Veröffentlicht: 01.12.09
Jungunternehmerpreis

Grosse Summen für ETH-Spin-offs

Drei Spin-offs der ETH Zürich haben den begehrten Jungunternehmerpreis der Robert und Ruth Heuberger Stiftung gewonnen. Die Firmen Bioversys, Insphero und compliant concept, die alle in der Entwicklung medizinischer Produkte tätig sind, erhalten je 150'000 Franken.

Lukas Langhart
Preisstifter Robert Heuberger (2.v.l.) mit den Gewinnern Marc Gitzinger, Bioversys, Michael Sauter, compliant concept, und Jens Kelm, Insphero (v.l.) (Bild: Chavela Zink)
Preisstifter Robert Heuberger (2.v.l.) mit den Gewinnern Marc Gitzinger, Bioversys, Michael Sauter, compliant concept, und Jens Kelm, Insphero (v.l.) (Bild: Chavela Zink)

Von einem «unglaublich hohen Niveau» sprach der Winterthurer Immobilienunternehmer Robert Heuberger an der Verleihung des «Heuberger Winterthur Jungunternehmerpreises». Und meinte damit die rund 150 Firmen, die sich um den begehrten Preis beworben hatten. Sechs Jungunternehmen schafften es in einem mehrstufigen Selektionsverfahren ins Final. Am Dienstag, 24. November, wurden in Winterthur die drei Gewinner - allesamt Spin-offs der ETH Zürich - gekürt. Sie erhalten ein Preisgeld von je 150'000 Franken.

Biologisches Mikrogewebe

Die Firma Insphero ist ein Spin-off des Bio-Engineering Laboratory der ETH Zürich und dem Kompetenzzentrum für Angewandte Biotechnologie und Molekulare Medizin der Universität Zürich. Sie wurde im März 2009 vom ehemaligen ETH-Postdoktoranden Jan Lichtenberg, vom ehemaligen ETH-Doktoranden Jens Kelm sowie von Wolfgang Moritz und Simon P. Hoerstrup von der Universität Zürich gegründet. Das Jungunternehmen produziert und vertreibt dreidimensionale Zellkulturen. Diese biologischen Mikrogewebe können als Modell für Anwendungen in der pharmazeutischen und biomedizinischen Forschung verwendet werden. CEO Lichtenberg bestätigt die Aussage des Preisstifters: «Das Teilnehmerfeld war sehr stark, und wir wussten, dass es viel braucht, um sich hier durchzusetzen.»

Wundliegen verhindern

Das im Juni 2009 gegründete Unternehmen compliant concept ist ein Spin-off der EMPA Dübendorf, der ETH Zürich und der Hochschule für Technik Rapperswil. Die beiden Gründer, der ehemalige ETH-Doktorand Michael Sauter und der ETH-Absolvent Gion Andrea Barandun, haben ein neuartiges Therapiesystem zur Prävention und Therapie von durch Wundliegen entstehenden Geschwüren entwickelt. Das System besteht aus einer Matratze und einem aktiv veränderbaren Lattenrost. Indem das System die Bewegung eines gesunden Menschen imitiert, vereinfacht und automatisiert es das Umlagern bettlägeriger Personen. «Die Anerkennung ist nicht nur für uns sehr motivierend, sondern auch für unsere zahlreichen Partner in Medizin, Wissenschaft und Industrie», sagte Geschäftsführer Sauter nach der Verleihung. Er freue sich ausserdem jeweils über ETH-Studierende, die eine ihrer Studienarbeiten in ihrem Team schreiben und somit ein wenig «Spin-off-Luft schnuppern» wollen.

Antibiotikum-Recycling

Marc Gitzinger, Marcel Tigges und Wilfried Weber aus dem Departement für Biosysteme der ETH Zürich haben im September 2008 gemeinsam mit ihrem Departementsleiter Martin Fussenegger den Spin-off Bioversys gegründet. Die Firma entwickelt neue antibakterielle Medikamente. Sie sucht jedoch nicht nach neuen antibiotischen Wirkstoffen, sondern macht alte, bekannte Antibiotika wieder wirksam, indem sie die Resistenz aufheben, die die Krankheitserreger dagegen entwickelt haben. CEO Gitzinger sagt, der Preis ermögliche «weitere Schritte in Richtung Unabhängigkeit». Ausserdem betont er die Öffentlichkeitswirkung der Auszeichnung, durch die Investoren auf die Firma aufmerksam werden.

Bedeutender Jungunternehmerpreis

Der «Heuberger Winterthur Unternehmerpreis» ist mit einem Preisgeld von total 450'000 Franken einer der bedeutendsten Startup-Förderpreise der Schweiz. Er wurde dieses Jahr zum vierten Mal verliehen. Bewerben können sich sämtliche Startups aus der deutschsprachigen Schweiz. Ein Drittel des Geldes müssen die Preisträger im Grossraum Winterthur investieren, über den Rest können sie frei verfügen. Zusätzlich zum Preisgeld erhalten die drei Startups während drei Jahren ein kostenloses Coaching.

 
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