Veröffentlicht: 27.09.08
Nacht der Forschung

Forschung die begeistert

Rund 15.000 Besucherinnen und Besucher waren am Freitag von der zweiten Nacht der Forschung fasziniert. Mehr als 500 Wissenschaftler informierten über ihre Wissensgebiete und luden die Gäste zum Experimetieren ein.

Thomas Langholz
Wirft man den Ball auf die Platte, so behält ihn der Roboter immer in der Mitte.
Wirft man den Ball auf die Platte, so behält ihn der Roboter immer in der Mitte. (Grossbild)

„Tok, tok, tok“ macht der Tischtennisball, wenn er von der beweglichen Metallplatte wieder zurückhüpft. Mit grossen Augen verfolgt Nick Steinbak dem Ball. Der Siebenjährige ist zum ersten Mal mit seinen Eltern an der Nacht der Forschung. „Super, wie hoch der hüpft!“, ruft er. Jetzt bekommt er einen grossen gelben Ball von dem Forscher im weissen Kittel und darf ihn fallen lassen. Der schwere Ball springt nicht so hoch. Was wie ein nettes Spiel aussieht, hat einen ernsten wissenschaftlichen Hintergrund. „Blinder Jongleur-Roboter“ heisst das Experiment des Departements Maschinenbau und Verfahrenstechnik (D-MAVT). „Ziel war es, mit einem intelligenten Design ein Experiment ohne Sensoren zu bauen“, sagt Doktorandin Angela Schölling. Die Nacht der Forschung hat auch für sie einen besonderen Stellenwert: „Durch diese interaktiven Experimente zeigen wir ein Forschung, die sonst nur hinter den Labortüren stattfindet. So können wir Leute einfach begeistern.“

Begegnung für jung und alt

Die Nacht der Forschung fand zur gleichen Zeit in 30 europäischen Ländern statt. Die Europäische Union unterstützt die Aktion mit ihrem Forschungsbudget, um Wissenschaft und Bevölkerung einander näher zu bringen. In Zürich fand die Nacht der Forschung bereits zum zweiten Mal statt. Rund 150 Forschungsgruppen unterschiedlicher Hochschulen, wie zum Beispiel der ETH Zürich, der Universität Zürich, der ZHAW, der EMPA oder der Industriepartner wie Alstom (Schweiz) luden zum Experimentieren und diskutieren ein. Von 17 Uhr bis Mitternacht zeigten sie an 70 Ständen an der Seepromenade und am Standort Zürichhorn, welche Wunderwelt die Wissenschaft zu bieten hat. In den Themenschwerpunkten „Wasser und Leben“, „Kraft und Bewegung“, „Sichtbar-unsichtbar“ oder „Forschung im Alltag“ präsentierten die Forscher Wissenschaft zum Anfassen. Stark umlagert war der Roboterstand am Zürichhorn. Die Wissenschaftler standen den Fragen der jungen Gäste Rede und Antwort. „Am meisten begeistern die Roboter, die klettern können, oder der Prototyp eines Marsroboters fasziniert auch“, sagt ETH-Student Martin Latta.

ETH-Rektorin Heidi Wunderli-Allenspach war mit ihrem Mann ans Zürichhorn gekommen. „Wenn ich hier die fröhlichen Gesichter sehe, dann weiss ich, dass jung und alt, Wissenschaftler und Studierende eine gute Zeit haben. Das zeigt, dass die Nacht der Forschung, die Veranstaltung ist, bei der die persönliche Begegnung zwischen Wissenschaft und der Bevölkerung stattfindet“, betont die Rektorin.

Wissenschaft auch auf dem See

Auf einer Showbühne sorgten Forschende und Comedy-Künstler mit verschiedenen Science-Shows für Unterhaltung. Auch Nick Steinbak (7), der junge Forscher mit dem Tischtennisball, wurde auf die Bühne gerufen. Dort überreichte ihm der Zürcher Stadtpräsident Elmar Ledergerber den ersten Preis des Fotowettbewerbs zum Thema Forschung in der Kategorie 6- bis 12-jährige. Als Geschenk erhielt er einen Gutschein, um seinen kommenden Geburtstag im Zoologischen Museum zu feiern.

Zwischen den beiden Standorten Zürichhorn und Bellevue verkehrten Shuttle-Schiffe im 10-Minuten-Takt. Auch diese kurze Fahrt konnte zum Dialog mit Forschenden genutzt werden. Diese unterhielten die Besucher mit kurzweiligen Vorträgen aus ihren Wissensgebieten. ETH Chemie-Nobelpreisträger Richard Ernst mahnte in seinem Vortrag zur Verantwortung: „Ohne Verantwortungsgefühl, ohne Weitblick und Solidarität, auch für die nachfolgenden Generationen wird die Menschheit nicht überleben können. Stellen Sie den Wissenschaftlern Fragen, warum sie etwas machen, nur über den Dialog kommen wir weiter.“

Dass wissenschaftliche Experimente auch zum Essen gut sind, zeigten junge Forschende in der Molekularküche. Ein in -197° Grad kaltem Stickstoff geeistes Rahm-Himbeer-Leckerli, präsentierte ganz neue Geschmackseindrücke. „Aussen knusprig und innen flüssig, habe ich so noch nie gegessen“, so ein verblüffter Koster.

 
Leserkommentare: