Atomenergie: Vermehrt Krebserkrankungen

Abgesehen von der Sicherheit von Atomanlagen sollte auch an der ETH nicht vergessen werden, dass es in der Nähe von Atomanlagen vermehrt zu Krebserkrankungen kommt. Dies zeigten Untersuchungen bei der Wiederaufbereitungsanlage Sellafield in Britannien und beim Kernkraftwerk Krümmel in Nord-Deutschland. Seit Frühjahr 1986 gab es in der unmittelbaren Umgebung des Kraftwerks Krümmel eine signifikante Häufung von Leukämieerkrankungen: In den Jahren 1990 bis Dezember 2005 sind 16 Leukämie-Neuerkrankungen bei Kindern aufgetreten, das Dreifache dessen, was statistisch zu erwarten gewesen wäre. Das war die höchste Leukämiedichte der Welt.

Auch die deutsche Studie des Kinderkrebsregisters vom Dezember 2007 fand in der Nähe von Atomkraftwerken in der Bunderepublik ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen bei kleinen Kindern, gehäuft in fünf Kilometern Entfernung von den Abluftkaminen der Anlagen.

Die Verniedlichung der Kinderkrebshäufigkeit in der Nähe von Atomanlagen erinnere an die Asbestproblematik, sagte der Mediziner und Strahlenexperte Prof. Dr. Lengfelder kürzlich an einem Vortrag am Uni Spital in Zürich. Schon vor fünfzig Jahren sei bekannt gewesen, dass Asbest schädlich sei. Aber aus Profitgründen habe die Industrie diese Studien bewusst ignoriert, jahrzehntelang. Auch die Schädlichkeit des Passivrauchens sei seit über zwanzig Jahren bekannt, laut Lengfelder. Erst jetzt denke man langsam daran Restaurants rauchfrei zu halten. Die Zigarettenindustrie habe während Jahrzehnten, mit PR, gefälschtem Expertisen und gekauften Experten die Schädlichkeit des Rauchens und des Passivrauchens heruntergespielt, um weiter ungestört Milliardenprofite einzufahren. Wird die ETH das erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen bei kleinen Kindern in der Nähe von AKW's ernst nehmen?

Prof. Dr. Lengfelder betreut in der Region Tschernobyl Menschen die an der Schilddrüse erkrankt sind, als Folge der Katastrophe in Tschernobyl. Seit März 1993 werden im Schilddrüsenzentrum in Gomel Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf westlichem medizinischen Niveau behandelt. Inzwischen sind es weit über 20 000 Patienten pro Jahr.

Heinrich Frei - 10.01.09

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