Veröffentlicht: 13.10.08
Interdisziplinäre Vorlesung zum globalen Klimawandel

Komplexität des Klimawandel verstehen lernen

„Business and Politics of Climate Change“ heisst eine der Vorlesungen an der ETH Zürich in diesem Herbstsemester. Sie richtet sich nicht nur an Studierende, sondern auch an ein breites hochschulinternes und –externes Publikum.

Simone Ulmer
Vom Wissen zum Handeln - im Bild eine Demonstration gegen Kohlekraftwerke in Deutschland - klafft eine Lücke, die eine interdisziplinäre Vorlesung an der ETH zu überbrücken hofft. (Bild: flickr.com/zeitrafferin)
Vom Wissen zum Handeln - im Bild eine Demonstration gegen Kohlekraftwerke in Deutschland - klafft eine Lücke, die eine interdisziplinäre Vorlesung an der ETH zu überbrücken hofft. (Bild: flickr.com/zeitrafferin) (Grossbild)

Renate Schubert, Professorin für Nationalökonomie und Leiterin des Institute for Environmental Decisions (IED) der ETH Zürich, und Volker Hoffmann, Assistenzprofessor für Nachhaltigkeit und Technologie und Leiter der SusTec-Forschungsgruppe am Departement Management, Technologie und Ökonomie der ETH Zürich, riefen erstmals eine interdisziplinäre Vorlesung zum globalen Klimawandel ins Leben. „Zum Thema Klimawandel hat die ETH Zürich eine grosse Expertise vorzuweisen“, sagt Volker Hoffmann. Diese sei für ein fachfremdes Publikum jedoch oft schwer verdaulich. „Die verschiedenen Aspekte des Klimawandels allen involvierten Fachbereichen verständlich und grundlegend zu vermitteln, war Ansporn zu dieser Vorlesung.“

Weg vom „Kästchendenken“

Die Vorlesung vermittelt fachübergreifend die technisch-naturwissenschaftlichen und sozio-ökonomischen Aspekte des Klimawandels und dessen Komplexität. Zielgruppe sind dabei vor allem Fachleute aller Art, die sich in einzelnen Aspekten des globalen Klimawandels gut auskennen, ihr Wissen in anderen Bereichen jedoch noch verbessern wollen. „Wir möchten damit einen Beitrag leisten, aus dem ‚Kästchendenken’ der einzelnen Disziplinen herauszukommen und dadurch die Perspektive zu erweitern“, sagt Renate Schubert. Eine zentrale Frage sei etwa, warum trotz des grossen Know-how, das bereits vorhanden ist um dem Klimawandel entgegen zu wirken, die bisherigen Massnahmen wenig sichtbar und wenig effektiv sind. Nur wenn naturwissenschaftliches, technisches und sozialwissenschaftliches Wissen zusammengeführt werden, gibt es eine realistische Chance auf tatsächlich umsetzbare Veränderungen.

Was in der Forschung bereits angekommen ist, wollen die beiden Wissenschaftler durch ihre Vorlesung nun auch in die Lehre bringen: Interdisziplinarität. „Wir erhoffen uns dadurch auch eine Art Ideenpool“, sagt Schubert. Studierende und Forschende sollen für technisch-wissenschaftliche ebenso wie für ökonomisch-politische Aspekte des globalen Klimawandels umfassend sensibilisiert werden. Sie sollen Verbindungen zwischen den Fragestellungen der verschiedenen Disziplinen erkennen und auf diese Weise ihre eigene Arbeit interessanter und relevanter machen können.

Projekt ClimPol

Während nun also im Bereich der Lehre das interdisziplinäre Arbeiten und Denken auf dem Gebiet des Klimawandels gefördert wird, wurden parallel dazu auch weitere Forschungsprojekte initiiert. Zu Beginn des Jahres bewilligte das Competence Center Environment and Sustainability (CCES) das Projekt ClimPol (Climate Policy Making for Enhanced Technological and Institutional Innovations). ClimPol betrachtet den Klimawandel aus ökonomischer und allgemein sozialwissenschaftlicher Perspektive. Darüber soll die bereits erwähnte zentrale Frage, wieso, trotz interessanter technologischer Optionen so wenige Massnahmen wirksam umgesetzt sind, geklärt werden. Aus der Analyse des Verhaltens massgeblicher Akteure wie dem Staat, den Konsumentinnen und Konsumenten, den land- und forstwirtschaftlichen Betrieben und der Industrie werden Empfehlungen abgeleitet, wie die Lücke zwischen Wissen und Handeln geschlossen werden kann. Auf einer solchen Basis kann man dem Klimawandel effizienter entgegentreten als es vielfach bisher der Fall ist, sagen die beiden Wissenschaftler.

An dem für vier Jahre laufenden Projekt sind elf Teilprojekte und zehn Professuren aus fünf Disziplinen beteiligt. Ein derartiger interdisziplinärer Forschungsansatz ist nach dem Kenntnisstand von Catharina Bening, der Koordinatorin von ClimPol, in dieser komplexen Form einzigartig.

Gefragte Interdisziplinarität

Das Interesse an interdisziplinären Ansätzen ist an der ETH gross, sagt Schubert. Dies gelte natürlich ganz besonders für Themen wie den globalen Klimawandel, die aus sich heraus nicht isoliert von einzelnen Disziplinen sinnvoll angegangen werden können. Der Hörsaal der Klimavorlesung ist jedenfalls seit Semesterbeginn voll und die Vielfalt der unter den Teilnehmenden zu findenden Disziplinen ist beeindruckend, sagen Schubert und Hoffmann. Deshalb ist geplant, diese „neue“ Art der Wissensvermittlung auch nach diesem Semester weiterzuführen.

Wer mehr – etwa über Unsicherheiten, Kosten-Nutzen Analysen oder ökonomische Konsequenzen des globalen Klimawandels - erfahren möchte, kann bis zum 9. Dezember jeden Dienstagabend im HG D 3.2 von 17 bis 19 Uhr an den Vorlesungen (in englischer Sprache) teilnehmen. Für Studierende, die Kreditpunkte erwerben möchten, ist in der letzten Woche des Herbstsemesters ein Abschlusstest vorgesehen. Weitergehende Informationen sind für ETH- und Uni-Angehörige unter der Web-Adresse www.vwl.ethz.ch erhältlich.