Veröffentlicht: 28.08.12
Science

Stress messen und Knorpel drucken

Am Samstag ist es soweit: Die Scientifica 2012 öffnet ihre Tore. Mehr als 350 Forschende der Universität und der ETH Zürich bereiten sich auf die Zürcher Wissenschaftstage vor. Die Spannung, aber auch die Vorfreude auf den Grossanlass steigen.

Franziska Schmid
Besucher können an der Scientifica selber testen, ob die Stellung der Arme beim Rennen korrekt (r.) oder falsch (l.) ist. (Bild: Wearable Computing Lab. / ETH Zürich)
Besucher können an der Scientifica selber testen, ob die Stellung der Arme beim Rennen korrekt (r.) oder falsch (l.) ist. (Bild: Wearable Computing Lab. / ETH Zürich) (Grossbild)

Für die Scientifica scheuen sie weder Arbeit noch Mühe. Die Gruppe von Professor Gerhard Tröster schafft für den Stand «Wearable Computing – tragbare textile Computersysteme» nicht nur unzählige Sensoren und Smartphones herbei, sondern baut auch Sportgeräte wie ein Laufband und ein Modellruderboot auf. An ihrem Stand sollen die Besucher und Besucherinnen selber aktiv werden. Mit drahtlosen, armbanduhrgrossen Sensormodulen, die am Sportgerät oder am Körper der Sportler angebracht werden, können die Wissenschaftler die Bewegungen beim Laufen oder Rudern analysieren. Scientifica-Besucher können so selber testen, ob ihre Armstellung beim Rennen optimal ist. Werden die Arme nicht richtig entlang des Körpers geführt, schlägt das Gerät Alarm.

Auch ob jemand gestresst ist, entgeht den Forschenden nicht. An ihrem Stand, der im Hauptgebäude der Universität Zürich aufgestellt wird, können Interessierte mit Detektoren präzise die Hautleitfähigkeit messen und so Rückschlüsse auf ihre emotionale Verfassung ziehen. Lars Büthe ist zusammen mit seinen Kollegen und Kolleginnen verantwortlich für den Scientifica-Beitrag: «Wir sind gespannt, welche Fragen uns gestellt werden. Vermutlich hat jeder von uns seinen individuellen Stil, Dinge zu erklären. Hauptsache wir können gut rüberbringen, an was wir forschen und warum wir dies tun.» Gleich drei bis vier Mitglieder der Gruppe werden während zwei Tagen ständig vor Ort sein. Damit wollen sie ein Versprechen der Scientifica einlösen: nämlich, dass die Besuchenden direkt mit den Forschern sprechen können, wann immer ihnen eine Frage unter den Nägeln brennt.

Hautcrème aus dem Drucker

Ein weiteres erklärtes Ziel der Scientifica ist es, Wissenschaft sinnlich erfahrbar zu machen. Die beteiligten Forschenden müssen sich deshalb einiges einfallen lassen. Mischa Müller und die Gruppe aus dem Institut für Knorpeltechnologie und Regeneration der ETH Zürich möchten dem Publikum gerne zeigen, wie sie mit Hydrogelen in Zukunft Knorpelgewebe herstellen möchten. Für eine sinnliche Umsetzung der komplexen Forschung haben sie eine Lösung gefunden: Besucher können am Stand selber einfache 3D-Grafiken entwerfen und diese dann dreidimensional ausdrucken. Das Besondere daran: Der Ausdruck erfolgt in einer handelsüblichen Hautcrème – einem Material, das dem Hydrogel sehr ähnlich ist. Das kleine, junge Team wird am Stand «Gewebe aus dem Drucker» praktisch vollzählig anwesend sein und auch Muster ihrer eigenen, aufwändigen Gel-Prints zeigen. Die Hydrogele bestehen über 90 Prozent aus Wasser und sind daher besonders körperverträglich. Eingesetzt in ein defektes Kniegelenk sollen die «Ausdrucke» in Zukunft dabei helfen, degenerierte Knorpelschichten wieder aufzubauen. «Für uns ist die Scientifica eine sehr gute Gelegenheit, die Leute direkt anzusprechen, und zu hören, wie gross die Akzeptanz für eine solche Technologie ist», meint Deborah Studer, die den Scientifica-Auftritt mitgeplant hat.

Speziell für ihren Auftritt vorbereitet haben sich die Knorpelexperten nicht, aber die Spannung im Vorfeld der Scientifa steigt. «Logistisch gesehen ist die Sache mit dem Hautcrème-Printer eine ziemliche Herausforderung. Wir hoffen aber, dass technisch alles klappt», so Studer.

Auffällig ist: Wer selber an der Scientifica beteiligt ist, möchte sich das ganze Programm ansehen. «Ich habe gehört, dass noch eine andere Gruppe einen Drucker präsentiert. Den möchte ich mir natürlich unbedingt ansehen», erzählt Deborah Studer. Und auch für Lars Büthe ist klar: «Wenn ich nicht selber im Einsatz bin, sehe ich mir die anderen Stände an. Wann hat man schon mal eine so gute Gelegenheit zu sehen, an was andere Forscherinnen und Forscher arbeiten?»

Verlosung

Die diesjährige Scientifica mit dem Motto «Gesund werden – gesund bleiben» wird am Freitag, 31. August um 17 Uhr mit einem festlichen Anlass im Scientifica-Zelt auf der Polyterrasse eröffnet. Professor Andreas Fischer, Rektor der Universität Zürich, Professor Roland Siegwart, Vizepräsident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen der ETH Zürich, und Dr. Thomas Heiniger, Gesundheitsdirektor des Kantons Zürich, begrüssen die Gäste vor der Podiumsdiskussion zum Thema «Gesundheit um jeden Preis». Das krönende Finale bestreitet der Kabarettist Lorenz Kaiser mit dem eigens für die Scientifica geschriebenen Stück «Endgültig gesund!». Anschliessend ist Vernissage der Ausstellung bis 21 Uhr.
Für Kurzentschlossene: Für den Eröffnungsanlass verlosen wir 10 x 2 Tickets. Wer an der Verlosung teilnehmen möchte, sendet bis zum 30.8. ein E-Mail an info@scientifica.ch, Betreff „Scientifica 2012“. Die GewinnerInnen werden ausgelost und per E-Mail informiert.

 
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