETH Zürich)
Florian und Miriam Zimmermann Emaury glauben, dass der AVETH eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Postdocs und wissenschaftlichen Mitarbeitenden spielt. (Bild: ETH Zürich) (Grossbild)

Rund achtzig Prozent der ETH-Forschenden sind Doktorierende. Einige peilen nach ihrem Studium eine Berufskarriere in der Wirtschaft an. Ein Grossteil von ihnen entscheidet sich jedoch für eine akademische Karriere und strebt eine Postdoc-Stelle an, wie schwierig auch immer diese zu finden sind.

Wenn man sich diese Tatsache sowie die zunehmende Anzahl Postdocs an der ETH vor Augen führt, dann erscheinen die Postdocs in der Akademischen Vereinigung des Mittelbaus der ETH Zürich (AVETH) eher untervertreten. Nach unserem Dafürhalten besteht hier ein Handlungsbedarf. Zu beachten ist dabei freilich, dass sich die familiäre und berufliche Situation der Senior Scientists und der Doktorierenden unterscheiden. Entsprechend kann auch die Unterstützung dieser beiden Gruppen nicht dieselbe sein. Wenn mehr Postdocs in der AVETH vertreten wären, so wäre dies ein erster Schritt, damit ihre besonderen Bedürfnisse erfüllt und ihre Anliegen wahrgenommen würden.

Mit dem Ziel, die Situation der Postdocs zu verbessern und sie zukünftig noch mehr zu unterstützen, hat die AVETH kürzlich zwei neue Mitglieder in ihre Reihen aufgenommen: Miriam Zimmermann und Maryam Kamgarpour, die ihr Doktorat in Grossbritannien, beziehungsweise in den USA abgeschlossen haben. Mit ihnen haben wir lösungsorientiert über die Situation bei den Postdoc-Stellen an der ETH Zürich diskutiert. Dabei sind wir zum Schluss gekommen, dass es Nachholbedarf bei uns gibt, und dass wir ein Augenmerk darauf richten müssen, damit die Rahmenbedingungen für unsere Postdocs besser werden.

Natürlich gilt: eine Postdoc-Stelle an der ETH Zürich bringt viele Vorteile mit sich. Mit ihrem Ruf, mit ihren Dienstleistungen und Ressourcen ist die ETH eine gute Institution, um eine akademischen Laufbahn zu lancieren. Zum Beispiel erhalten Senior Scientists und Postdocs seitens der ETH-Personalabteilung eine individuelle und substantielle Unterstützung, damit sie ihre Karriere entwickeln können. Im Rahmen ihrer Strategie bietet die ETH auch verschiedene Stipendien und Finanzierungsmöglichkeiten an, um neue Forschende zu gewinnen. Offene Professuren und Dauerstellen in der universitären Forschung sind jedoch zahlenmässig sehr begrenzt.

Wir meinen, dass sich zusätzlich zu den unsicheren Zukunftsperspektiven – man muss mit Ein- oder Zweijahresverträgen leben – viele Talente von der geringen Anzahl fester Professuren und Forschungsstellen entmutigen lassen und davon absehen, ihre Berufskarriere an der ETH fortzusetzen. Für die Postdocs bedeutet dies auch, dass sie selbst mehr Aufwand betreiben müssen, um ihre Berufskarriere sorgfältig zu planen.

Um es den Postdocs zu erleichtern, dass sie eine akademische Berufskarriere an der ETH verfolgen können, müsste das eine oder andere umstrukturiert werden. So ist zum Beispiel die Trennung zwischen Lehre und Forschung nicht für alle ideal. Wie wäre es, wenn die Postdocs die Möglichkeit hätten, sich in der Lehre oder in der Forschung zu spezialisieren? Diese Option würde nicht nur die Qualität der Lehre verbessern, sondern sie würde auch mehr Festanstellungen ermöglichen, da eine Spezialisierung auch eine stärkere Fokussierung bedeutet.

Für uns ist klar, dass die AVETH eine Rolle hat, wenn es darum geht, Postdocs und Senior Scientists in ihrer Suche nach einem «sicheren Job» an der ETH zu unterstützen, die Arbeitsverhältnisse zu optimieren, ihnen konkrete Perspektiven zur Karriereentwicklung zu bieten und die Kinderbetreuung zu verbessern. Tatsächlich hat die AVETH bereits damit begonnen, die Massnahmen zur Unterstützung der Postdocs zu definieren.

Als Erstes haben wir ein Seminar über die verschiedenen Optionen veranstaltet, welche die ETH ihren Postdocs in der Forschungsfinanzierung bietet. Das ist ein wichtiges Thema, denn die meisten Postdocs müssen sich vorher in ihrem Doktoratsstudium noch nicht mit dieser Frage befassen. Am Seminar wurden die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten für ETH-Forschungsprojekte in der Schweiz und in Europa aufgezeigt. Dabei erhielten die Postdocs Unterstützung, wie sie Finanzen planen und einen Antrag auf finanzielle Unterstützung formulieren können.

Diese erste Veranstaltung war sehr erfolgreich. Es ist unser Ziel, weitere arbeitsbezogene Aktivitäten und karriereorientierte Veranstaltungen durchzuführen. Unserer Ansicht nach sind auch informelle Social Events ein grosser Gewinn für die Postdocs. So sind bereits mehrere Treffen in Planung, zum Beispiel ein «Meet the new postdocs Apéro», der alle zwei Jahre stattfinden soll, sowie eine Wein- und Käse-Degustation für Newcomer. Bei dieser Veranstaltung können sie ihre neuen Kolleginnen und Kollegen in entspanntem Ambiente kennenlernen. Wir möchten den Postdocs damit eine Vernetzungsplattform bieten und, was noch wichtiger ist, sie dazu ermutigen, diese Veranstaltungen und Aktivitäten wahrzunehmen, um uns ihre Bedürfnisse kundzutun. Dann können wir sie künftig noch besser unterstützen.

Über Miriam Zimmermann und Florian Emaury

Miriam Zimmermann studierte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (D) Biologie mit Schwerpunkt Immunologie. Ihr Interesse für die Krebsforschung veranlasste sie dazu, ihr vierjähriges Doktoratsstudium am Institute of Cancer Research in der Nähe von London (UK) abzuschliessen. Seit Februar 2013 hat sie eine Postdoc-Stelle im Labor von Wilhelm Krek am Institut für Molekulare Gesundheitswissenschaften (IMHS) der ETH Zürich, wo sie sich mit translationaler Krebsforschung befasst. Im Juni 2013 trat Miriam der AVETH bei und ist dort, zusammen mit Maryam Kamgarpour, verantwortlich für Postdoc-Anliegen und -Veranstaltungen.

Florian Emaury erwarb 2010 den Master of Science im Fachbereich Physik am Institut d'Optique Paris Tech (IOGS) in der Nähe von Paris. Nach einem einjährigen Arbeitsaufenthalt in Kalifornien (USA) forscht er nun in der von Professorin Ursula Keller geleiteten Ultrafast Laser Physics Group am Institut für Quantenelektronik der ETH, wo er sich mit der Weiterentwicklung der Lasertechnologie beschäftigt. Innerhalb der AVETH leitet Florian Emaury seit Februar 2012 die Arbeitsgruppe Politik (PoWoG) und setzt sich in diesem Rahmen aktiv für die Integration der ausländischen Mitarbeitenden an der ETH ein.

 
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