Veröffentlicht: 21.10.13
Campus

Wenn die Laufbahn über Stereotype strauchelt

Die Tatsache ist bemerkenswert: 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler, die mit einer mathematisch-naturwissenschaftlichen Matura abschliessen, sind Frauen. Den Weg an die ETH finden viele trotzdem nicht. Eine Ausstellung im ETH-Hauptgebäude geht den Ursachen nach.

Rebecca Wyss / Florian Meyer
Die Grafik zeigt eindrücklich die «Leaky Pipeline» (Ausschnitt). (Grafik: Josef Kuster / ETH Zürich)
Die Grafik zeigt eindrücklich die «Leaky Pipeline» (Ausschnitt). (Grafik: Josef Kuster / ETH Zürich) (Grossbild)

Eigentlich müssten Menschen, egal, ob Frau oder Mann, einen Zugang zu Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) finden. Denkt man sich zumindest so. Die Statistik der Geschlechterverhältnisse jedoch erzählt eine andere Geschichte. Auch an der ETH Zürich. An den Gymnasien beispielsweise stellen Frauen 40 Prozent der Personen, die mit einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Profil abschliessen.

Der Talentzufluss leckt

In den entsprechenden Studienfächern der ETH Zürich hingegen beträgt der Frauenanteil nur noch rund 30 Prozent. Dieser Rückgang zieht sich über die gesamte akademische Karriereleiter weiter: Von den ETH-Professuren etwa sind bloss noch 12,6 Prozent von Frauen besetzt. Auch in den Fächern, in denen mehr als 50 Prozent Studentinnen einsteigen (zum Beispiel Biologie), hat die ETH keinen hohen Professorinnen-Anteil. Irgendwo also leckt der Talentzufluss. «Leaky Pipeline» nennt sich dieses Phänomen, das viele Gründe hat. Zum Beispiel verlassen viele Frauen nach dem Doktorat die Hochschule, wenn sie davon ausgehen, dass sie Familie und Forschung nicht unter einen Hut bringen können. Auch hartnäckige Klischees spielen eine Rolle.

Der Einfluss der Stereotypen

«Geschlechtsbezogene Stereotype sind mit ein Grund dafür, dass der Frauenanteil an der ETH Zürich gering ist», sagt Renate Schubert, Professorin für Nationalökonomie und Leiterin der Equal!-Stelle für Chancengleichheit der ETH Zürich. Equal! setzt sich seit 20 Jahren für die akademische Karriereentwicklung ein. Ein Stereotyp, das Studienwahl und Forschungskarriere beeinflussen kann, lautet: «Frauen interessieren sich nicht für Technik.» Solchen Stereotypen will Equal! mit der Ausstellung «Check your Stereotypes» entgegenwirken – auf dass sich Augen und Türen zugleich öffnen.

«Check your Stereotypes»

Ausstellung ist vom 28. Oktober bis 8. November 2013 in der Haupthalle des ETH-Hauptgebäude zu sehen. Die Eröffnung zu 20 Jahre Equal! findet am Montag, 28. Oktober 2013, 17.30 Uhr, im Audimax statt. Unter dem Titel «Gender Stereotypes in Globalizing Universities» diskutieren IARU-Vertreterinnen und ETH-Präsident Ralph Eichler über Stereotypen im Hochschulkontext.

 
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