Atomausstieg: Herbeiphantasierte Schreckensszenarien

Nein, Herr de Reyff, Sie haben eben NICHT richtig gelesen, was mich aber sehr wundert, da schon im eigentlichen Artikel mit Bezug auf das zusätzlich erforderliche Angebot von 40 TWh ganz klar neben Photovoltaik auch die Biomasse und die Geothermie sowie ausdrücklich Gaskraftwerke erwähnt werden! Zudem hätten Sie sich problemlos durch das ausführliche Hintergrundinformationspapier und die inzwischen ebenfalls auf dem Web verfügbaren Vorträge (insbesondre meinen) adäquat informieren können. Erlauben Sie mir deswegen die Darstellung des Sachverhalts wie folgt:

Beim Szenario Mittel schätzen wir für das Jahr 2050 den Beitrag der Photovoltaik auf 14 TWh (immer mit einer in allen öffentlich zugänglichen Dokumenten deklarierten Bandbreite, s. z.B. Hintergrundpapier). Also nicht 40 TWh (!), und zwar sehr langsam von heute praktisch „Null“ aufsteigend; damit werden die Investitionen schwergewichtig zu Zeitpunkten getätigt, wo die spezifischen Kosten deutlich niedriger sein werden (und ja: die bisherigen Lernkurven sind sehr gut extrapolierbar, dafür wird China - heutiger Marktanteil über 60% - sorgen, übrigens ohne uns in der Schweiz zu fragen, ob wir damit einverstanden sind…). Und mit Investitionskosten von 3 €/Wp für die Gesamtanlage (100 KW peak) heute in Deutschland (Sie könnten sich fragen, warum wir in der Schweiz mindestens das Doppelte zahlen müssen…) ist absehbar, dass schon viel früher als 2050 Gestehungskosten vonv (ohne Netz und Speicherung) um die 10-15 Rp./KWh realistisch sind.

Kommen wir zum Flächenbedarf: Im Schweizer Mittelland haben wir 1000 KWh/m2 und im südlichen Teil der Alpen (Wallis, Graubünden, Tessin) 1300 bis 1400 KWh/m2 Sonneinstrahlung. Mit der Annahme von je 50% auf Dächern (oder an Fassaden) und 50% in grösseren Anlagen in den Bergen, brauchen wir mit nur 17% Wirkungsgrad (inkl. Speicherung der Hälfte der Produktion, also mit insgesamt 15% Speicherverlusten), d.h. 200 KWel/m2, also nur 35 km2 Freiflächen für diesen Ausbau (weniger als 1 Promille der Landesfläche, Sie können gerne was dazu schlagen wegen der Schatteneffekte).

Zudem: Ob Sie es glauben oder nicht, wir „verantwortungslosen“ und „unseriösen“ ETH-Wissenschaftler haben ziemlich genau angeschaut, welche kurz- und mittelfristige Speicherkapazitäten wir in diesem Zeitraum brauche; und sie genügen doch, wovon ich Sie gerne bei Bedarf überzeugen kann.

Und schliesslich behauptet kein ETH-Dokument, dass dieses Szenario einfach machbar ist: Achten Sie auf die Formulierung „unter bestimmten Bedingungen“ und auf den Bedarf nach Gaskraftwerken oder Stromimporten, den wir transparent ausweisen.

Sie sehen also, Ihr herbeiphantasiertes PV-Schreckensszenario schmilzt bei genauer Betrachtung wie der Schnee an der Sonne!

Konstantinos Boulouchos - 08.09.11

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