Bitte keine Karos
Werden Frauen im Beruf unterschätzt, liege das oft an der Kleidung, sagt Imageberaterin Corinne Staub. Wer sich bewusst und «richtig» kleide, sei deshalb im Vorteil. Wie das geht, erklärte sie in ihrem Vortrag «Was soll ich bloss anziehen?» an der ETH Zürich.
Kleider machen Leute – das merkte schon der Wissenschaftler in Saint-Exupérys Erzählung «Der kleine Prinz», der erst ernst genommen wurde, als er für die Präsentation seiner astronomischen Entdeckungen Pluderhose und Turban gegen einen Anzug tauschte. Wäre er bei Corinne Staub in der Stilberatung gewesen, hätte er seine Garderobe von Anfang an richtig gewählt.
Staub ist Imageberaterin und Inhaberin der Firma «One». An der ETH hielt sie am Dienstagabend vor 120 Frauen ein Referat zum Thema Kleidung bei Berufseinstieg und Karriere. Organisiert wurde die Veranstaltung, die sich vor allem an Studentinnen und Alumni der ETH richtete, von ETH Alumni Career Services und der ETH-Fachstelle für die Chancengleichheit von Mann und Frau.
Dreiteiler wirkt kompetent
Für Frauen sei es schwieriger als für Männer, sich businesslike zu kleiden, glaubt Staub. Sie können nicht einfach zur Standardvariante Anzug, Hemd, Krawatte greifen, sondern müssen aus unzähligen Möglichkeiten geschickt das Richtige wählen. Kompetent wirkt laut Staub ein Outfit, das aus drei Teilen besteht. Zu Hose und Hemd oder Bluse gehört also immer auch eine Weste, ein Pullover oder eine Jacke, da eine zweiteilige Garderobe freizeitlich wirkt.
Zuerst nimmt der Betrachter die Farben wahr. Hier gilt: Je dunkler, desto formeller. Allerdings sorgen einzelne helle Akzente im Outfit für Dynamik und Klarheit und suggerieren, dass die Trägerin genau weiss, was sie will. Die helle Farbe soll stets in der Nähe des Gesichts sein. Eine helle Hose mit dunklem Oberteil lenkt den Blick auf die untere Körperhälfte. Bei Stoffen mit Mustern ist allgemein Vorsicht geboten, findet Staub. «Es sei denn, Sie wollen, dass Ihr Gegenüber mit dem Zählen von Karos oder Blumen beschäftigt ist, während Sie reden.»
Die Stilberaterin empfiehlt, vor jedem Anlass drei Schlüsselfragen zu beantworten: Wo gehe ich hin? Wie muss und will ich wirken? Welche Aufgabe habe ich am Anlass zu erfüllen? Aus diesen Fragen ergibt sich der passende Dresscode. Zum Vorstellungsgespräch bei der UBS erscheint man anders gekleidet als zur Arbeit im Chemielabor – die grundlegenden Richtlinien bleiben aber stets dieselben. Auch Stilsünden wie übermässiges Make-up, klimpernder Schmuck oder ganz flache Schuhe sind bei jedem Geschäftsoutfit tabu.
Den eigenen Stil entwickeln
Dresscodes seien hilfreich, weil man zwangsläufig nach seinem Äusseren beurteilt werde, sagt Staub. Die Einschätzung eines Menschen aufgrund seiner Kleidung erfolge dabei grösstenteils unbewusst. Deshalb kann mit einfachen Tricks die Wirkung, die man auf sein Gegenüber hat, erfolgreich gesteuert werden. Das heisst aber nicht, dass sich alle gleich kleiden sollen, betont die Fachfrau für Stilfragen. Innerhalb der Richtlinien soll jede Frau ihren ganz persönlichen Stil entwickeln. Und ein Outfit muss nicht nur gut aussehen, es muss sich auch so anfühlen. «Sympathisch lachen kann ich nur in bequemen Schuhen», sagte Staub, die mit ihrer leisen Selbstironie das Publikum von Anfang an für sich einnahm.
Die 28-jährige IT-Beraterin Shara Ebrahimi sass letztes Jahr schon im Publikum. Die ehemalige Elektrotechnik-Studentin hält viel von den Tipps der Imageberaterin und setzt sie in ihrem Berufsalltag um: «Ich fühle mich tatsächlich viel sicherer, wenn ich ein Outfit aus drei Teilen trage.» Auch Fernande Schneider war von Staubs Ausführungen begeistert. Die 59-jährige ehemalige Versicherungsangestellte befindet sich nach einer Arbeitspause nun auf Stellensuche. Durch ihre langjährige Arbeitserfahrung verfüge sie bereits über die Grundlagen zum Thema Businesskleidung. Aber so detailliert habe sie es noch nie gehört. «Ich war wohl nicht zum letzten Mal hier», lachte sie.
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zu den Kernaufgaben der ETH Alumni Organisation. Die Career Services unterstützen Alumni und Studierende der ETH beim Übergang in die
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