Veröffentlicht: 11.10.07
Ausgezeichneter Artikel

Ausgezeichnete Karten

Professor Lorenz Hurni und Bernhard Jenny vom Institut für Kartografie der ETH Zürich (IKA) haben für einen im „The Cartographic Journal“ publizierten Artikel kürzlich den „Henry Johns Award“ erhalten. Die Auszeichnung für den besten im Jahr 2006 in dieser Fachpublikation erschienen Artikel erhielten sie für ihren Beitrag mit dem etwas umständlichen Titel „Swiss-Style Colour Relief Shading Modulated by Elevation and by Exposure to Illumination“. Die beiden Autoren beschreiben detailliert eine neue digitale Technik, mit der sich auf einfache Art und Weise Landkarten in der sogenannten Schweizer Manier, d.h. mit farbigen Geländeschattierungen, erstellen lassen.

Roland Baumann
Computergenerierte Karte aus dem Jahr 2005
Computergenerierte Karte aus dem Jahr 2005 (Grossbild)

Viele kennen sie aus dem Schulunterricht, die farbig schattierten Karten, die Landschaften in einer Art dreidimensionaler Technik abbilden. Seit 1964 bringt der Schweizer Mittelschulatlas von Eduard Imhof mit diesen bläulich-gelben Karten Generationen von Schülerinnen und Schülern auf plastische Weise die Welt näher. Entwickelt wurde die Darstellungstechnik ziemlich genau 100 Jahre früher, als der Kartograf Rudolf Leuzinger für den Schweizer Alpenclub (SAC) die erste Landkarte mit farbigen Geländeschattierungen im Lithographie-Verfahren herstellte. ETH-Professor Fridolin Becker verbesserte Ende des 19. Jahrhunderts die Technik durch den Einsatz natürlicherer Farben. Er liess den Farbkontrast bei den höchsten Gipfeln ansteigen und erreichte damit sein Ziel, einem Betrachter auf den ersten Blick die Formen des Geländes aufzuzeigen. Eduard Imhof, Gründer des Instituts für Kartografie, perfektionierte diese Technik und machte sie weltberühmt.

Einsatz digitaler Techniken

Die Herstellung dieser farbig schattierten Landkarten war immer eine aufwendige Prozedur, auch wenn fotomechanische Druckverfahren und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Offsetverfahren die Produktion vereinfachten. Eine ganz neue Ära brach mit dem Aufkommen von Computern an, mit denen sich nicht nur die herkömmlichen Techniken simulieren lassen. Neue Programme erlauben die Aufbereitung bestehender alter Karten.

Alte Karten neu einfärben

Das Institut für Kartografie hat eine digitale Methode entwickelt, die es erlaubt, Geländeschattierungen einzufärben. Ausgangspunkt ist ein digitales Höhenmodell des Geländes und eine – manuell oder digital erstellte – grau schattierte Karte des gleichen Ausschnitts. Auf dieser Karte werden bestimmten Referenzpunkten Farben zugewiesen. Die Software errechnet darauf die Farbwerte für sämtliche Punkte auf der Karte unter Berücksichtigung der Höhe und der Exposition gegenüber einer virtuellen Lichtquelle. So kann die Software beispielsweise den hellen Sonnenseiten von Gebirgen einen gelblichen Lichtton zuweisen, die schattigen Hänge in einem bläulichen Schattenton darstellen und flache Ebenen mit einem bläulichen Grün versehen. Dies sind die Farben, die den natürlichsten Eindruck vermitteln. Selbstverständlich lassen sich mit der Software aber beliebige Farbschemen ausprobieren, vergleichen und auswählen.

Den Praxistest hat die Software im Jahr 2005 bestanden, als das Institut für Kartografie auf Grundlage einer über 50 Jahre alten Original-Reliefzeichnung von Eduard Imhof ein neues Farbrelief für den Kanton Schaffhausen produziert hat. Dank der hervorragenden handschattierten Vorlagen konnte auf der computergenierten Karte eine ausserordentliche dreidimensionale Optik erzielt werden.