Veröffentlicht: 10.07.08
Medizintechnik

ETH-Student entwickelt Solar-EKG

Der Elektrotechnik-Student Felix Adamczyk hat ein EKG-Gerät entwickelt, das keinen Strom benötigt. Es eignet sich speziell für den Einsatz in Entwicklungsländern oder Krisengebieten. Adamczyk nennt es „Kadiri“, was in der tansanischen Sprache Kisuaheli „möglich machen“ bedeutet.

Saskia Wegmann
Felix Adamczyk mit seinem Solar-EKG am lebenden Modell.
Felix Adamczyk mit seinem Solar-EKG am lebenden Modell. (Grossbild)

Vor zwei Jahren hatte Felix Adamczyk die Idee, ein Solar-EKG zu bauen. Er beschäftigte sich zu der Zeit intensiv mit Afrika und hatte bereits einige tech- nische Geräte gebastelt. Das veran- lasste ihn, ein EKG- Gerät zu bauen, das auch in Entwicklungsländern erfolgreich eingesetzt werden kann. Die Anforderungen an ein solches EKG-Gerät sind denkbar einfach, wie Felix Adamczyk nach Rücksprache mit einer auf Medizintechnik spezialisierten Firma in Tansania erfahren hat: „Es sollte robust, kostengünstig und energieeffizient sein“, sagt er. Es sei Unsinn, medizinische Geräte aus Industrieländern zu kaufen und in Entwicklungsländer zu schicken. „Man muss die Geräte den lokalen Verhältnissen anpassen“ unterstreicht Adamczyk.

In Afrika Erfahrungen gesammelt

Im Sommer 2007 reiste er nach Tansania, wo er in einem Krankenhaus ein Praktikum absolvierte. Dort konnte er sich vor Ort ein Bild von der medizintechnischen Situation machen. Seine wichtigsten Erkenntnisse dabei: Die Stromversorgung in Entwicklungsländern ist oft nicht garantiert und Zubehör und Ersatzteile für herkömmliche EKG-Geräte sind schwer aufzutreiben. Ausserdem sollte die Handhabung einfach sein, so dass auch Ungeübte das Gerät schnell und ohne komplizierte Handgriffe einsetzen können. Dank diesem Wissen entwickelte er nach seiner Rückkehr mit grosser Begeisterung „Kadiri“, ein Solar-EKG, dessen Einsatz auch fernab der Zivilisation oder in Krisengebieten ohne Stromnetz möglich ist.

Den Strom liefern Solarzellen, die am Gerät angebracht sind. Herkömmliche EKG-Geräte verfügen über Klebeelektroden, Adamczyk verwendet für „Kadiri“ Klemmelektoden. Diese können wieder verwendet werden und haben deshalb eine viel längere Lebensdauer. Anstelle eines kleinen Leistungsakkus wird ein Bleiakku verwendet, da dieser günstiger und einfacher zu beschaffen ist. Sein Aufenthalt in Tansania hat Adamczyk gezeigt, dass herkömmliches Papier aufgrund der dort herrschenden Hitze mit der Zeit spröde werden würde. Deshalb kommt normales Kassenpapier aus dem Supermarkt zum Einsatz, auf welches das Millimeterraster direkt aufgedruckt wird.

Finanzielle Unterstützung der ETH

Mit seinem Solar-EKG erreichte Felix Adamczyk im Mai 2008 beim Bundeswettbewerb von Jugend forscht Deutschland den fünften Platz, dies auch dank finanzieller Unterstützung der ETH. Hier studiert der mittlerweile 21-jährige im zweiten Semester am Institut für Informationstechnologie und Elektrotechnik, wo ihm auch viel nützliches Wissen für die Entwicklung von „Kadiri“ vermittelt wurde.

Konkrete Pläne, „Kadiri“ auf den Markt zu bringen, hegt Adamczyk zurzeit aber nicht. „Für kleine bis mittelständische Firmen ist das Risiko zu gross, das Solar-EKG als Produkt aufzunehmen“ konstatiert er. Auch die Gründung einer eigenen Firma sei mit zahlreichen Risiken verbunden, die er im Moment nicht eingehen möchte. Erste Priorität hat bei ihm vorerst sein Studium an der ETH; diesen Sommer wird er die Basisprüfung absolvieren. Nach dem Prüfungsstress möchte er sich aber intensiv der Vermarktung von „Kadiri“ widmen.

 
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