Veröffentlicht: 21.11.08
Latsis-Preis der ETH Zürich

Karriereschub dank Vitamin B6

Teresa Fitzpatrick ist die erste Frau, die den Latsis-Preis der ETH Zürich erhält. Die Pflanzenwissenschaftlerin wird am morgigen ETH-Tag für ihre Entdeckungen rund um die Biosynthese von Vitamin B6 geehrt.

Peter Rüegg
Pflanzenwissenschaftlerin Teresa Fitzpatrick ist die erste Frau, die den Latsis-Preis der ETH erhält.
Pflanzenwissenschaftlerin Teresa Fitzpatrick ist die erste Frau, die den Latsis-Preis der ETH erhält. (Grossbild)

Morgen wird Teresa Fitzpatrick vor grossem Publikum die Gratulation der Rektorin entgegennehmen, denn die Irin ist die erste Frau, die den mit 25'000 Franken dotierten Latsis-Preis der ETH Zürich, der seit 1985 vergeben wird, erhalten hat. Für die Pflanzenwissenschaftlerin ist dies der erste Preis, den sie für ihre Forschung bekommt, und zwar „für ihre herausragende Arbeit zur Biosynthese des Vitamins B6 über einen neuen Stoffwechselweg und ihren Beitrag zum Verständnis seiner Wirkungsweise und Beteiligung an Entwicklungsvorgängen und Stressreaktionen in Pflanzen“.

An der ETH auf die Pflanzen gekommen

Aufgewachsen ist die 39-jährige Forscherin im County Laois (sprich: Liisch) in Irland, verbrachte dort ihre Schulzeit, studierte und doktorierte schliesslich in Biochemie am University College Dublin. Nach ihrem Studium arbeitete sie in London am Imperial Cancer Research Fund. Danach begann sie als Postdoc in der Gruppe von Nikolaus Amrhein, Professor em. für Biochemie und Physiologie der Pflanzen am Institut für Pflanzenwissenschaften der ETH Zürich, wo sie schliesslich 2003 als Oberassistentin angestellt wurde und seit Mitte dieses Jahres eine SNF-Professur inne hat.

Mit Pflanzenwissenschaften habe sie bis zu ihrem Stellenantritt an der ETH nichts zu schaffen gehabt, gibt die Forscherin unumwunden zu. „Ich habe eine Ausbildung als klassische Biochemikerin.“ Rasch hat die Biochemikerin aber erkannt, dass die Synthese von Vitamin B6 in grünen Pflanzen terra incognita ist – und hat sich ganz diesem Forschungszweig verschrieben. Im Lauf der Zeit ist es ihr dann auch geglückt herauszufinden, wie die Pflanzen diesen lebenswichtigen Stoff herstellen. Zudem hat sie begonnen, den Syntheseweg für Vitamin B1 aufzuklären, was eine grössere Herausforderung ist, da dieser Weg über unzählige bisher unbekannte Zwischenschritte verläuft.

Auf nach Genf

Ironie des Schicksals ist, dass mit der Ehrung am ETH-Tag Fitzpatricks mehrjährige Arbeit am Institut für Pflanzenwissenschaften zu Ende geht. In einem Monat wird sie eine unbefristete Stelle als Ausserordentliche Professorin an der Universität Genf antreten. Die an der ETH begonnene Forschung an der Familie der B-Vitamine wird sie in der Westschweizer Metropole fortführen.

Noch werfen diese Pflanzenstoffe viele Fragen auf. So ist weitgehend unklar, wie Pflanzen die Synthese von Vitamin B6 regulieren und wie sie dessen Transport bewerkstelligen. Zudem wird sich die Biochemikerin mit dem Syntheseweg von Vitamin B1 auseinandersetzen, da bei diesen Prozessen noch vieles unbekannt ist. „Die Regulationsprozesse zu kennen, ist wichtig, wenn man will, dass Pflanzen Vitamin B6 überexprimieren können“, sagt Fitzpatrick. Die Forscherin denkt daran, den Syntheseweg in Nutzpflanzen einzubauen und dadurch eine Art vitaminangereicherten „functional food“ züchten zu können.

Um diese Forschung durchführen zu können, werde sie versuchen weiterhin mit ETH-Forschenden zusammenzuarbeiten. „Die Kontakte werden sicher bestehen bleiben.“ Allerdings wird sie zuerst eine neue Gruppe aufbauen, zwei neue Doktoranden und ein Techniker werden mit ihr umziehen. Später werden zwei weitere Doktoranden und zwei Postdocs zu ihrer Gruppe stossen. In zwei Jahren wird sie auch Vorlesungen halten.

Erstklassige Community

Obwohl sich Teresa Fitzpatrick auf ihre neue Stelle freut, ist ihr Abgang an der ETH auch mit ein wenig Wehmut verbunden. Die Expertendichte sei hier gross, und in Professor Nikolaus Amrhein habe sie einen Mentor gefunden, der sie stark gefördert habe. „Ich habe der ETH viel zu verdanken“, betont sie. Andererseits seien unbefristete Stellen in der Wissenschaftswelt sehr dünn gesät. Für sie sei entscheidend gewesen, dass sie in der Schweiz weiterforschen könne. Das hat sowohl fachliche als auch persönliche Gründe. Sie habe sich in den letzten Jahren ein grosses Netzwerk aufgebaut, das sie auch in Genf nutzen könne. „Die Community der Pflanzenwissenschaftler ist hierzulande wirklich erstklassig“, sagt sie.

 
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