Veröffentlicht: 02.07.13
Science

Züri Fäscht Forschung

In wenigen Tagen beginnt das grösste Volksfest der Schweiz rund ums Zürcher Seebecken. Das Züri Fäscht ist eine ideale Gelegenheit für eine Forschungsgruppe vom Wearable Computing Lab, um das Verhalten von grossen Menschenmengen zu beobachten. Dafür haben die Forscher eine eigene App entwickelt.

Nicole Kasielke / Franziska Schmid
So sieht die neue Züri Fäscht-App aus, welche Forscher der ETH Zürich entwickelt haben. (Bild: ETH Zürich)
So sieht die neue Züri Fäscht-App aus, welche Forscher der ETH Zürich entwickelt haben. (Bild: ETH Zürich) (Grossbild)

Die Züri Fäscht-Organisation erwartet, dass am ersten Juliwochenende rund zwei Millionen Besucher und Besucherinnen in Zürich unterwegs sein werden. Wer schon am Züri Fäscht war, weiss nur zu gut, wie schwierig es ist, sich im Getümmel mit Freunden zu treffen. Dieses Jahr kann da der «Friendfinder» helfen. Wer seine Positionsdaten mit ausgewählten Facebook-Freunden teilt, kann ohne Probleme auf dem Gelände seine Freunde orten.

Der «Friendfinder» ist eine der nützlichen Anwendungen der «Züri Fäscht-App». Zusätzlich gibt es das detaillierte Programm, das mit einer Karte gekoppelt ist und einem so den Weg zur nächsten Attraktion oder zur nächsten Busstation weist. Mit dem integrierten Spiel kann man mehrere Abzeichen erwerben, zum Beispiel das der «Gwundernase» (Zwei Kilometer am Züri Fäscht zurückgelegt) oder – schon etwas fortgeschrittener – das des «Limmat Champs» (Besuch aller Festplätze an der Limmat). Zudem kann die Stadtpolizei Zürich jederzeit aktuelle Sicherheitsinformationen an die App-User versenden. Entwickelt hat die «Züri Fäscht-App» fürs Smartphone eine Forschungsgruppe vom Wearable Computing Lab, das Professor Gerhard Tröster leitet, zusammen mit der Gruppe Embedded Intelligence, geleitet von Paul Lukowicz, Professor am Deutsches Institut für Künstliche Intelligenz.

In den Top Ten des Schweizer AppStores

Was den Besuchern den Festbesuch versüsst, ermöglicht den App-Entwicklern der ETH ein Experiment im grossen Massstab. Sie möchten anhand der Positionsdaten die Besucherströme analysieren, wie sie bei einem Grossanlass wie dem Züri Fäscht immer auftreten. Wenn rund fünf Prozent der Besucher die App benutzen, reichen die Daten aus, um die Besucherdichte für einen bestimmten Ort zu errechnen. In nur kurzer Zeit haben rund 10'000 Personen die App heruntergeladen. Unterdessen hat es die ETH-Entwicklung unter die Top 10 im Schweizer AppStore geschafft und landet gar im Bereich Navigation noch vor Google Maps auf Platz eins. «Wir freuen uns sehr, dass die App so gut ankommt. Jede Person, die auf dem Fest die App nutzt, hilft uns bei unserem Experiment», sagt Projektleiter Ulf Blanke. Wichtig dabei ist, dass die User die App nicht nur herunterladen, sondern sie auch möglichst lange aktiv am Züri Fäscht verwenden.

Forschen für mehr Sicherheit

Der Datenschutz wird beim Projekt grossgeschrieben. «Die Positionsdaten werden anonymisiert und sind nicht einzelnen Personen zuzuordnen», erklärt Blanke. Auch die Stadtpolizei, die das Forschungsprojekt unterstützt, hat auf die Daten keinen Zugriff. Das Interesse der Polizei sei aber sehr positiv, so Blanke, denn im Zentrum der Forschungsarbeit stehen Sicherheitsaspekte. In einer Übersichtskarte – einer sogenannten Heatmap –visualisieren die Forschenden die aktuelle Besucherdichte. Ausserdem können sie Anhaltspunkte für Gefahrensituationen wie Turbulenz und Geschwindigkeit innerhalb der Besuchermenge bestimmen. Die Forschungsgruppe möchte mit Hilfe der Daten auch Besucherströme modellieren, um besser vorhersagen zu können, wann und wo Menschenansammlungen zu erwarten sind. Die Ergebnisse des Experiments präsentiert das Wearable Computing Lab übrigens an der diesjährigen Scientifica, bei der sich alles ums Thema Risiko dreht.

Die App gibt es als iOS- und Android-Version kostenlos in den jeweiligen Stores. Alle Informationen unter: http://www.coenosense.com/app/