Nachteil Vorurteil: Nur Vorurteile sind besser als Vorurteile

Es scheint mir ein Vorurteil zu sein, dass es eine Alternative zur Methode "Vorurteil" gebe, zumindest dann, wenn mit "Vorurteil" gemeint ist, dass eine Situation aufgrund unvollständiger Information klassiert wird.

Würde man mit "Vorurteil" hingegen noch zusätzlich meinen, dass die Klassierung endgültig, d.h. unverrückbar sei, dann verstehe ich nicht mehr, wozu denn das Wort "Urteil" noch nötig sein soll. Jedenfalls erscheint es mir sehr voreilig, anzunehmen, es gebe einen Zeitpunkt, in dem alle Informationen bekannt sind und das (endgültige) Urteil gefällt werden könne.

Ordnung sei das halbe Leben, heisst es (und Unordnung die andere Hälfte). Um zu ordnen, benötigt man Schubladen und für das Schubladisieren braucht es etwas Mut, die Dinge zu vereinfachen, z.B. Äpfel und Birnen in dieselbe Schublade zu stecken (entgegen dem Vorurteil, man könne/dürfe Äpfel nicht mit Birnen vergleichen). Vorurteile sind das halbe Leben und die andere Hälfte besteht darin, sie wieder aufzugeben und durch neue zu ersetzen oder zu ergänzen. Die Annahme, es sei je die Hälfte, ist natürlich ein Vorurteil.

Fredi Stämpfli - 25.03.12

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