Veröffentlicht: 21.12.07
10 Jahre ETH Spin off u-blox

Gut positioniert mit GPS-Technologie

Vor zehn Jahren gründeten drei ETH-Doktoranden, ein Postdoc und ein Professor am Institut für Elektronik das Unternehmen u-blox, das heute zur weltweiten Nummer zwei in der Herstellung von Positionsbestimmungs-Empfängern herangewachsen ist. Nach einem erfolgreichen Börsengang und einer erfreulichen Wachstumsrate in den beiden vergangenen Jahren geht es u-blox heute prächtig.

Samuel Schläfli
Geburtstätte von führender GPS-Technologie: Daniel Ammann (l) und Thomas Seiler im Entwicklungslabor von u-blox in Thalwil.
Geburtstätte von führender GPS-Technologie: Daniel Ammann (l) und Thomas Seiler im Entwicklungslabor von u-blox in Thalwil. (Grossbild)

Ein Professor, drei motivierte Doktoranden, ein Postdoc und eine durchschlagende Idee – dies war die Konstellation, welche 1997 zur Gründung der Firma u-blox führte. Gerhard Tröster, Professor am Institut für Elektronik der ETH Zürich, baute mit seinen Doktoranden im Rahmen eines EU-Projekts das bis dahin kleinste Globale Positionsbestimmungssystems (GPS). Als dieser „Fünfliber“-grosse Empfänger zum ersten Mal an einer Ausstellung präsentiert wurde, war das Team vom Echo überwältigt. „Die Nachfrage aus der Wirtschaft nach kleinen GPS-Empfängern war riesig“, erinnert sich Tröster, der selbst zweieinhalb Jahre in der Geschäftsleitung von u-blox fungierte und bis heute im Verwaltungsrat ist.

Die ersten drei Jahre setzten die Jungunternehmer dazu ein, die Satellitennavigations-Technologie mit ihren GPS-Mikrochips marktfähig zu machen. Alle fünf Beteiligten hatten bis dahin noch keine unternehmerische Erfahrung, konnten sich aber auf das Engagement ihres damaligen Hauptinvestors stützen. Im Jahr 2000 erhielt u-blox den ersten Grossauftrag: Für die Umsetzung der leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) konnte u-blox die nötige Technologie zur Verfügung stellen. Mittels GPS werden die Lastwagen geortet und deren gefahrene Kilometer automatisch berechnet. Die GPS-Module wurden weiter verbessert und verkleinert, so dass das Unternehmen 2002 mit der finnischen Benefon einen Grossauftrag über die Lieferung von monatlich 50'000 GPS-Mikrochips für die Fertigung der weltweit ersten GPS-Handys abschliessen konnte. Dann, zum fünfjährigen Jubiläum, kam der grosse Crash. Die Firma Benefon hatte finanzielle Schwierigkeiten, die produzierten Chips konnten nicht mehr verkauft werden, die Schulden beim Modul-Lieferanten Siemens schnellten in die Höhe.

Mit cleverem Management aus der Krise

„Die GPS-Technologie war damals für ein Massenprodukt wie das Handy noch unterentwickelt“, weiss Thomas Seiler, CEO von u-blox, heute. Seiler wurde im Krisenjahr 2002 ins Boot geholt. Als ursprünglicher ETH-Maschineningenieur und Träger eines MBA, hatte er bereits Erfahrung mit Führungsaufgaben in Technologieunternehmen wie Elektrowatt und Kistler gesammelt.

Seiler diversifizierte das Kundenportfolio, verpasste dem Unternehmen eine bessere Kostenstruktur und baute den internationalen Vertrieb konsequent aus. Schon bald wurde der GPS-Chip von u-blox mit dutzenden von Kopien zum Industriestandard. Mittlerweile ist man bei der fünften Generation der GPS-Chips angelangt, die neben Signalen des amerikanischen GPS-Satellitensystems neu auch Signale des europäischen Systems GALILEO empfangen könnten. „Könnte“, weil das GALILEO-Projekt in Verzug geraten ist und die ersten Satelliten voraussichtlich erst in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres in Betrieb genommen werden.

Handys und Autos als Zukunftsmarkt

Mit einer Abmessung von acht auf acht Millimeter und einem minimalen Strombedarf ist die fünfte Chip-Generation nun auch für Handys einsetzbar. Seiler rechnet mit einem starken Wachstum in diesem Bereich. „Handys mit GPS werden bald zum Massenprodukt“, ist er überzeugt. Mit rund einer Milliarde neuer Handys pro Jahr ist dies ein lukratives Geschäft. Anwendungen in Mobiltelefonen könnten wie folgt aussehen: Da die Informationen Zeit und Ort jederzeit verfügbar sind, erkennt das Handy bei einer Wetterbericht-Anfrage automatisch für welche Region dieser benötigt wird. Auch könnten bei der Aufnahe von Fotos Zeit und Ort gleich mitgespeichert werden. Und natürlich wird man sein Handy auch nach dem Weg zur nächsten Pizzeria befragen können.

Der zweite lukrative Markt für u-blox ist die Automobilindustrie. Viele Hersteller beginnen erst ihre Autos standardmässig mit GPS-Systemen auszurüsten, und auch hier will das Unternehmen an vorderster Front mitwirken. Die momentanen Wachstumsraten im Markt für Positionierungstechnologie betragen 40 Prozent und mehr. Damit u-blox bei diesem rasanten Anstieg mithalten und trotzdem ihre Eigenständigkeit wahren kann, braucht es ausreichend Kapital. Deshalb ging das Unternehmen im Oktober 2007 mit einer Kapitalisierung von 381 Millionen Franken an die Börse. Das zehnjährige Firmenjubiläum fiel damit wesentlich erfreulicher aus als noch das fünfjährige.

ETH zu Beginn grosse Hilfe

Fragt man Daniel Ammann, einen der Gründer von u-blox, ob er den Schritt in die Selbständigkeit nochmals wagen würde, muss er nicht lange nachdenken: „Vor zehn Jahren war ich mir noch nicht sicher ob ich nicht doch lieber mein Doktorat abschliessen sollte. Heute würde ich mir diese Frage sicher nicht mehr stellen“. Obwohl es zu seiner Zeit an der ETH noch kaum Start-up-Workshops und Unternehmungsführungskurse gab, hat er die Unterstützung durch die Hochschule in guter Erinnerung. „Die ETH stellte uns Arbeitsräume sowie die technische Infrastruktur zu vorteilhaften Konditionen zur Verfügung. Das war zu Beginn eine grosse Hilfe“, so Ammann.

Mit Infrastruktur, Technik und einer guten Idee alleine verdient man jedoch noch kein Geld, dass musste auch Ammann erfahren. Verkauf und Marketing sind genauso wichtig. Nimmt man die Belegschaft der Firma mit Sitz in Thalwil etwas genauer unter die Lupe wird dies offensichtlich: Noch ein Drittel der 69 Mitarbeiter sind in der technischen Entwicklung tätig, der Rest kümmert sich um das Marketing, den Vertrieb und Support.

 
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