Veröffentlicht: 08.02.08
Space Biology

Europas Labor im All

Seit dem Jahr 2000 wird am Europäischen Raumlabor Columbus gearbeitet. Gestern startete es erfolgreich ins All. Mit an Bord BIOLAB, das Labor für biologische Experimente. Verantwortlich hierfür ist unter anderen das Weltraumzentrum BIOTESC der ETH Zürich.

Thomas Langholz
Das Columbus Raumlabor. Quelle: ESA
Das Columbus Raumlabor. Quelle: ESA (Grossbild)

Am Donnerstag um 20:45 Uhr freuten sich die Weltraumbiologen der ETH-Zürich im Technopark. Der Start des Raumlabor Columbus an Bord der Raumfähre Atlantis vom NASA's Kennedy Space Center in Florida war geglückt. Nachdem der Start mehrfach verschoben worden war, hob das Space-Shuttle mit seiner wertvollen Fracht gestern Abend problemlos ins All ab. Das Biotechnology Space Support Center (BIOTESC), das von der Gruppe Weltraumbiologie betrieben wird, wurde im Jahre 2000 gegründet. Mit acht weiteren Zentren in Europa unterstützt es die Columbus-Experimente. Das tonnenförmige Labor, das in den nächsten Tagen an die internationale Raumstation angedockt wird, wiegt 13 Tonnen und hat einen Durchmesser von 4,5 Metern und eine Länge von 7 Meter. Mit an Bord von Columbus sind verschiedene Experimentieranlagen.

Komplexe Experimente

Eines davon ist BIOLAB, für das BIOTESC gemeinsam mit dem deutschen Zentrum verantwortlich ist. In diesem Geräteschrank von der Grösse eines Kühlschrankes werden biologische Experimente im Weltraum durchgeführt. „Mit dem BIOLAB können wir jetzt auch komplexe Experimente durchführen“, sagt Sonia Vadrucci, Leiterin von Biotesc. Ausgestattet ist die Versuchsstation mit einem Brutkasten, Pipettierautomaten, Mikroskop, Zentrifuge, Kühlschrank und verschiedenen Messgeräten. Die Astronauten können per Hand Flüssigkeiten mischen oder Versuche manuell in Gang setzen. „Die Sicherheit hat oberstes Gebot. Wir müssen sicherstellen, dass keine Flüssigkeiten austreten. In einer sogenannten Glovebox arbeiten die Astronauten mit Handschuhen in einem abgeschlossenen Kasten“, sagt Vadrucci.

Daten live aus dem All

Mit BIOLAB können Experimente jetzt vom Boden aus überwacht und gesteuert werden. Mit Hilfe eines Lebenserhaltungssystems haben die Forscher die Möglichkeit Experimente monatelang ohne Astronauteneinsatz ablaufen zu lassen. Darüber hinaus können Analysen in Echtzeit vom Boden aus durchgeführt werden. Im Gegensatz zu bisherigen Experimenten erhalten die Forscher schon während der Experimente Daten aus dem All. „Sonst mussten wir immer warten, bis sich die Astronauten gemeldet haben oder die Proben wieder auf der Erde waren. Jetzt können wir den Versuchsablauf im All beobachten“, betont Vadrucci. Ab Januar haben Mitarbeiter von BIOTESC dann die Möglichkeit, Experimente eine Stunde pro Tag live per Video zu verfolgen. Die Daten legen dabei einen langen Weg zurück: Von der ISS zur NASA nach Florida, dann per Datenleitung in das Columbus-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen und von dort zu den Weltraumbiologen der ETH.
In verschiedenen Versuchen werden Experimente an Mikroorganismen, Gewebekulturen, Pflanzen und kleinen wirbellosen Tieren durchgeführt. Untersucht wird dabei der Einfluss der Schwerelosigkeit auf den verschiedenen Ebenen des Lebens von der Zelle bis zum Insekt.

Weltraumspaziergänge

Ursprünglich war der Start schon vor drei Jahren geplant. Nach der Columbia-Katastrophe, bei dem die US-Raumfähre beim Wiedereintritt zerbrach, stand die bemannte Raumfahrt in den USA für zwei Jahre still. Die Zeit nutzten die Entwickler, um das Raumlabor auf den neuesten Stand der Technik zu bringen.
Rund zwei Tage dauert es bis die Atlantis die ISS erreichen wird. Weitere zwei Tage benötigen die Astronauten um Columbus an die ISS anzudocken. Dazu sind auch einige Weltraumspaziergänge notwendig. Anschliessend wird Columbus in Betrieb genommen. Rund zwei Wochen später finden erste Versuche statt. Zürich. Die Versuche werden in den nächsten Jahren kontinuierlich ausgebaut. Mit den weiteren Shuttles, die an die ISS andocken sind wieder Experimente mit an Board, entwickelt und konzipiert von den Weltraumbiologen der ETH Zürich.