Waldökologie: Labor Wald

Biodiversität ist gut und aktuell. Leider kann die ETH das in ihrem seit 1927 bestehenden 400 ha grossen Lernwald nicht mehr verifizieren. Der dort praktizierte «Kahlschlag» wurde vom Kanton gerügt, der vorgeschriebene Waldnutzungsplan sei nicht erstellt worden. Die ETH hat widersprochen und sich damit in einen Meinungsstreit mit dem kantonalen Forstingenieur Alain Morier eingelassen. ETH Life informierte am 24.08 2011 über die Übergabe an den Kanton, gemäss Roman Boutellier werde die Kaufsumme für die Agrarforschung verwendet. Die Landwirtschaft hat wieder gegen den Wald gesiegt.

Das «Lehrrevier Wald» von Walter Schädelin, ehemals Ordinarius für Waldbau an der ETH, war damit dem Untergang geweiht. Es stellt sich nun die Frage, wie denn die ETH ohne Forschungsobjekt in räumlicher Nähe und eigener Bestimmungsgewalt eine unabhängige Waldforschung betreiben soll. Naturwissenschaften sind bekanntlich auf das Experiment angewiesen. Der verantwortliche Förster und die befassten Forscher des Lehrwaldes ETH waren von ihrem Tun überzeugt, andere Instanzen konnten sich aber einmischen und damit die Freiheit der Forschung der ETH in Frage stellen.

Die Sache erinnert an die Auseinandersetzung bezüglich des Exodus der Architekten auf den Hönggerberg, womit die Stadtforschung von ihrem «Labor» getrennt wurde. Stadtforschung der ETH findet nun in Singapur statt. Wird die Forschung der ETH bezüglich Biodiversität in Zukunft in einem «Lehrevier Ural» stattfinden?

Dr. sc.techn. Norbert C. Novotny - 08.12.11

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