Veröffentlicht: 10.11.09
ETH Big Band in Indien

Duett mit dem Botschafter

Die ETH Big Band befindet sich zur Zeit auf Konzertreise in Indien. Bandmitglied und Altsaxophonist Simon Gross berichtet exklusiv für ETH Life Online über die äusserst ereignisreiche Tournee.

Simon Gross
Die ETH Big Band bei ihrem ersten Konzert in der Schweizerischen Botschaft im indischen Delhi, das ein voller Erfolg war. (Bild: ETH Zürich)
Die ETH Big Band bei ihrem ersten Konzert in der Schweizerischen Botschaft im indischen Delhi, das ein voller Erfolg war. (Bild: ETH Zürich) (Grossbild)

Es ist spät abends und wir haben nach einer kleineren Irrfahrt quer durch Delhi’s höllischen Verkehr doch noch unser Guest House erreicht. Die TukTuk-Fahrer kennen sich hier anscheinend noch schlechter aus als wir, obwohl wir erst gestern angekommen sind. Sowieso ist hier im fernen Osten alles anders. Aber das haben wir ja gewusst: Samstag, 7. November, 00.50 Uhr. Die Big Band der ETH Zürich landet in Delhi und stellt mit Schrecken fest, dass die Piloten nicht übertrieben haben, als sie uns das Wetter durchgegeben haben. Auf jeden Fall hat uns fast der Schlag getroffen und einige haben wohl in den ersten Minuten auf indischem Grund schon an Asthmaspray und Co. gedacht.

Doch schon innert kürzester Zeit war das Wetter, oder besser die Luft, nicht mehr das Thema. Die vielen Leute – alt, jung, mit Turbans, Saris und Seidenhemden oder in Designer-Jeans, mit Krücken und Kinderwagen, alle warteten sie mitten in der Nacht auf ihre Verwandten und Bekannten, oder aber auf jene, welche abzuholen sie bestellt wurden. So wartete denn auch eine 3-köpfige Delegation mit Plakaten «ETH Big Band – Teri University» auf uns. Sowie wir das ganze Gepäck mehr oder weniger fachgerecht in dem Bus verstaut hatten, ging es los in Richtung Guest House. Unterwegs hatten wir denn auch unsere ersten Erlebnisse im indischen Strassenverkehr. Abenteuerlich.

Tolle Stimmung

Nach einem kurzen Nickerchen und einem Imbiss ging es am Samstagnachmittag in die Schweizerische Botschaft, wo wir sehr herzlich empfangen wurden. Man hatte dort eine für Big Band-Verhältnisse geradezu riesige Bühne mit guter Technik für uns im Garten der Anlage aufgestellt. Dazu ein etwa hundertköpfiges Technikerteam! Unser erstes Konzert war denn auch ein riesiger Erfolg. Nach etwas Überzeugungsarbeit unseres Solo-Trompeters liess sich der Schweizer Botschafter Philippe Welti sogar zu einem Überraschungs-Duett hinreissen, welches uns und den unzähligen Gästen bestimmt in Erinnerung bleiben wird. Die Stimmung war absolut fantastisch, das Publikum aus dem Häuschen und wir bescheidenen Musiker waren von dem Rummel, den es beim anschliessenden Dinner um uns gab, total überwältigt.

Auch der Botschafter war total begeistert und freute sich darüber, dass wir mit unserem Konzert mehr Leute angezogen hatten als die Schweden, die zwei Blocks weiter eine grosse Feier zu Ehren des Nobelpreises veranstalteten. 220 Gäste hatten sich angemeldet, über 400 waren gekommen. Der beste Start, den man sich für eine Tournee vorstellen könnte. Der Abend war aber noch lange nicht vorbei. Nach sehr anregenden Gesprächen mit Leuten aus aller Welt , bestem Essen und köstlichen Getränken ging es schliesslich zurück ins Guest House, wo wir unseren Erfolg ordentlich bis in die Morgenstunden begossen.

Grösste Armut und freundlichste Gesichter

Heute war dann erst einmal Sightseeing angesagt. Wahlweise mit dem Bus nach Agra ins Taj Mahal oder nach Downtown Delhi. Riesige historische Gebäude, faszinierende Parkanlagen, engste Gassen, höllischer Verkehr, grösste Armut, freundlichste Gesichter, feinste und «weniger feinste» Gerüche, grösstes Kabelchaos und unzählige weitere Superlative prägten unseren Tagesausflug. Die Leute sind hier trotz der offensichtlichen und allgegenwärtigen Armut sehr freundlich und helfen, wo sie können. Schliesslich haben sich denn auch einige weitere Klischees bestätigt. An alle Daheim gebliebenen: Ja, in Indien laufen tatsächlich Kühe auf den Strassen rum; und Hunde und Schweine und Affen und Geier und Kamele, und wenn man lange genug warten würde, sähe man wahrscheinlich auch Elefanten. Und ja, es gibt hier tatsächlich an jeder Ecke herrlich duftende Speisen zu kaufen, auch wenn man als Europäer die Finger davon lassen sollte. Und ja, es gibt hier unten Leute, die mit ihren Holzflöten giftige Kobras in aller Öffentlichkeit beschwören.

Indien, wir sind angekommen!

Big Band auf Indien-Tournee

Margrit Leuthold, Anders Hagström und Gabriela Blatter aus dem Bereich Internationale Institutionelle Angelegenheiten (IAA) der ETH Zürich reisen vom 6. bis 16. November 2009 durch Indien. Sie treffen neue Kooperationspartner für die wissenschaftliche Zusammenarbeit und den Austausch von Studierenden und führen erste Gespräche zur Vorbereitung des Indien-Besuchs des ETH-Präsidenten im kommenden Jahr. Die Delegation wird von der ETH Big Band begleitet. Sie soll den kulturellen Dialog mit ihrer Musik erleichtern – unter anderem mit Interpretationen bekannter indischer Songs.

 
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