Veröffentlicht: 30.09.11
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DEZA feiert ihr 50-Jahr-Jubiläum an der ETH Zürich

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) feiert dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen mit Aktivitäten in verschiedenen Schweizer Städten. In Zürich tut sie dies an der ETH – mit gutem Grund: Die ETH setzt sich seit den frühen 1950er-Jahren aktiv für die Belange der Entwicklungs- und Schwellenländer ein.

Felix Würsten
Am 30. September reflektieren die DEZA und die ETH die Kontinuität und den Wandel in der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit. (Bild: iStockphoto)
Am 30. September reflektieren die DEZA und die ETH die Kontinuität und den Wandel in der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit. (Bild: iStockphoto) (Grossbild)

Fünfzig Jahre ist es her, seit mit der Gründung des Dienstes für technische Zusammenarbeit der Grundstein für die heutige Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) gelegt wurde. Anlässlich dieses Jubiläums lädt die ETH die DEZA nach Zürich ein, um mit einem gemeinsamen Festakt und einer Veranstaltungsreihe die Rolle und Relevanz der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit zu beleuchten. Dass die DEZA ihren Geburtstag auch an der ETH feiert, ist kein Zufall: Die Hochschule spielt schon seit langem eine zentrale Rolle in der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit. Entsprechend eng ist die Verbindung zwischen den beiden Institutionen.

Ein neues Tätigkeitsfeld

Bereits 1950 informierte der Präsident des damaligen Schweizerischen Schulrates, Hans Pallmann, die Mitglieder des Leitungsgremiums der ETH über einen neuen Tätigkeitsbereich: Der Schulrat werde immer wieder angefragt, ob die ETH nicht Fachspezialisten für die Planung von Entwicklungsprojekten benennen könne. Pallmann war überzeugt, dass sich die ETH Zürich infolge der zunehmenden internationalen Zusammenarbeit mit konkreten Projekten für ärmere Staaten einsetzen sollte. Er gründete daher zusammen mit dem Aussen- und dem Volkswirtschaftdepartement eine neunköpfige Koordinationskommission. Diese bearbeitete bilaterale Anfragen für technische Kooperationen und brachte technische Expertise in die internationalen Gremien ein.

Das neue Tätigkeitsfeld wuchs rasch an: Die Kanzlei des Schulrates wurde um eine Geschäftsstelle erweitert, die alle Aktivitäten der internationalen Entwicklung koordinierte. Zudem richtete die ETH ein Stipendienprogramm für Nachwuchskräfte aus Entwicklungsländern ein. Bald zeigte sich, dass diese Tätigkeiten die Kanzlei zu stark belasteten. Die operative Leitung wurde deshalb an das Bundesamt für Gewerbe, Industrie und Arbeit delegiert. Pallmann behielt jedoch den Vorsitz der Koordinationskommission und gab diesen 1958 an ETH-Professor Hans Gutersohn weiter. Trotz der stärkeren Einbindung des Bundes blieb die ETH im operativen Geschäft tätig. Dies änderte sich erst 1961 mit der Gründung des Dienstes für technische Zusammenarbeit. Die Entwicklungszusammenarbeit wurde nun zu einem wichtigen Bereich der schweizerischen Aussenpolitik und erhielt ihren eigenen Platz in der Bundesverwaltung.

Der neu geschaffene Dienst erfuhr in den folgenden Jahren eine kontinuierliche Erweiterung: 1968 eröffnete der Bund das erste Kooperationsbüro in Indien, 1976 schloss er den Dienst mit der Sektion für Katastrophenhilfe und internationale Hilfswerke zusammen und gründete die Direktion für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe. 1995 wurde das Büro für Zusammenarbeit mit Osteuropa in die Direktion integriert und diese schliesslich 1996 im Zuge einer Neuausrichtung in die heutige DEZA umgewandelt.

Stärkung in Lehre und Forschung

Auch die ETH Zürich baute den Bereich Entwicklungszusammenarbeit kontinuierlich aus. So initiierten Ende der 1960er-Jahre die Professoren Walter Custer, Bruno Fritsch und Herbert Grubinger den Aufbau eines Weiterbildungsprogramms für Entwicklungsfachleute. Aus dieser Initiative entstand das NADEL (Nachdiplomstudium für Entwicklungsländer). Das NADEL bietet heute mit dem MAS in Entwicklung und Zusammenarbeit und dem CAS in Entwicklung und Zusammenarbeit zwei Aus- und Weiterbildungsgänge an, die Nachwuchskräfte auf eine Tätigkeit in der Entwicklungszusammenarbeit vorbereiten beziehungsweise erfahrene Berufsleute in Schlüsselbereichen der Entwicklungszusammenarbeit fördern. Empirisch ausgerichtete Forschungsprojekte, die sich schwergewichtig mit wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fragen befassen, sowie Beratungsmandate für staatliche und nichtstaatliche Entwicklungsorganisationen ergänzen diese Studiengänge.

Das Nord-Süd-Zentrum, das 2007 gegründet wurde, vereinigte das seit 1993 bestehende Zentrum für Internationale Landwirtschaft sowie das 2003 gegründete Network for International Development and Cooperation. Es führte deren Programme weiter und stärkt die Entwicklungszusammenarbeit. Forschende aus zehn ETH-Departementen, aus dem ETH-Bereich und aus anderen Universitäten vernetzen sich im Nord-Süd-Zentrum miteinander. Zusätzlich wird auch das neu gegründete World Food System, das sich mit Welternährung, nachhaltigen Agrarökosystemen und Wasserökonomie beschäftigt, neue Akzente in diesem Bereich setzen. Das Kompetenzzentrum wird sich unter anderem mit Fragen befassen, die für die Entwicklungs- und Schwellenländer von Bedeutung sind. Die ETH Zürich knüpft damit nahtlos an jene Tradition an, die vor mehr als 50 Jahren im eigenen Haus den Anfang nahm.

50 Jahre DEZA – das Programm zum Jubiläum

Mit dem Programm «Denkplatz Entwicklung» reflektieren die ETH Zürich und die DEZA die Vergangenheit und die Zukunft der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit und den Beitrag der Forschung. Eröffnet wird die Reihe durch den Jubiläumsanlass am 30. September 2011 mit Beteiligung von Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey.

- Vom 1. Oktober bis zum 11. November 2011 wird im Foyer Nord (E-Stock) des ETH-Hauptgebäudes die Ausstellung «Die andere Seite der Welt» zu sehen sein, welche die Geschichte der humanitären Schweiz seit 1945 vorstellt.

- Am 14. Oktober 2011 wird ein internationales Panel über die brisante Frage «Is foreign aid good or bad for Africa?» streiten.

- Am 2. November 2011 geht ein Podium der Frage nach, was uns Solidarität kosten darf.· Am 10. November findet die Jahrestagung des Nord-Süd-Zentrums über «Information and communication technologies for development» statt.
Informationen zum Programm

 
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