Innovationspreis für robotergestützte, nachhaltige Bautechnik
Die ETH-Architekturprofessoren Fabio Gramazio und Matthias Kohler haben den ersten Holcim-Innovationspreis gewonnen. Sie werden für ihre neuartige Technologie der Betonverschalung geehrt. Auch der globale Holcim-Award Silber 2012 geht an zwei ETH-Professoren: Alfredo Brillembourg und Hubert Klumpner erhalten den Preis für ihr multifunktionales Gemeinschaftszentrum in São Paulo.
Fabio
Gramazio und Matthias Kohler, Professoren der ETH Zürich für Architektur und
Digitale Fabrikation (DFAB), haben den erstmals vergebenen Holcim Innovationspreis
im Wert von 200'000 US-Dollar gewonnen. Der Preis zeichnet Architekturprojekte
aus, die auf Materialinnovation und
Bautechnologie fokussieren. Fabio Gramazio und Matthias Kohler befassen sich mit neuen Strategien
für eine zeitgemässe Architekturproduktion.
Ein Schwerpunkt ihrer Forschung betrifft die Wechselwirkung zwischen architektonischem Entwurf und neuen digitalen Fabrikationstechniken. Zusammen mit Silvan Oesterle und Axel Vansteenkiste haben sie ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Freiform-Betonstrukturen als Unikate herstellen lassen. Basis dafür sind digital produzierte Wachsverschalungen. Mithilfe von Robotern wird eine Gussform aus Sand hergestellt und damit ein Wachsnegativ produziert.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Schalungen für komplexe Formen, die nur einmal verwendet werden, sparen die Preisträger mit wiederverwertbarem Sand und Wachs sowohl Energie als auch Material. Juryvorstand Harry Gugger, Professor für Architektur an der EPFL lobt das Projekt als besonders innovativ: «Mit diesem Verfahren können komplizierte Formen hergestellt werden, die hinsichtlich Energiebedarf und Komfort optimiert sind und mit minimalen Materialverbrauch auskommen, da die Gussformen rezyklierbar sind.»
Silber für ein Gemeinschaftszentrum
Im
Wettbewerb um die Global Holcim Awards ging Silber (100'000 US-Dollar) an ein Projekt, das eine erodierte
Fläche inmitten einer Favela in São Paulo in eine produktive und dynamische
Zone verwandelt. Mit rund 100'000 Einwohnern ist Paraisópolis eine der weltweit
grössten ungeplant gewachsenen Stadtteile. Das Projekt der Architekten Alfredo
Brillembourg und Hubert Klumpner und ihres Urban-Think Tanks umfasst öffentliche Plätze und
Flächen für die Landwirtschaft im Quartier, die Siedlungswasserwirtschaft, ein
Amphitheater, eine Musikschule mit Konzerthalle, Sportanlagen und Verkehrsinfrastruktur.
Das Projekt fördert und ermöglicht soziale und kulturelle Aktivitäten. Zugleich verhindern bauliche Massnahmen, dass die Erosion an den steilen Hängen fortschreitet. Dadurch werden die Häuser in Zukunft besser vor Schlammlawinen geschützt.
Der Vorsitzende der Global Holcim Awards-Jury, Enrique Norten, Inhaber von TEN Arquitectos (Mexiko/USA), schätzt an dem Projekt die erstklassigen Kultureinrichtungen, die architektonische Qualität und den Einbezug der Bewohner: «Dieses nachhaltige Projekt hat das Potenzial, die Zufriedenheit und Chancen der örtlichen Gemeinschaft zu erhöhen; sowohl hinsichtlich ihrer Einbindung als auch durch den Bau selbst.»
Weltweiter Wettbwerb für nachhaltiges Bauen
Alle
drei Jahre führt die Schweizer Holcim Foundation for Sustainable Construction
einen weltweiten, jeweils mit total zwei Millionen Dollar dotierten Wettbewerb
durch: die Global Holcim Awards. Prämiert werden herausragende
Projekte und Konzepte aus der Architektur und Bauwirtschaft, die nachhaltige
Antworten auf technologische, ökologische, sozioökonomische und kulturelle
Herausforderungen geben.
2011 wurden erstmals parallel zu den Global Holcim
Awards sämtliche 53 Gewinnerprojekte aus den regionalen Wettbewerben von einer
separaten Jury auf deren Innovationskraft geprüft. 150'000 US-Dollar standen für drei
Holcim Innovationpreise zur Verfügung. Insgesamt
reichten Architekten, Ingenieure und Bauherren über 6000 Projekte ein, die in
146 Ländern verwirklich werden sollen.
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