Veröffentlicht: 14.03.11
Campus

Effiziente E-Autos

Die Elektroingenieure Markus Kramis und Roland Bucher haben zusammen das ETH Spin-off EVTEC gegründet. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Elektronik und Regelungstechnik und berät Kunden bei der Konzeption von Elektrofahrzeugen. Ein Markt mit viel Potenzial.

Anna Ehlert
Konzipiert keine ''fahrenden Särge'': Der ETH Spin-off EVTEC setzt bei der Konzeption von Elektrofahrzeugen auf sportliches Design. (Bild: zVg EVTEC)
Konzipiert keine ''fahrenden Särge'': Der ETH Spin-off EVTEC setzt bei der Konzeption von Elektrofahrzeugen auf sportliches Design. (Bild: zVg EVTEC) (Grossbild)

«Unter seidig glänzenden Tüchern verbargen sich die Resultate von acht Monaten harter Arbeit. Allein das Team «Albula» hat neben dem Studium rund 30'000 Arbeitsstunden in seinen Rennwagen investiert». So beginnt der ETH Life Artikel, der 2007 über die Ergebnisse des Fokusprojekts im Studiengang Maschinenbau und Verfahrenstechnik berichtete. Mittlerweile hat «Albula» seinen Dienst getan. Für Markus Kramis und Roland Bucher aber hat mit diesem Projekt alles angefangen. Mittlerweile haben die beiden Elektroingenieure mit EVTEC ihr eigenes Spin-off Unternehmen gegründet.

David Dyntar, Professor an der Luzerner Hochschule für Technik und Architektur (HTA), der am Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik (D-MAVT) einen Lehrauftrag hat, holte die begabten HTA-Studenten Markus Kramis und Roland Bucher für ihre Diplomarbeit an die ETH. Während dieser Zeit unterstützten sie angehende Maschineningenieure der ETH beim Bau von «Albula», einem Rennwagen mit Benzinmotor für den Akademischen Motorsportverein Zürich (AMZ). In den Jahren danach folgten Hybrid- und rein elektrische Rennwagen. Dabei hat Markus Kramis seine Faszination für Elektroautos entdeckt. «Ich habe gemerkt, dass wir schöne, sportliche Fahrzeuge bauen können», erzählt er begeistert, «nicht nur fahrende Särge». Mittlerweile haben Kramis und Bucher ihr Elektrotechnik-Studium mit dem Titel «Dipl. El.-Ing. FH» abgeschlossen und im letzten Jahr ihre eigene Firma gegründet – als «ETH Spin-off».

Spezialisten ihres Fachs

Für das Unternehmen mit Sitz in Emmenbrücke bei Luzern arbeiten mittlerweile nebst den Firmengründern ein angehender ETH-Maschineningenieur sowie ein weiterer Elektroingenieur. Das EVTEC-Team hat sich auf Elektronik und Regelungstechnik spezialisiert und berät seine Kundschaft bei der Konzeption von Elektrofahrzeugen. Wünschen die Kunden den Bau eines Prototypen, können dies die Elektro- und Maschineningenieure der EVTEC zusammen mit ihren Fertigungspartnern ebenfalls übernehmen.

Besonders stolz sind Markus Kramis und Roland Bucher darauf, dass sie ihre Firma ohne finanzielle Hilfe gegründet haben. Denn Aufträge erhielten sie schon, bevor es EVTEC gab. Während ihrer Arbeit an der ETH entwickelten sich Kramis und Bucher nämlich zu Elektrofahrzeug-Spezialisten und knüpften Kontakte zu anderen Fachspezialisten und Fertigungspartnern. So auch zur Firma Protoscar, für deren Elektro-Sportwagen Lampo II das EVTEC-Team die Elektronik geplant und aufgebaut hat. Zusammen mit dem Tessiner Unternehmen entwickelt EVTEC derzeit auch eine neue Ladestation für den Hausgebrauch. Dieses Home Charge Device soll später in Serie produziert werden und könnte sich zu einem wichtigen Standbein für EVTEC entwickeln. Protoscar stellte das Home Charge Device im März am Genfer Autosalon vor und bot dem jungen ETH-Spin-Off die Möglichkeit, an ihrem Stand präsent zu sein. Dort konnte sich EVTEC auch über die neuesten Entwicklungen in ihrer Branche informieren.

Markus Kramis betont aber, dass die meisten neuen Ideen während der täglichen Arbeit entstehen. Aber auch die Zusammenarbeit mit der ETH ist für EVTEC diesbezüglich immer noch wertvoll. Beispielsweise wirkt Kramis am Fokus-Projekt «SunCar» am D-MAVT mit. Ausserdem unterstützt EVTEC weiterhin Projekte, die das Departement zusammen mit dem AMZ Racing-Team realisiert.

Verheissungsvolle Zukunft

Für Kramis liegt die Zukunft in der Elektromobilität. Elektrische Antriebssysteme erreichen einen Wirkungsgrad zwischen 90% und 95%, Verbrennungsmotoren hingegen nur einen von 35%. Neben den rein elektrischen Fahrzeugen haben auch Elektrofahrzeuge mit «Range-Extender» ihre Berechtigung, ist Kramis überzeugt. Bei diesen Autos ist ein kleiner Verbrennungsmotor eingebaut, der zur Not benutzt werden kann, wenn die Akkus des Elektroautos leer sind.

Noch sind Elektrofahrzeuge für die meisten Autofahrer zu teuer. Ausserdem gibt es in der Schweiz nicht genügend öffentliche Ladestationen, um sicherzustellen, dass dem Motor nicht der Strom ausgeht, bevor das Ziel erreicht ist. Das ist dem EVTEC-Team prompt passiert, als es mit dem Lampo II auf dem Heimweg vom Tessin war, wo Protoscar ansässig ist. Der Gotthardtunnel war gesperrt und das Team musste deshalb über den Pass fahren. Die Änderung der Route führte dazu, dass die Akkus leer waren, bevor die nächste Ladestation in Reichweite war. Das EVTEC-Team bewies auch in dieser Situation Erfindergeist und fand im Nu eine Lösung: Es lud die Akkus mit Strom aus der Steckdose eines Selecta-Automaten.

Mit ihrer Begeisterung haben die Firmengründer auch ihren Praktikanten angesteckt. Vasco Lenzi, Maschinenbaustudent der ETH Zürich, ist zuversichtlich: «In 30 Jahren, wenn fast alle Menschen Elektroautos besitzen, können wir auf langjährige Erfahrung in diesem Business zurückblicken und unsere Dienstleistungen werden bestimmt sehr gefragt sein».

 
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