"China ist offen für neue Technologien": Zu teuer

China steht hier nur stellvertretend für alle sich schnell entwickelnden Schwellen- und Entwicklungsländer. Kohle, Nuklearenergie und Hydroenergie sind für China am kostengünstigsten. Kohle, weil der Aufwand für Abbau und Transport den Preis weitgehend bestimmen und Arbeit in China noch nicht viel kostet. Auch Kernkraftwerke werden in China für den halben Preis und in der halben Zeit erstellt. Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke liefern zudem Bandenergie, die mit Wassserkraft an den Bedarf angepasst werden kann.

Ganz anders steht es bei Windkraftwerken und Photovoltaik, die Strom sehr unregelmässig lieferen. Das chinesische Stromnetz hat viele Engpässe (Transmissionsleitungen zu geringer Kapazität) und kann deshalb Stromspitzen, wie sie Windräder bei Starkwind erzeugen, nicht verkraften. Dabei hat China viele Gebiete mit guten Windverhältnissen und könnte seine gesamten Strombedarf über die Windenergie allein abdecken - wenn es nur auch über ein gut ausgebautes Stromnetz und über Stromspeicher (Pumpspeicher usw.) verfügen würde.

Eine Stromversorgung mit nur Wind und Sonne ist für alle ärmeren Länder gar nicht finanzierbar. Das liegt nicht an den gar nicht so teuren Solarpanels oder Windturbinen, sondern an den Vorkehrungen, die man treffen muss um trotz Windflauten, bedeckten Tage und umgekehrt trotz Starwindphasen ein stabiles Netz garantieren zu können. Deutschland will bis 2050 zu 100% Erneuerbarer Energieversorgung übergehen. Die RWE schätzt die nötigen Investitionskosten für diese Umstellung auf 3000 Milliarden Euro, gerade ungefähr das deutsche Bruttoinlandprodukt eines Jahres. Schon für Deutschland ist das teuer, für China ist eine solche Versorgung nur mit erneuerbaren Energien gar nicht finanzierbar, denn China gibt prozentual deutlich mehr für die Stromversorgung aus als Deutschland. Immer noch ist das Pro-Kopf-BIP in China zehn Mal niedriger als in den USA. China kann sich deshalb keine teuere Technik und Infrastruktur leisten, höchstens arbeitsintensive Technik und Infrastruktur, da die Löhne um vieles niedriger sind als hier.

Martin Holzherr - 30.12.10

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