Veröffentlicht: 28.02.13
Campus

Das neue Querdenker-Labor

Tolle Idee, aber noch wenig Ahnung, wie daraus ein Serien-Produkt wird? Jetzt können ETH-Forschende und Studierende ihre Geschäftsidee mit Hilfe von Industrie-Coaches des «Innovation and Entrepreneurship Lab» schneller auf den Markt bringen.

Thomas Langholz
Geschäftsführer Peter Seitz diskutiert mit den beiden Firmengründern Florian Perrodin und Joël Busset technische Details ihrer akustischen Kamera. (Bild: Tom Kawara / ETH Zürich)
Geschäftsführer Peter Seitz diskutiert mit den beiden Firmengründern Florian Perrodin und Joël Busset technische Details ihrer akustischen Kamera. (Bild: Tom Kawara / ETH Zürich) (Grossbild)

Was aussieht wie ein grosser Propeller mit sechs Armen, ist in Wirklichkeit eine «akustische Kamera». Das Gerät identifiziert die Quelle von Geräuschen in einem Raum und zeigt diese auf einem Bildschirm an. Was zuerst in der Sicherheitstechnik zur Überwachung gedacht war, kann eventuell auch für Hörgeräte eingesetzt werden. Das Hörgerät der Zukunft filtert dann ein wichtiges Gespräch aus vielen Geräuschen heraus. Die Idee hierzu entwickelten Joël Busset und Florian Perrodin während ihrer Masterarbeit. Die beiden Ingenieure arbeiten jetzt im neuen «Innovation and Entrepreneurship Lab» (ieLab) an der industriellen Umsetzung ihrer Ideen der ETH Zürich. Dort unterstützt sie ein Coach nicht nur wissenschaftlich, sondern hilft ihnen auch bei Fragen zu Patenten oder Finanzierung.

Drei Standorte

Einer der erfahrenen Innovations-Experten ist Peter Seitz. Der Geschäftsführer des ieLab ist Professor für Mikrosystemtechnik an der EPFL, hat umfangreiche Industrieerfahrung und ist in vier Spin-off-Firmen aktiv. «Ziel des ieLab ist, die jungen Forscher und ihre innovativen Ideen bei der Umsetzung zu unterstützen und sie untereinander und mit den richtigen Ansprechpartnern zu vernetzen.»

Aktuell hat das ieLab zwei Standorte an der ETH. Während im ETH-Zentrum vor allem Ideen aus den klassischen Ingenieurwissenschaften unterstützt werden, können Studierende der Life Sciences die Laborräume auf dem Campus Hönggerberg nutzen. Bereits geplant ist ein dritter Standort im Technopark Zürich. Er soll Mitte des Jahres eröffnet werden. An jedem Standort können zehn Gruppen individuell gefördert werden. Neben Coachings hilft das ieLab zum Beispiel auch beim Aufbau von Industriepartnerschaften, bietet spezielle Laborarbeitsplätze an oder hilft bei der Suche nach Geldgebern.

Brücke zur Industrie

Die Idee zum neuen Labor hatte Roland Siegwart, Vizepräsident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen der ETH Zürich. «Während Forscher an der Zahl ihrer Publikationen gemessen werden und die Industrie an ihrem Markterfolg, gab es bisher keinen Raum, an dem sich beide Seiten austauschen können. Diese Lücke schliessen wir jetzt mit dem ieLab», sagt Siegwart. Insbesondere sollen die neuen Räume für Pioneer-Fellows, Spin-offs und den Studierenden der Fokus-Projekte offenstehen. Bei den Fokus-Projekten entwickeln Bachelor-Studierende während zwei Semestern selbstständig ein Produkt. Mit den «Pioneer Fellowships » (siehe Artikel in ETH Life) fördert die ETH Doktoranden oder Master-Studierende während bis zu 18 Monaten mit maximal 150‘000 Franken. Damit können die jungen Forscher beispielsweise einen ersten Prototyp herstellen, um damit das Marktpotential zu testen. Roland Siegwart betont, dass mit dem ieLab die Zeit von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt verkürzt werden soll: «Mit dem neuen Labor wollen wir eine stimulierende Umgebung für Querdenker schaffen, die ihre innovativen Ideen mit Marktkennern aus der Wirtschaft umsetzen können.»

 
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