Veröffentlicht: 30.11.10
Campus

Preisgekrönter Kompost für gute Saat in Ghana

Ihre Saat geht auf: Fünf Masterstudierende und Doktorierende wollen Bauern im Norden Ghanas helfen, mit organischem Dünger den Ertrag der Saaten zu verbessern. Nun wurde ihr Projekt «DeCo!» mit einem internationalen SEED Award ausgezeichnet. Entstanden ist das Projekt vor wenigen Monaten an der Climate-KIC-Summerschool.

Martina Märki
Das Team «DeCo!» arbeitet am Businessplan in der Summerschool an der ETH Zürich (v.l.): Gregor Martius, Maria Koon, Stephen Opuni, Katja Halbritter und Christoph Schmitz. (Bild: Philippe Hubler / ETH Zürich)
Das Team «DeCo!» arbeitet am Businessplan in der Summerschool an der ETH Zürich (v.l.): Gregor Martius, Maria Koon, Stephen Opuni, Katja Halbritter und Christoph Schmitz. (Bild: Philippe Hubler / ETH Zürich) (Grossbild)

Im Sommer trafen sie erstmals aufeinander, nun können sie bereits erste Erfolge vorweisen. Gemeint sind fünf Teilnehmende der ersten Climate-KIC-Summerschool (siehe ETH Life-Artikel vom 16.08.2010), die im Sommer dieses Jahres auch an der ETH Zürich stattfand. Sie haben als Businessidee zum Klimaschutz das Projekt «DeCo!» entwickelt, das nun mit einem SEED Award von UN- und anderen Umweltorganisationen (siehe Kasten) ausgezeichnet wurde.

«DeCo!» will Bauern in Ghana helfen, Chemiedünger für den Ackerbau durch Bio-Dünger zu ersetzen. Die Idee: Biologische Siedlungsabfälle, aber auch solche aus der Landwirtschaft und Industrie, sollen in kleinen, dezentralen Fabrikationsanlagen zu Kompost verarbeitet und an die lokalen Bauern verkauft werden. Damit werden klimaschädliche Methan- und Stickoxid-Emissionen verhindert und gleichzeitig die Erträge der Bauern verbessert. Es werden Arbeitsplätze geschaffen und die saisonale Landflucht in der Trockenzeit könnte gemildert werden.

80 Prozent der Einwohner im Norden von Ghana sind direkt von der Landwirtschaft abhängig. Die Böden in der Savannenregion im Norden des Landes sind jedoch ausgelaugt. Es fehlt an Humus und Nährstoffen. Der Einsatz von Chemiedüngern ist teuer, schadet der Umwelt und führt nur kurzfristig Nährstoffe zu. Weil der humusarme Boden wenig Wasser hält, werden die Nährstoffe bei Regen einfach weggeschwemmt. Die Bodenqualität wird langfristig immer schlechter. «Es gab bereits eine Initiative, die Bauern dazuzubringen, ihre Böden mit selbst hergestelltem Kompost zu verbessern. Aber Kompostieren funktioniert nicht einfach so, das will gelernt sein und verursacht viel Arbeit.», erklärt «DeCo!»-Mitglied Gregor Martius, der an der ETH Umweltnaturwissenschaften studiert hat und derzeit seine Masterarbeit an der Eawag schreibt. «Deshalb war diese Initiative bis jetzt nicht erfolgreich.»

Produktion gestartet

Hier setzt das Projekt «DeCo!» an: Die Kompostproduktion soll nicht auf individueller Basis erfolgen, sondern in professionellen Kleinbetrieben, die letztlich selbsttragend wirtschaften sollen. Eine erste Pilotanlage ist bereits seit Oktober in Einsatz. Dank guten Kontakten in Ghana konnte im kleinen Dorf Kukuo Yepalsi, zehn Kilometer westlich von Tamale, ein Areal für die Kompostierung samt Lagerhalle genutzt werden. Der Betrieb wird von zwei einheimischen Managern geführt und soll noch in dieser Saison 50 Tonnen Dünger produzieren. Als Rohstoff dienen organische Siedlungsabfälle, aber auch Abfälle aus der Shea-Butter-Produktion in der Umgebung. Wenn alles läuft wie geplant, sollen im Jahr 2012 fünf solcher Anlagen im Distrikt Tamale existieren und insgesamt 3000 Tonnen organischen Dünger pro Jahr liefern.

Gute Vernetzung als Basis des Erfolgs

So jedenfalls sieht es der Businessplan vor, den die Gruppe an der KIC-Summerschool ausgearbeitet hat. «Die Summer School war derart motivierend, dass wir fest entschlossen waren, das Projekt umzusetzen», sagt Katja Halbritter, die vor kurzem ihr Masterstudium an der ETH Zürich abgeschlossen hat. «Es hat uns enorm geholfen, dass in unserem Team an der Summerschool gleich zwei Personen mit direkten Erfahrungen in Ghana zusammentrafen», betont Martius. Teamkollege Christoph Schmitz, Agrarökonom aus Deutschland, hatte bereits ein Vorgängerprojekt zum Thema Biodünger im Norden Ghanas betreut. Der Zufall wollte es, dass ein anderer Teilnehmer der Summer School, Stephen C. Opuni, aus Ghana stammt.

Derzeit ist Schmitz gerade wieder vor Ort in Ghana. Kontakte mit einem städtischen Abfallunternehmen stehen an. Das Unternehmen soll für den Gedanken der Mülltrennung in organischen und nichtorganischen Abfall gewonnen werden. Gerade für weitere Kontakte zu Entscheidungsträgern in Ghana und zu Entwicklungshilfeorganisationen ist der SEED Award nützlich. Ein erklärtes Ziel der SEED-Initiative ist es nämlich, den ausgezeichneten Projekten zu helfen, auf eine grössere Basis zu kommen.

Wichtig sind aber auch gute Kontakte hier in Zürich. So konnte das Projekt von Business-Ratschlägen von ETH transfer profitieren, besonders aber von den fachlichen Ratschlägen von Kompostexperten am Departement für Umweltwissenschaften und an der Eawag. Und mit dem bekannten ETH-Spin-off-Unternehmen für Klimakompensationszahlungen, myclimate, bahnt sich eine längerfristige Zusammenarbeit an. myclimate prüft derzeit, ob «DeCo!» alle Voraussetzungen erfüllt, um als klimarelevantes Projekt gemäss Goldstandard ins myclimate-Projektportfolio aufgenommen zu werden. Damit hätte das Projekt auch eine Quelle finanzieller Unterstützung für die Zukunft gewonnen. Die Suche nach potenziellen Finanzierungsquellen für die Aufbauphase ist derzeit noch in vollem Gang.

SEED Award

Die SEED Awards für Unternehmen im Bereich Nachhaltiger Entwicklung werden jährlich vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP, vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, UNDP, und von der Internationalen Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen, IUCN, vergeben. Ziel ist, die vielversprechendsten und innovativsten lokalen Startup-Unternehmen im Sozial- und Umweltbereich in Entwicklungsländern zu fördern. Eine internationale Experten-Jury wählt Projekte, die das Potenzial haben, echte Verbesserungen in der Armutsbekämpfung und im Bereich Nachhaltigkeit zu erzielen. Die SEED-Award-Preisträger erhalten kein Geld, sondern werden mit individuell zugeschnittenen Business-Services und Netzwerkmassnahmen unterstützt.