Grundsteinlegung für Nanotech-Labor
Die ETH Zürich und das IBM Forschungslabor Zürich haben heute auf dem Gelände der IBM in Rüschlikon den Grundstein für das neue gemeinsame Nanotech-Labor gelegt. Die 90 Mio. Franken Investition ist Teil der strategischen Partnerschaft beider Institutionen. Ab 2011 soll an ersten Projekten geforscht werden.
Vor rund einem Jahr haben das IBM Forschungslabor und die ETH Zürich eine strategische Partnerschaft im Bereich der Nanowissenschaften angekündigt. (siehe ETH Life online Artikel vom 25.6.2008) Zentrales Element der Zusammenarbeit ist der Bau eines neuen Forschungslabors für Nanotechnologie auf dem Gelände der IBM in Rüschlikon. Heute Vormittag haben Vertreter der beiden Institutionen den Grundstein für dieses zukunftsweisende neue Gebäude gelegt. Rund 400 Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft wohnten dem Anlass bei.
Das
gemeinsame Nanotech-Labor fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit von
talentierten und engagierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
ETH-Ratspräsident Dr. Fritz Schiesser betonte in seiner Rede: «Das äussere
Zusammenwirken von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft sowie das innere
Zusammenwirken im ETH-Bereich sind mir als ETH-Ratspräsident besonders wichtige
Anliegen. Das neue Nanotech-Labor von IBM und ETH Zürich wird beide Ziele stark
unterstützen und zeigen, dass das Ganze mehr ist, als die Summe der Teile.»
Der
Zürcher Regierungsrat Dr. Thomas Heiniger ging auf die strategische Bedeutung
des neuen Labors für den Standort Zürich ein: «Der Grundstein für das
gemeinsame Nanotech-Labor von ETH Zürich und IBM ist ein weiterer Meilenstein
für die Profilierung unseres Kantons als weltweit führender Forschungs- und
High-Tech-Standort. Solche mutigen Investitionen sind die beste Antwort auf die
schwierige Wirtschaftslage, in der wir uns derzeit befinden.» ETH-Präsident Ralph Eichler bedankte sich für die konstruktive Zusammenarbeit mit IBM: «Ich bin begeistert, wie unkompliziert der Vertrag mit IBM ausgehandelt wurde und auf welche gegenseitigen Freiheiten wir uns in der Zusammenarbeit einigen konnten. Ein wichtiger Baustein für Entdeckungen und Innovationen.»
Laboratorium auch für externe Partner
Hervorgehoben wurde auch die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit von
Wissenschaft und Industrie. Diese schaffe die Voraussetzungen für Innovation
und Wachstum. Dr. Matthias Kaiserswerth, Direktor des IBM Forschungslabors
Zürich, unterstrich in seiner Rede: «Wir sind überzeugt, dass die Probleme
unserer Welt nicht im Alleingang gelöst werden können, sondern nur durch
Zusammenarbeit und Partnerschaften. Die Präsenz von hervorragenden
wissenschaftlichen Institutionen sowie hoch spezialisierten und starken
Industrien machen die Schweiz zu einem idealen Standort für Kollaboration.»
Eine Zusammenarbeit im neuen Laboratorium steht auch weiteren interessierten
Partnern aus Wissenschaft und Industrie offen. Mit der EMPA ist bereits ein
erster externer Partner gefunden. Mit dem neuen Nanotech-Labor sind die ETH
Zürich und IBM auf dem Weg, die Nanotechnologie auf die nächst höhere Stufe zu
heben. Forschungsschwerpunkte der beiden Institutionen reichen von Projekten
zur Grundlagenforschung bis hin zu angewandter Forschung. Bereiche für
gemeinsame Forschung umfassen u.a. kohlenstoffbasierte Materialien,
Nano-Photonics, Spintronics, Nanodrähte und Tribologie.
Erstklassige Forschungsumgebung
Das neue Forschungszentrum wird mit rund 6000 Quadratmeter auf vier Ebenen eine
Forschungsumgebung auf dem neuesten Stand der Technik bieten. Kernstück des
Gebäudes wird ein fast 900 Quadratmeter grosser Reinraum sein, der mit mehr als
50 zum Teil massgeschneiderten Instrumenten ausgestattet wird. Der Neubau wird
zudem über Speziallabors für extrem sensitive Messungen und Experimente
verfügen. Diese sind durch eine dreifache Abschirmung vor sämtlichen äusseren
Einwirkungen wie Erschütterungen, elektromagnetischen Feldern oder
Temperaturschwankungen geschützt. Das Gebäude muss hohe Anforderungen an die
Energieeffizienz erfüllen. Konkret wird ein Minergie-konformes
Haustechnikkonzept umgesetzt. Der Einsatz von Erdsonden und Photovoltaik soll
dazu beitragen, den Energieverbrauch des Gebäudes zu reduzieren.
Der Neubau hat ein Investitionsvolumen von rund 90 Mio. Franken, wovon rund 30
Mio. für die technische Infrastruktur anfallen. Diese Infrastrukturkosten und
die entstehenden Betriebskosten teilen sich die Partner; IBM übernimmt
zusätzlich die Gebäudekosten. Die ETH Zürich wird die Räumlichkeiten mieten.
Die Infrastruktur wird den beteiligten Partnern sowohl für gemeinsame wie auch
für unabhängige Projekte zur Verfügung stehen. Die Forschungsaktivitäten sollen
2011 aufgenommen werden.
Nanotechnologie: kleiner Massstab, grosses Potenzial
Nanotechnologie ist eine Querschnittstechnologie, von der man Innovationen auf
verschiedenen Gebieten erwartet. Sie wendet Funktionen in einem
ausserordentlich kleinen Massstab an und konzentriert sich auf Strukturen und
Prozesse in Dimensionen unter 100 Nanometer – ungefähr 400mal dünner als ein
menschliches Haar. Immer mehr Anwendungen der Nanotechnologie halten Einzug in
Alltagsprodukte. Hierzu gehören etwa kratzfeste Autolacke oder
schmutzabweisende Textilien. Solche Anwendungen nutzen Effekte auf der
Nanoskala und verbessern die Funktionalität und Haltbarkeit von Produkten und
Materialien. Noch grösseres Potenzial liegt in künftigen Anwendungen in
Bereichen wie Nanoelektronik, Sensorik, Medizin sowie Energie- und
Umwelttechnik.
Durch die Forschung an der ETH Zürich und am IBM Forschungslabor in Rüschlikon
sind von Zürich immer wieder entscheidende Impulse in der Nanoforschung
ausgegangen. Zu erwähnen sind die bahnbrechenden Konzepte der Quantenmechanik
durch den ETH-Physiker und Nobelpreisträger Wolfgang Pauli oder die Entwicklung
des Rastertunnelmikroskops durch Gerd Binnig und Heinrich Rohrer am
IBM-Forschungslabor Zürich, wofür sie 1986 mit dem Nobelpreis für Physik
ausgezeichnet wurden. Dieses Instrument ermöglichte den ersten Blick in die
Welt der Atome.
LESERKOMMENTARE