Veröffentlicht: 05.10.10
Campus

Lokaltermin Energie

Eine weltweit steigende Energienachfrage mit weniger Emissionen befriedigen, zur Lösung dieser Herausforderung möchte die ETH Zürich beitragen. Am Lokaltermin des ETH-Präsidenten stellte die ETH Zürich gemeinsam mit der ETH Zürich Foundation innovative Projekte vor und informierte über Geplantes und Erreichtes.

Martina Märki
Sie diskutierten über Energie der Zukunft (v.l.): Christian Franck, Professor für Hochspannungstechnik, Aldo Steinfeld, Professor für Erneuerbare Energieträger, Moderator Beat Glogger, Kurt Rohrbach, Vorsitzender Unternehmensleitung BKW FMB Energie AG, und Peter Terwiesch, Chief Technology Officer ABB Group. (Bild: Tom Kawara / ETH Zürich)
Sie diskutierten über Energie der Zukunft (v.l.): Christian Franck, Professor für Hochspannungstechnik, Aldo Steinfeld, Professor für Erneuerbare Energieträger, Moderator Beat Glogger, Kurt Rohrbach, Vorsitzender Unternehmensleitung BKW FMB Energie AG, und Peter Terwiesch, Chief Technology Officer ABB Group. (Bild: Tom Kawara / ETH Zürich) (Grossbild)

Eingeladen hatten der ETH-Präsident und die ETH Zurich Foundation ins alte Hochspannungslabor der ETH Zürich. Manch ehemaligem ETH-Absolventen unter den eingeladenen Energiefachleuten, Industrievertretern und Partnern der ETH kamen angesichts der Szenerie nostalgische Erinnerungen an die eigene Studienzeit. Doch was an diesem Lokaltermin vermittelt werden soll, ist die Energiezukunft.

ETH-Präsident Ralph Eichler zeigte sich erfreut über das seit kurzem deutlich zunehmende Interesse von Studienwilligen am Fach Maschinenbau und an der sehr erfolgreichen Einführung des Masterstudiengangs Energy Science. Die Industrie ist auch auf junge, qualifizierte Nachwuchs-Elektroingenieure angewiesen. Deshalb will die ETH Zürich den Fachbereich elektrische Energietechnik mit drei neuen Professuren ausbauen. Bereits konnte sie dank grosszügiger Unterstützung der Industrie zwei neue Professoren berufen. Die Dritte soll rasch folgen.

Elektrische Energie als Schlüssel

Elektrische Energietechnik steht im Mittelpunkt dieser Initiative, weil die Energiestrategie, die das Energy Science Center (ESC) der ETH Zürich entwickelt hat, Elektrizität als Rückgrat des Energiesystems der Zukunft sieht, wie Konstantinos Boulouchos, Chairman des Managing Board des ESC und Professor am Institut für Energietechnik, erläuterte. Nur auf dieser Basis lasse sich das angesichts des Klimawandels wichtige Ziel einer Gesellschaft, in der jeder Einzelne nicht mehr als eine Tonne CO2 im Jahr «produziere», erreichen. Dass dazu Forschungsbedarf auf ganz unterschiedlichen Ebenen besteht, zeigten die am Lokaltermin vorgestellten Forschungsbeispiele. Sie reichten von der Suche nach neuen Bio-Kraftstoffen für Null-Emissions-Verbrennungssysteme (ein Forschungsprojekt, an dem 10 Industriefirmen aus ganz Europa beteiligt sind), bis zum kürzlich gegründeten Spinoff-Unternehmen Climeworks, das ein Verfahren entwickelt hat, das das Treibhausgas CO2 aus der Luft energieeffizient und solarbetrieben binden und als nützlichen Rohstoff wieder freigeben kann. Dieser Rohstoff kann wiederum zur Herstellung von synthetischen flüssigen Treibstoffen wie Benzin, Diesel oder Kerosin verwendet werden. Im Projekt Artemis schliesslich arbeiten Verkehrsplaner, Maschinenbauer und Elektrotechniker zusammen, um für die Netzbetreiber der Stadt Zürich zu modellieren, welche Stromressourcen wo gebraucht werden, wenn im Zürich der nicht allzufernen Zukunft die Mehrheit der Verkehrsteilnehmer per Elektromobil unterwegs ist.

Das Netz der Zukunft

Wie der Strom der Zukunft erzeugt werden soll, darüber gibt es viele Meinungen. Kurt Rohrbach, Vorsitzender der Unternehmensleitung BKW FMB Energie AG betonte, für ihn als Energielieferanten sei in jedem Fall der Kostenfaktor wichtig. Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass er mit Sicherheit nicht nur lokal erzeugt werden kann. Aldo Steinfeld, Professor für Erneuerbare Energieträger an der ETH Zürich und am Paul Scherrer Institut PSI, erläuterte dies in Hinblick auf die Solarenergie. Er sehe durchaus ein Nebeneinander von lokaler Energiegewinnung mittels Photovoltaik, etwa mittels Solarzellen auf dem Hausdach, und der zentralen Stromerzeugung mittels grosser solarthermischer Kraftwerke. Ähnlich sah es auch Christian Franck, Professor für Hochspannungstechnik an der ETH Zürich. Er entwickelt elektrische Hochleistungsschalter für Gleichstrom. Sie werden beispielsweise bei der Stromübertragung von grossen Off-shore-Windparks benötigt. Denn das Netz der Zukunft, insbesondere wenn Strom über weite Strecken übertragen werden soll, wird nicht wie das heutige Stromnetz auf Wechselstrom basieren, sondern auf Gleichstrom, und das erfordert völlig neue Technologien. Nur in Form von Gleichstrom könne der Strom über weite Strecken, von Solarkraftwerken im Süden Europas oder in Afrika oder von Windparks weit draussen im Meer, ohne allzu grosse Energieverluste transportiert werden. Deshalb, betonte Peter Terwiesch, Forschungschef von ABB, brauche die ABB gut ausgebildete Leute, die solche Technologien mitentwickeln und umsetzen könnten.

Energieinitiative der ETH Zürich

Genau in diese Richtung zielt die Energieinitiative der ETH Zürich. Mit Hilfe von drei neuen Professuren für die elektrische Energietechnik soll der Elektroingenieur-Nachwuchs und die Strombranche der Schweiz gestärkt werden. Gleichzeitig sollen Forschung und Entwicklung erneuerbarer Energien beschleunigt werden. Die ETH Zürich möchte so ihre weltweit führende Stellung als Innovationsmotor im Bereich der elektrischen Energie ausbauen und gleichzeitig zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz beitragen.

Ausbau der Kompetenzen in der elektrischen Energietechnik

Ziel ist die Etablierung von drei neuen ETH-Professuren zusätzlich zu drei bereits bestehenden Professuren im Bereich elektrische Energietechnik. Dafür sucht die ETH Zürich gemeinsam mit der ETH Zürich Foundation die Unterstützung durch Partner. Dank der Unterstützung von ABB, Alstom, EKZ, EWZ sowie den Untermehmen des Verbundes swisselectric (Alpiq, Axpo, BKW, CKW, EGL) konnten bereits zwei Professuren berufen werden: Mit Prof. Christian Franck, Professor für Hochspannungstechnik, und Prof. Christoph Müller als Assistenzprofessor «Energy Technology». Die dritte, neue Professur soll rasch folgen können.
Auskünfte zur Initiative und den Fördermöglichkeiten erteilt die ETH Zürich Foundation.

 
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