Veröffentlicht: 22.10.12
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Spezieller Preis für Grafikspezialistin

Olga Sorkine wird mit dem Latsis-Preis der ETH 2012 geehrt. Die Forscherin beschäftigt sich erfolgreich mit der Darstellung und Animation komplizierter 3-D-Objekte.

Peter Rüegg
Die Informatik-Professorin Olga Sorkine erhält den Latsis-Preis der ETH 2012.
Die Informatik-Professorin Olga Sorkine erhält den Latsis-Preis der ETH 2012. (Grossbild)

Olga Sorkine wird derzeit mit Auszeichnungen fast überhäuft. Eben erhielt sie einen der begehrten ERC Starting Grants zugesprochen und im letzten Jahr den «Significant New Researcher Award 2011», einem der wichtigsten Preise im Bereich Computergrafik (ETH Life vom 22.09.2011). In diesem Herbst nun erhält sie den bedeutendsten Preis für ETH-Nachwuchsforschende, den Latsis-Preis der ETH, der mit 25‘000 Franken dotiert ist.

«Als ich herausgefunden habe, dass mich mein Departement für diesen Preis nominiert hat, habe ich mich sehr geehrt gefühlt», sagt sie. Sorkine ist erst die dritte Frau, die den Latsis-Preis der ETH bekommt. Ihre beiden Vorgängerinnen Paola Picotti (2011) und Teresa Fitzpatrick (2008) sind Naturwissenschaftlerinnen. «Es ist etwas Besonderes für mich, die Informatik mit diesem Preis repräsentieren zu dürfen.» Sorkines Hoffnung ist, mit der öffentlichen Sichtbarkeit dieses Preises mehr Studentinnen für technische Berufe begeistern zu können.

Als 15-jährige ins Studium eingestiegen

Im Februar 2011 wurde Sorkine als Assistenzprofessorin an die ETH Zürich berufen. Zuvor arbeitete sie als Assistenzprofessorin für Informatik am Courant Institute of Mathematical Sciences an der New York University, USA. Sie wuchs in Russland auf, ehe ihre Eltern mit ihr nach Israel auswanderten. Im Alter von 15 Jahren begann sie dort ihr Studium. Ihren Bachelor in Mathematik und Informatik erhielt sie im Jahr 2000. 2006 schloss sie ihre Doktorarbeit ab. Danach war sie als Humboldt-Stipendiatin an der TU Berlin.

Die heute 31-jährige ist im Bereich der geometrischen Modellierung sowie der digitalen Bearbeitung von Geometrie weltweit führend. Eines ihrer wichtigen Forschungsthemen ist die Darstellung und Animation von komplexen dreidimensionalen Objekten. Sie möchte diese so stark vereinfachen, dass die Abbildung immer weniger Rechenaufwand benötigt, so dass die Objekte in Echtzeit laufend verändert und angepasst werden können. Olga Sorkine arbeitet darauf hin, dass in Zukunft auch Laien mit solchen Programmen arbeiten können. Das würde zum Beispiel Industriedesignern oder Ingenieuren helfen, mit geringem Zeitaufwand neue 3-D-Objekte zu kreieren und zu verändern, was den Produktionsprozess beschleunigen würde.

Grafiken für Filmindustrie und Medizinaltechnik

Als einen der Erfolge des vergangenen Jahres bezeichnet die Grafikspezialistin die Entwicklung einer neuartigen Methode zur Bildbearbeitung. Damit lassen sich Serien von völlig verschiedenen Bildern einer Person oder eines Objekts verändern oder retouchieren, wozu aber nur ein Bild der Serie bearbeitet werden muss. Bei allen anderen Bildern wird die Veränderung automatisch übernommen und an die spezifischen Eigenschaften der jeweiligen Fotos angepasst, wie zum Beispiel 3-D Perspektive, Gesichtsausdruck, Belichtung oder Farbgebung. Dieses Verfahren kann von der Filmindustrie gebraucht werden, um Filmsequenzen zu bearbeiten, ohne dass dafür zeitaufwändig jedes Einzelbild verändert werden muss. Dieses Projekt entstand in Zusammenarbeit mit Disney Research.

Olga Sorkine hat noch einige Vorhaben in der Pipeline, eines davon beginnt sie nun umzusetzen und zwar in Zusammenarbeit mit einem grossen Hörgerätehersteller. Damit zeigt sie auf, dass die Forschung an 3-D-Grafiken nicht nur für die Unterhaltungsindustrie wichtig ist, sondern auch Anwendungen beispielsweise in der Medizin finden kann.

 
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