Veröffentlicht: 08.05.08
Preisverleihung „Venture“ Businessplan-Wettbewerb

101 Pläne fürs eigene Business

Am Mittwochabend wurden an der ETH Zürich im Rahmen des Wettbewerbs „Venture“ die besten fünf Businesspläne von angehenden Unternehmern prämiert. Am meisten überzeugte die Jury dabei die Geschäftsplanung des ETH-Start-ups „Optotune“ für ihre muskelähnliche Linse.

Samuel Schläfli
Das siegreiche Team von ''Optotune''
Das siegreiche Team von ''Optotune'' (Grossbild)

Die Ideen scheinen der Schweizer Wirtschaft so bald nicht auszugehen: 101 Businesspläne von Start-up-Unternehmen aus der ganzen Schweiz waren vom Februar bis im April 2008 bei „Venture“ eingegangen – soviel wie noch nie zuvor. Ein erfreuliches Ergebnis zum zehnjährigen Jubiläum des Businessplan-Wettbewerbs „Venture“, der von der ETH Zürich zusammen mit McKinsey&Company alle zwei Jahre organisiert wird.

Menschliches Auge als Vorbild

Im Auditorium maximum der ETH Zürich wurden am vergangenen Mittwochabend die fünf von der Jury auserwählten Businesspläne mit insgesamt 150'000 Franken prämiert. Der erste Platz ging dabei an das Unternehmen „Optotune“. Der ETH-Start-up gehörte im Februar bereits zu den Gewinnern des Geschäftsideen-Wettbewerbs von „Venture“. „Optotune“ machte damals mit einer neuartigen, patentierten Technologie im Bereich der Optik auf sich aufmerksam. Mit Polymeren, die durch Anlegen einer elektrischen Spannung formbar sind, können multifunktionale optische Systeme gebaut werden.

Pate für das Projekt stand das menschliche Auge, das seine Brennweite ebenfalls durch Elastizität anpassen kann. Einsatzmöglichkeiten sieht das Team sowohl in der Endoskopie und Mikroskopie als auch im Bereich von Kameraobjektiven, bis hin zu Hochleistungs-Minilinsen in mobilen Telefonen. Mit einem Preisgeld von 60'000 Franken ist das junge Unternehmen nun für die ersten unternehmerischen Schritte gerüstet. Auch das zweitplatzierte Unternehmen „NeMoDevices“, das aus einer Zusammenarbeit der ETH und der Uni Zürich entstanden ist, war bereits vom Geschäftsideen-Wettbewerb her bekannt. Das Zweierteam hat ein neurologisches Überwachungssystem entwickelt, das sämtliche Parameter von Hirnströmungen misst, welche für die Diagnose und Behandlung von Krankheiten ausschlaggebend sind.

Die drittplatzierte „Celeroton“ entstammt ebenfalls der ETH Zürich und produziert miniaturisierte, ultra-schnelle elektrische Antriebe, die zum Beispiel in der Zahnmedizin oder der Mikroelektronik Verwendung finden könnten. „Aleva Neurotherapeutics“ der EPF Lausanne besetzte den vierten Platz und hat eine Methode für die bessere und kostengünstigere Therapie von neurologischen Krankheiten mittels Mikroelektroden entwickelt. „Kringlan composites“, der Fünftplatzierte Start-up, befasst sich mit Prozesstechnologien für thermoplastische Materialien, die mit Hochleistungs-Fasern verstärkt sind.

Gute Infrastruktur und Patentregelungen sind wichtig

Die grosse Bandbreite von Tätigkeitsfeldern der prämierten Jungunternehmen war bereits in den 101 ursprünglich eingereichten Businessplänen zu finden: Rund ein Viertel der Unternehmen stammte aus dem Dienstleistungsbereich, weitere 20 Prozent aus der Pharma und Biotechnologie sowie 12 Prozent aus der Telekommunikation. Über 200 erfahrene Coaches aus Wirtschaft und Forschung hatten den Jungunternehmern während des Wettbewerbs für die detaillierte Ausarbeitung des Businessplans mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Der erarbeitete Geschäftsplan sollte präsentationsreif sowie die spätere Entscheidungsgrundlage für potenzielle Investoren sein. Darin mussten Themen wie Produktidee, Unternehmerteam, Marketing, Geschäftssystem und Organisation, Realisierungsfahrplan, Risiken und Finanzierung zur Sprache kommen.

An der Medienkonferenz vor der Preisverleihung unterstrich Peter Chen, Vizepräsident Forschung der ETH Zürich, die Bedeutung einer adäquaten Infrastruktur für Jungunternehmen in Branchen wie der Biotechnologie oder Medizinaltechnik. Die ETH Zürich unterstützt ihre eigenen Spin-offs, unter anderem mit Büro- oder Laborräumlichkeiten im Technopark, welche sie den Start-ups zu speziellen Konditionen vermietet. Eine der Schwierigkeiten, mit denen sich junge Schweizer Firmen laut Chen oft konfrontiert sehen, ist das komplizierte und teure Prozedere der Patentanmeldungen in Europa. So müsse ein Patent in jedem Land von neuem angemeldet werden, was immer auch mit Kosten verbunden ist. Diese Situation erweise sich im Vergleich zu US-amerikanischen Start-ups, die mit einer einzigen Patentanmeldung Zugang zu einem riesigen Heimmarkt hätten, für Schweizer Jungunternehmen als echtes Hindernis, betonte Chen.