Veröffentlicht: 08.04.09
Mittwochskolumne

Auch mal Loben statt Nörgeln

Mit Jammern auf hohem Niveau , Nörglern und Undankbarkeit, befasst sich die erste Kolumne von VSETH Präsident Daniel Stuber.

Daniel Stuber
VSETH-Präsident Daniel Stuber
VSETH-Präsident Daniel Stuber (Grossbild)

Mitten in der Karwoche darf ich als VSETH Präsident meine erste ETH Life Kolumne schreiben. Ich dachte mir, als Einstieg passend zu der Fastenzeit könnte man sich durchaus wieder mal auf die vielen positiven Sachen besinnen, die wir tagtäglich erleben dürfen. Zum einen als Schweizer, zum anderen auch als ETH-Angehöriger schadet es bestimmt nicht, wenn man sich von Zeit zu Zeit wieder bewusst wird, dass wir auf einem sehr hohen Niveau jammern.

Wenn ich auf meine bisher noch bescheidene Vergangenheit zurückblicke, muss ich trotz kleinen Rückschlägen zugeben, dass ich keinen Grund zum Klagen habe. Aufgewachsen als Kind vom Lande, in geordneten Verhältnissen gross geworden, normal zur Schule gegangen, eigentlich alles durchschnittlich – zumindest für unsere Verhältnisse. Würde ich den Kontinent wechseln, hiesse alltäglich wahrscheinlich etwas anderes. Aber als Kind sieht man doch gerne immer das, was man nicht hat. Kaum hat man es, ist es nicht mehr interessant. Schade eigentlich. Wenn ich daran denke, wie viele Stunden ich als Kind hätte spielen können, anstatt mich mit meinem Bruder um etwas zu zanken. Wäre mir dort bewusst gewesen, dass andere Kinder froh wären, sie hätten überhaupt irgendwas zu essen, dann wäre ich bestimmt schneller zufrieden gewesen.

Auch bei uns im VSETH findet man immer wieder zahlreiche Beispiele, wie sich Nörgler austoben können. Gerade bei ehrenamtlichen Tätigkeiten ist das ein Problem, das massiv auf die Motivation der Freiwilligen drücken kann. Man stelle sich zum Beispiel einen Studenten vor, der für seinen Fachverein einen Anlass organisiert. Solange alles funktioniert, wie es soll, ist die Welt in Ordnung. Aber kaum geht zum Beispiel das Essen aus, schon stehen vereinzelte Nörgler auf der Matte und beklagen sich über die schlechte Organisation. Dabei könnten sich diese Personen doch über den Anlass freuen. Meistens sind es dann noch Personen, die selbst noch nie etwas Ähnliches organisiert haben. In solchen Momenten kann ich jeden Helfer verstehen, der sich sagt, dass er das letzte Mal freiwillig gearbeitet hat.

Solche Beispiele gibt es natürlich auf allen Ebenen. Ich denke, dasselbe wird auch einem Professor in der Vorlesung passieren. Wo bedanken sich Studierende mit einem direkten Feedback an den Dozenten für eine hervorragende Vorlesung? Es wird vorwiegend kritisiert, wenn es nicht so ist wie gewünscht. Immerhin versuchen wir hier im VSETH mit der Goldenen Eule etwas entgegen zu steuern.

Deshalb, wer kennt das nicht? Man setzt sich für etwas ein und wäre froh um einige anerkennende Worte. Wenn sie ausbleiben, kann man probieren sie zu fischen oder hoffen, dass sie ein andermal kommen. Im Gegenzug kann man sich auch fragen, wo habe ich schon profitiert und mich nicht dafür bedankt, oder noch schlimmer, über ein Detail gemeckert? Auch hier hat jeder bestimmt zahlreiche Beispiele. Aber auch nachträglich kann man sich mit anerkennenden Worten noch bedanken.

In diesem Sinne allen eine schöne Osterzeit und mit dem Jammern beginne ich dann das nächste Mal.

Zum Autor

Daniel Stuber ist derzeit ein viel beschäftigter junger Mann. Der 24-jährige ist noch bis zum Herbst dieses Jahres Präsident des VSETH. Er ist in Rotkreuz aufgewachsen und absolvierte an der Kantonsschule Zug das Wirtschafts- und Rechtsgymnasium Zug. Nach der Matura 2003 begann er sein Studium in Materialwissenschaft an der ETH Zürich. Sein Studium hat er mit einem Industriepraktikum bei der Firma Geberit ergänzt. Mittlerweile ist er mit dem Thema «Materials and Economy» bei der Vertiefungsrichtung seines Masterstudiums angelangt. Um sich auf das VSETH-Präsidium zu konzentrieren, hat Stuber sein Studium jedoch fast unterbrochen, schreibt nun aber nebenbei sein zweites Masterprojekt über PLL-g-PEG Beschichtungen auf Metalloxidoberflächen. In seiner Freizeit kocht er oft und gerne, und noch lieber isst er, was er selbst oder andere gekocht haben. Zu seinen weiteren Leidenschaften zählt das Reisen, wobei ihm die asiatischen Länder nicht zuletzt wegen der Küche besonders sympathisch sind.