Veröffentlicht: 06.05.11
Campus

Maus macht Scannern Konkurrenz

Das ETH-Spin-off Dacuda AG hat mit LG Electronics einen mehrjährigen Vertrag abgeschlossen. Die Scan-Maus LSM-100 wird im Sommer von LG lanciert und könnte schon bald zur Standardausrüstung von PC-Nutzern gehören. Der Elektronik-Gigant plant eine ganze Produktfamilie basierend auf der Dacuda-Technologie.

Anna Ehlert
Freuen sich über den gelungenen Messeauftritt: Die vier Dacuda-Gründer Erik Fonseka, Alexander Ilic, Michael Born, Martin Zahnert (v.l.n.r.) (Bild: Dacuda)
Freuen sich über den gelungenen Messeauftritt: Die vier Dacuda-Gründer Erik Fonseka, Alexander Ilic, Michael Born, Martin Zahnert (v.l.n.r.) (Bild: Dacuda) (Grossbild)

Der erste Prototyp der Scan-Maus von Dacuda sah von aussen eher unspektakulär aus und vor allem überhaupt nicht wie eine Maus: Eine kleine viereckige Holzkiste versteckte die geniale Technologie, die das Scannen künftig wesentlich bequemer macht. Die Idee einer Scan-Maus sei nicht neu, sagt Alexander Ilic, Mitgründer und CEO von Dacuda. Jedoch fand niemand in den vergangenen 25 Jahren eine technisch überzeugende und kostengünstige Lösung. Dacuda kombinierte Fachwissen aus den Bereichen Robotik und Informatik, um die Scan-Maus – und vor allem die dazugehörige Software – zu entwickeln. Das Resultat hat nicht nur den Elektronik-Giganten LG überzeugt: Als die Jungunternehmer ihre Scan-Maus im Januar an der Consumer Electronics Show in Las Vegas vorstellten, konnten sie sich vor Kaufangeboten kaum retten. «Die Leute erwarten schlicht nicht, dass in einem kleinen Alltagsgerät etwas grundlegend Neues stecken kann,» sagt Ilic.

Eine Weltneuheit aus der Schweiz

Mitte Dezember 2010 stach LG andere hochkarätige Hardwarefirmen aus und schloss einen mehrjährigen Lizenzvertrag mit Dacuda ab. Der Elektronik-Gigant hat damit auch das Recht erworben, als Launch Partner aufzutreten und Produkte mit der von Dacuda entwickelten Scanner-Technologie samt Software zu produzieren und zu vermarkten. Der erste Artikel, die Scan-Maus LSM-100, ermöglicht dem Nutzer durch intuitives Hin- und Herfahren Schriften, Tabellen oder Bilder in Echtzeit einzuscannen. Die Software erkennt die eingelesenen Inhalte, die mit dem Computer bearbeitet, abgespeichert oder verschickt werden können, automatisch. LG will eine ganze Produktkette aufbauend auf dieser Technologie produzieren und vermarkten. «Wir unterstützen dieses Vorhaben natürlich tatkräftig», sagt Ilic. Die Dacuda-Mitarbeitenden tüfteln momentan an verschiedenen weiteren Projekten, unter anderem an einer drahtlosen Maus, einer kleinen Maus für unterwegs, sowie einer Spezial-Version für Nutzer im Graphikbereich.

Ideenschmiede

Auch an Zusatzanwendungen wird bei Dacuda derzeit schon gearbeitet. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, weitere intelligente Anwendungen für die Dacuda-Technologie zu finden: Handgezeichnete Diagramme könnten eingescannt und von der Software direkt in das gewünschte Programmformat, beispielsweise eine Powerpoint-Präsentation, umgewandelt und editierbar gemacht werden. Die Palette möglicher Anwendungen reicht von Computerspielen für Kinder bis hin zum eBanking mit Einzahlungsscheinen. Um die Scan-Maus noch intelligenter zu machen, nutzte Dacuda zudem die Internet Brainstorming-Plattform «Atizo», auf der potenzielle Nutzer dazu aufgefordert werden, ihre Ideen einzubringen. Kreative Geister können dort oberflächlich skizzierte, aber auch speziell auf bestimmte Benutzergruppen zugeschnittene Anwendungen vorschlagen. Damit hat Dacuda die Möglichkeit, schon vor dem Launch der Scan-Maus herauszufinden, wofür die Nutzer das Produkt verwenden wollen. «Auf diese Weise sind rund 350 Ideen zusammengekommen, darunter einige, auf die wir sonst nie gekommen wären», sagt Ilic.

Auf Partnersuche

Seit der Gründung 2008 hat sich das ETH-Spin-off Dacuda in rasantem Tempo entwickelt. Die Demoversion der Scan-Maus überzeugte Ende 2008 erste Investoren, 2009 gründeten die Jungunternehmer eine Aktiengesellschaft. 2009 und 2010 folgten zwei von der Kommission für Technologie und Innovation des Bundes (KTI) geförderte Projekte in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich. Diese beleuchteten neben der technischen auch die Business-Seite des Vorhabens. Die Dacuda-Gründer verbrachten in den letzten zwei Jahren aber auch viel Zeit im Flugzeug, indem sie nach Japan, Taiwan und in die USA flogen: «Für eine aufstrebende Firma ist es unglaublich wichtig, die richtigen Partner zu finden», sagt Ilic. Neben Technologiepartnern aus Deutschland, Taiwan und den USA ist LG Electronics nun der wichtigste Partner des ETH Spin-offs Dacuda.

 
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