Forscherkarriere und Familie

Die Podiumsdiskussion, an der ich als Mitglied des Diskussionspanels teilgenommen habe, war ernüchternd und ging meiner Meinung grösstenteils am Zweck der Sache vorbei.

Statt darüber zu diskutieren, wie man die Infrastuktur der Kinderbetreuung oder auch bestimmte Strukturen innerhalb der ETH verbessern könnte, damit Dual-Career und Familie besser unterstützt werden, wurden wir mit einer Grundsatzdiskussion konfrontiert, ob denn Dual-Career und Familie überhaupt vereinbar seien. Herr Präsident Eichler vertrat ganz klar die Meinung, dass dies, ganz wenige Ausnahmen ausdrücklich ausgeschlossen, nicht möglich sei in einem Umfeld wo Wettbewerb ein Faktor ist.

Wenn man diese Grundeinstellung vertritt, so bringt man meiner Meinung nach wenig Motivation mit, etwas an den Umständen zu ändern, die Dual-Career und Familie unterstüzten könnten. Entsprechend war er auch über das Thema Kinderbetreuung an der ETH wenig informiert. So schlug er zum Beispiel einer Frau aus dem Publikum, die immernoch keine Vollzeitbetreuung für ihr Kind gefunden hat, vor, dass es ja eigentlich nicht die Aufgabe der ETH sei, für Kinderbetreuung zu sorgen und warum denn die Eltern sich nicht zusammentun und sich selbst organisieren. Dabei tut die ETH schon jetzt einiges für die Kinderbetreuung. Und das wissen wir Eltern auch sehr zu schätzen. Aber es ist eben noch nicht genug. Noch immer werden Frauen vom Wiedereinstieg in die Forschung zurückgehalten, weil sie keinen Betreuungsplatz für ihre Kinder finden können. Solange sich diese Situation nicht ändert, brauchen wir uns der Grundsatzdiskussion ob oder ob nicht Dual-Career und Familie vereinbar seien, gar nicht zu stellen, weil nämlich die Voraussetzungen garnicht gegeben sind.

Worin unterscheidet sich den Dual-Career und Familie von reinem Dual-Career? Es sind die Kinder und all die zusätzlichen logistischen Anforderungen, die das mit sich bringt. Und darüber hätten wir diskutieren müssen: Die Voraussetzungen, derer es bedarf, um Dual-Career und Familie und damit letztendlich auch Chancengleichheit zu ermöglichen. Es gibt eine ganze Palette an Dingen, die man tun könnte, um die Situation zu verbessern. Kleinkinderbetreuung ist nur ein kleiner, wenn auch sehr wichtiger, Teil davon. Ein weiteres Problem ist nämlich das Schul/Hort-System im Kanton Zürich. Es fehlen Ganztagsschulen.

Die letzte Schulleitung hat den Bau einer Ganztagsschule auf dem Gelände der ETH ausdrücklich per Beschluss gutgeheissen. Nun gilt es, politische Arbeit zu leisten, um diesen Beschluss in die Realität umzusetzen. Hier könnte ein Präsident sehr viel in die richtige Richtung bewegen. Auch könnten Kinder und Familien im Rahmen von Science City besser integriert werden. Ich denke da an Kurse (seien es nun Sport, Musik oder auch naturwissenschaftliche Kurse), die auf dem Hönggerberg angeboten werden könnten für ältere Kinder. Das würde die Kinder integrieren, den Eltern erlauben in dieser Zeit noch weiter zu arbeiten, und auch das networking unter den Eltern mit Kindern an der ETH fördern.

Ein sehr positives Beispiel in diese Richtung ist der Schachkurs, der an einem Abend pro Woche im Piccardsaal für Kinder angeboten wird. Weiter bin ich auch der Meinung, dass es Aufenthaltsräume geben sollte, wo ältere Kinder an Computern arbeiten und Hausaufgaben erledigen könnten. Es sollte nicht schwer sein, solche Räume in einem der neuen Gebäude einzurichten. Dies würde es erlauben, dass Eltern zumindest von etwas älteren Kindern, auch einmal ausserhalb der geregelten Arbeits- und Betreuungszeiten einige Stunden am Arbeitsplatz verbringen können, wenn es absolut notwendig ist.

Ich bin sicher, dass Eltern, die mit dieser Situation konfrontiert sind, noch viele andere, vielleicht bessere Vorschläge hätten. Darüber hätten wir diskutieren sollen! Wenn wir wirklich etwas bewegen wollen, so müssen wir konstruktiv denken und handeln. Das ist mein Anliegen an die Schulleitung.

Prof. Eilika Weber-Ban, D-BIOL - 10.12.07

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