Europas Labor im All
Seit dem Jahr 2000 wird am Europäischen Raumlabor Columbus gearbeitet. Gestern startete es erfolgreich ins All. Mit an Bord BIOLAB, das Labor für biologische Experimente. Verantwortlich hierfür ist unter anderen das Weltraumzentrum BIOTESC der ETH Zürich.
Am Donnerstag um 20:45 Uhr freuten sich
die Weltraumbiologen der ETH-Zürich im Technopark. Der Start des Raumlabor
Columbus an Bord der Raumfähre Atlantis vom NASA's Kennedy Space Center in
Florida war geglückt. Nachdem der Start mehrfach verschoben worden war, hob das Space-Shuttle mit seiner wertvollen Fracht gestern Abend problemlos ins All ab. Das Biotechnology Space Support Center (BIOTESC), das von
der Gruppe Weltraumbiologie betrieben wird, wurde im Jahre 2000 gegründet. Mit
acht weiteren Zentren in Europa unterstützt es die Columbus-Experimente. Das
tonnenförmige Labor, das in den nächsten Tagen an die internationale
Raumstation angedockt wird, wiegt 13 Tonnen und hat einen Durchmesser von 4,5
Metern und eine Länge von 7 Meter. Mit an Bord von Columbus sind verschiedene
Experimentieranlagen.
Komplexe Experimente
Eines davon ist BIOLAB, für das
BIOTESC gemeinsam mit dem deutschen Zentrum verantwortlich ist. In diesem
Geräteschrank von der Grösse eines Kühlschrankes werden biologische Experimente
im Weltraum durchgeführt. „Mit dem BIOLAB können wir jetzt auch komplexe
Experimente durchführen“, sagt Sonia Vadrucci, Leiterin von Biotesc. Ausgestattet
ist die Versuchsstation mit einem Brutkasten, Pipettierautomaten, Mikroskop, Zentrifuge,
Kühlschrank und verschiedenen Messgeräten. Die Astronauten können per Hand
Flüssigkeiten mischen oder Versuche manuell in Gang setzen. „Die Sicherheit hat
oberstes Gebot. Wir müssen sicherstellen, dass keine Flüssigkeiten austreten.
In einer sogenannten Glovebox arbeiten die Astronauten mit Handschuhen in einem
abgeschlossenen Kasten“, sagt Vadrucci.
Daten live aus dem All
Mit BIOLAB können Experimente jetzt
vom Boden aus überwacht und gesteuert werden. Mit Hilfe eines Lebenserhaltungssystems
haben die Forscher die Möglichkeit Experimente monatelang ohne
Astronauteneinsatz ablaufen zu lassen. Darüber hinaus können Analysen in
Echtzeit vom Boden aus durchgeführt werden. Im Gegensatz zu bisherigen
Experimenten erhalten die Forscher schon während der Experimente Daten aus dem
All. „Sonst mussten wir immer warten, bis sich die Astronauten gemeldet haben
oder die Proben wieder auf der Erde waren. Jetzt können wir den Versuchsablauf
im All beobachten“, betont Vadrucci. Ab Januar haben Mitarbeiter von BIOTESC dann
die Möglichkeit, Experimente eine Stunde pro Tag live per Video zu verfolgen.
Die Daten legen dabei einen langen Weg zurück: Von der ISS zur NASA nach
Florida, dann per Datenleitung in das Columbus-Kontrollzentrum in
Oberpfaffenhofen und von dort zu den Weltraumbiologen der ETH.
In verschiedenen Versuchen werden
Experimente an Mikroorganismen, Gewebekulturen, Pflanzen und kleinen wirbellosen
Tieren durchgeführt. Untersucht wird dabei der Einfluss der Schwerelosigkeit
auf den verschiedenen Ebenen des Lebens von der Zelle bis zum Insekt.
Weltraumspaziergänge
Ursprünglich war der Start schon
vor drei Jahren geplant. Nach der Columbia-Katastrophe, bei dem die
US-Raumfähre beim Wiedereintritt zerbrach, stand die bemannte Raumfahrt in den
USA für zwei Jahre still. Die Zeit nutzten die Entwickler, um das Raumlabor auf
den neuesten Stand der Technik zu bringen.
Rund zwei Tage dauert es bis die
Atlantis die ISS erreichen wird. Weitere zwei Tage benötigen die Astronauten um
Columbus an die ISS anzudocken. Dazu sind auch einige Weltraumspaziergänge
notwendig. Anschliessend wird Columbus in Betrieb genommen. Rund zwei Wochen später finden
erste Versuche statt. Zürich. Die Versuche werden in den nächsten Jahren
kontinuierlich ausgebaut. Mit den weiteren Shuttles, die an die ISS andocken
sind wieder Experimente mit an Board, entwickelt und konzipiert von den
Weltraumbiologen der ETH Zürich.
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