Studiengebühren: Leistungsbezogener Eintritt

Der jüngste Entscheid des ETH-Rats zur Erhöhung der Studiengebühren ist nicht überraschend. Schon im Vorfeld hat der ETH-Rektor davon gesprochen, dass die Ausbildung an der ETH auch mit den geplanten Erhöhungen ein „absoluter Preisknüller“ bleibe. Diese Wortwahl zeigt auf entlarvende Weise, dass dieser Bildung nicht als gesellschaftliches Gut, sondern als persönliches Qualifikationsmittel auf einem kompetitiv organisierten Arbeitsmarkt versteht.

Ich glaube, dass es äusserst gefährlich ist, Bildung einer solchen marktwirtschaftlichen Logik zu unterwerfen. So viel zu meinen allgemeinen Bedenken. Darüber hinaus glaube ich aber auch, dass die finanzielle Mehrbelastung der Studenten in keinem Verhältnis zur dadurch erreichbaren Stärkung der Lehre steht. Scheinbar hat die ETH Mühe, die Qualität der Lehre angesichts der stetig steigenden Anzahl Studenten aufrechtzuerhalten. Doch die Studenten dafür zur Kasse zu bitten, scheint mir ein völlig unangemessenes Mittel zu sein.

Wenn tatsächlich mehr Studienabgänger der technischen und naturwissenschaftlichen Fachrichtungen gesellschaftlich erwünscht sind, hat der Bund für die steigenden Kosten in der Lehre aufzukommen. Falls dies nicht der Fall ist, sollte die Studentenzahl nicht durch eine finanzielle, sondern eine leistungsorientierte Eintrittsbarriere reguliert werden. Schliesslich bleiben viele Fragen bezüglich der Konkretisierung der geplanten Massnahme offen (Ausbau des Stipendienwesens, Sicherstellung der gezielten Investition in die Lehre etc.). Leider ist es entgegen dem Bekenntnis des ETH-Rats nicht so, dass die Studierenden in den Entscheidungsfindungsprozess integriert wurden. Auch Exponenten des VSETH scheinen – wenn überhaupt – nur begrenzte Einsicht in den konkreten Antrag gehabt zu haben. Eine solche gezielte Informationsasymmetrie kann keine Grundlage für einen ausgeglichenen Diskurs zwischen den Ständen abgeben. Es ist zu hoffen, dass sich der VSETH im Namen der Studenten vermehrt gegen eine solche Bevormundung zur Wehr setzt.

Silvan Moser - 08.12.12

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