Veröffentlicht: 20.08.12
Science

Ausgezeichnete Talente

Der europäische Forschungsrat (ERC) vergibt zum fünften Mal die ERC Starting Grants und fördert ETH-Projekte mit umgerechnet rund 14 Millionen Schweizer Franken. Eine Professorin und sieben Professoren werden in diesem Jahr damit ausgezeichnet – das sind so viele wie noch nie an der ETH Zürich.

Franziska Schmid
Oben (v.l.): Jeffrey Bode, Christian Degen, Maksym Kovalenko, Andreas Krause, unten (v.l.): Siddhartha Mishra, Olga Sorkine, Marco Stampanoni, Hans Jakob Wörner, (Bild: ETH Zürich)
Oben (v.l.): Jeffrey Bode, Christian Degen, Maksym Kovalenko, Andreas Krause, unten (v.l.): Siddhartha Mishra, Olga Sorkine, Marco Stampanoni, Hans Jakob Wörner, (Bild: ETH Zürich) (Grossbild)

Roland Siegwart, ETH-Vizepräsident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen hat allen Grund zur Freude: Gleich acht Projekte von Professoren und Professorinnen der ETH Zürich werden dieses Jahr mit einem der begehrten ERC Starting Grants gefördert – so viele wie noch nie. «Es ist unglaublich, wie produktiv unsere jungen Forscherinnen und Forscher sind. Das gibt uns das gute Gefühl, die richtigen Talente an die ETH geholt zu haben.» Vier der Ausgezeichneten sind erst seit 2011 als Professoren an der ETH und holen bereits die ersten Forschungsgelder nach Zürich. Notabene: Jedes der eingereichten Projekte wird vom europäischen Forschungsrat umgerechnet mit bis zu 1,8 Millionen Schweizer Franken gefördert. Die Starting Grants sind Nachwuchstalenten vorbehalten. So verwundert es nicht, dass die sieben Forscher und die Forscherin zwischen 30 und 38 Jahren jung sind.

Bessere Bilder für eine bessere Medizin

Christian Degen stammt aus Zürich, ist seit 2011 Professor am Laboratorium für Festkörperphysik und hat eine Vision: Er möchte die Magnetresonanz so mit der Rasterkraftmikroskopie kombinieren, dass die Vorteile der beiden Verfahren voll zum Tragen kommen. Ziel ist, dreidimensionale Abbildungen zum Beispiel von einzelnen Viren oder riesigen Proteinmolekülen in einer sehr hohen Auflösung zu erhalten. Ebenfalls ein bildgebendes Verfahren massiv verfeinern möchte Marco Stampanoni, Professor am Institut für Biomedizinische Technik. Er arbeitet seit zehn Jahren an der ETH und am PSI daran, die Röntgentechnik zu verbessern. Bei Stampanonis Projekt sollen Brechungen und Streuungen, die bei Röntgenstrahlen entstehen, produktiv genutzt und so der Kontrast der Röntgenbilder erhöht werden.

Starke Informatik

Zwei der diesjährigen ERC Starting Grants gehen an Forschende am Departement Informatik. Professor Andreas Krause widmet sich der Frage, wie entscheidungsrelevante Informationen aus Sensor- und Informationsnetzwerken automatisch extrahiert und verantwortungsvoll genutzt werden können. In seinem ERC-Projekt sollen dazu neue Methoden entwickelt werden, die zum Beispiel in den sozialen Medien und den Umweltwissenschaften angewendet und untersucht werden können. Die erst 31-jährige Informatik-Professorin Olga Sorkine entwickelt in ihrem Projekt «Intelligent Shape Modeling» Werkzeuge für die 3D-Modellierung, mit deren Hilfe selbst Laien dereinst einfach und schnell 3D-Grafiken erstellen können.

Nanokristalle und angewandte Mathematik

Der jüngste ERC-Preisträger Maksym Kovalenko ist Professor am Laboratorium für Anorganische Chemie und forscht an sogenannten «Nanokristallen». Diese besitzen zwar einzigartige Eigenschaften, um diese aber für neue Technologien nutzen zu können, muss es zuerst gelingen, die Nanokristalle in andere nanokristalline Festkörper zu integrieren. Kovalenko will in seinem ERC-Projekt unter anderem die Oberflächenchemie von Nanokristallen besser verstehen und kontrollieren. Der aus Indien stammende Siddhartha Mishra forscht am Seminar für Angewandte Mathematik. Das Design von effizienten und robusten Algorithmen ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Mishira will nun Algorithmen entwickeln, mit deren Hilfe sich grosse und komplexe Systeme simulieren lassen. Diese könnten in Zukunft die Planung, Prognose und Risikoeinschätzung interessanter physikalischer und technologischer Probleme erleichtern.

Neue Synthese und schnelle Bewegungen

Der Amerikaner Jeffrey W. Bode, Professor am Laboratorium für Organische Chemie, hat sich ganz den Aminosäuren und Aminen verschrieben, aus denen auch viele pharmazeutische Substanzen bestehen Da die Synthese solcher Substanzen immer noch teuer ist und viele chemische Abfallstoffe produziert, will er in seinem ERC-Projekt neue Katalysatoren zur Produktion von wertvollen Aminen und Aminosäureketten (Peptiden) entwickeln. Hans Jakob Wörner beobachtet, wie sich Elektronen in Molekülen bewegen. Kein einfaches Unterfangen, denn diese bewegen sich im Bereich von Attosekunden (1 as = 10-18 s). Der 31-jährige Professor am Laboratorium für Physikalische Chemie verfolgt mit seinem ERC-Projekt ehrgeizige Ziele: Mit neuen experimentellen Verfahren soll die Elektronendynamik in Molekülen gemessen werden.

ERC Starting Grant

Bereits zum fünften Mal vergibt der Europäischen Forschungsrats (ERC) die «Starting Independent Researcher Grants». Es handelt es sich um ein Förderinstrument, mit dem Projekte von vielversprechenden Wissenschaftstalenten unterstützt werden und ihnen den Aufbau einer eigenen Forschungsgruppe ermöglicht wird. Einziges Auswahlkriterium bei der Vergabe der Gelder ist die wissenschaftliche Exzellenz der Forscher und der eingereichten Projekte. ERC Starting Grants-Projekte werden mit bis zu 1,8 Millionen Schweizer Franken gefördert, verteilt auf eine Laufzeit von fünf Jahren.