Veröffentlicht: 04.10.13
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Klimaforschung im Dialog

An der ETH-Klimarunde haben sich Forschende den Fragen eines interessierten Publikums gestellt, um über den neuen UN-Klimabericht und die Schlüsse daraus zu diskutieren. Darin, wie wichtig der Dialog mit der Bevölkerung, aber auch zwischen den Forschungsdisziplinen ist, waren sich die Expertinnen und Experten einig.

Angelika Jacobs
An der ETH-Klimarunde stellten sich Forschende und Fachleute den Fragen des Publikums. ETH-Professor Anthony Patt am Tischgespräch «Dialog zwischen Forschung, Gesellschaft und Politik». (Bild: Peter Rüegg / ETH Zürich)
An der ETH-Klimarunde stellten sich Forschende und Fachleute den Fragen des Publikums. ETH-Professor Anthony Patt am Tischgespräch «Dialog zwischen Forschung, Gesellschaft und Politik». (Bild: Peter Rüegg / ETH Zürich) (Grossbild)

«Wenn Sie ein Flugzeug besteigen wollen und man Ihnen sagt, mit fünf Prozent Wahrscheinlichkeit wird es abstürzen, werden Sie es wahrscheinlich nicht darauf ankommen lassen.» So begrüsste am Donnerstagnachmittag ETH-Präsident Ralph Eichler die Gäste der ETH-Klimarunde. Damit wies er auf einen wichtigen Aspekt der Klimaforschung hin: Sie arbeitet mit Wahrscheinlichkeiten. «Und wenn jetzt behauptet wird, die Klimaerwärmung wird mit fünf Prozent Wahrscheinlichkeit nicht passieren, lassen Sie es dann darauf ankommen?», fragte Eichler weiter.

Von Wahrscheinlichkeiten zu sprechen impliziert eine gewisse Unsicherheit. Und die Unsicherheit von Klimamodellen transparent zu machen, wie es der IPCC in seinem fünften Klimabericht getan hat, birgt die Gefahr, die Bevölkerung und Entscheidungsträger zu verunsichern. Sie nicht transparent zu machen, würde aber die Glaubwürdigkeit der Wissenschaftler gefährden. So warnte auch Hans von Storch vom Helmholtz Zentrum Geesthacht: «Wir Klimaforscher müssen achtsam sein, unser Vertrauenskapital bei der Gesellschaft nicht aufzubrauchen.»

Austausch auch mit anderen Disziplinen nötig

An der ETH-Klimarunde wurde klar: Die Lösung für dieses Problem liegt im Dialog: Unsicherheiten aufzeigen und einordnen, im direkten Austausch mit der Gesellschaft. Diesen suchten die Expertinnen und Experten, die bei Tischgesprächen den interessierten Besuchern Rede und Antwort standen. «Es ist sehr anregend, eins zu eins mit der Bevölkerung über Klimafragen zu sprechen», kommentierte Ulrike Lohmann, ETH-Professorin für Klimaphysik.

Wie gut verstehen wir, wie das Klimasystem funktioniert? Wie funktioniert ein Klimamodell? Wie wissen wir, dass menschliche Aktivitäten das Klima beeinflussen? Aber auch: Werden die Krankenkassen mit höheren Prämien auf den Klimawandel reagieren? Die Bandbreite der Fragen sei extrem gross, von wissenschaftlichen Details bis zu Auswirkungen des Klimawandels auf den Alltag, meinte auch Martin Wild, ETH-Professor für Klima und Strahlung.

Ganz im Zeichen des Austauschs stand auch das Tischgespräch «Dialog zwischen Forschung, Gesellschaft und Politik». In angeregten Diskussionen stellten die Experten und Gäste fest, dass auch ein Dialog der Disziplinen stattfinden muss: Der Klimawandel ist längst nicht mehr nur Thema der Klimawissenschaftler, sondern bringt viele soziale und kulturelle Fragestellungen mit sich. Aber auch die Ingenieurswissenschaften seien gefordert, mit technologischen Innovationen die Massnahmen gegen den Klimawandel zu unterstützen, so Anthony Patt, seit kurzem Professor für Mensch-Umwelt-Systeme an der ETH Zürich. «Die Klimaforschung sollte nicht nur warnen, sie sollte auch Lösungen vorstellen.» Letztendlich bräuchte es Lösungen, die in allen Ländern einsetzbar seien.

Wie wichtig der direkte Austausch insbesondere auch zwischen Forschenden und Politikern ist, betonte der Glarner Ständeherr Pankraz Freitag: «Wir müssen mehr miteinander reden, um einander besser zu verstehen.»

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Lesen Sie Originalzitate zum IPCC-Bericht von der gestrigen Klimarunde auf Twitter @ETHKlimablog, #Klimarunde.