Veröffentlicht: 03.04.13
Campus

Sieben Millionen Bücher auf einen Klick

Ab heute profitieren Zürcher Benutzerinnen und Benutzer von einem grossen Bibliotheksverbund: Sie können in einem einzigen Katalog über sieben Millionen Titel finden – egal, ob sie sich für medizinische Bücher, für Kunst oder für Japan interessieren.

Redaktion
Ab heute ist das Recherchieren für die Benutzerinnen und Benutzer der Zürcher Bibliotheken noch einfacher.  (Bild: Peter Rüegg/ ETH Zürich)
Ab heute ist das Recherchieren für die Benutzerinnen und Benutzer der Zürcher Bibliotheken noch einfacher. (Bild: Peter Rüegg/ ETH Zürich) (Grossbild)

Was kann man tun, um den Wissenschaftsstandort Zürich nachhaltig zu stärken? Seit langem arbeiten Forschende aus verschiedenen Institutionen an gemeinsamen Projekten oder benützen die gleiche Infrastruktur. Jetzt macht der Wissenschaftsstandort aber noch einen weiteren, wichtigen Schritt, um möglichst viel Wissen möglichst vielen Benutzern effizient zugänglich zu machen: Ein grosser Verbundkatalog erleichtert die Suche auf dem Platz Zürich.

Möglich wurde dies durch das Projekt INUIT (Integration Bibliothekssystem Universität Zürich) der Hauptbibliothek Universität Zürich, der Zentralbibliothek Zürich und der ETH-Bibliothek, die das Projekt koordiniert hat. Roman Boutellier, ETH-Vizepräsident für Personal und Ressourcen, fasst die Vorteile des neuen Angebots zusammen: «Mit dem gemeinsamen Katalog zeigen die Hochschulen den Willen, auf dem Platz Zürich noch enger zusammenzuwachsen. Zudem erhöhen wir die Qualität für alle Benutzer und sind erst noch kosteneffizienter.» Mit Abschluss des Projekts konnten nun die technische Infrastruktur gestrafft und Doppelspurigkeiten abgebaut werden.

Vielfältige Bestände – eine Suche

Die Kataloge der Zentralbibliothek und der ETH-Bibliothek sind schon seit 1994 über den Verbund NEBIS (Netzwerk von Bibliotheken und Informationsstellen in der Schweiz) integriert. Neu kommen Bestände von rund 70 weiteren Zürcher Hochschulbibliotheken mit einer grossen fachlichen Bandbreite dazu, so zum Beispiel der Bibliothek für Volkswirtschaft, der Japanischen Bibliothek oder der Medizinbibliothek Careum. Der Verbund umfasst in Zukunft rund 140 Bibliotheken aus der ganzen Schweiz. So finden die Benutzer mit nur einer Suchabfrage auch Bücher, die in spezialisierten Bibliotheken wie dem Museum Rietberg oder dem Staatsarchiv Zürich beheimatet sind. Insgesamt sind neu rund sieben Millionen Titel in einem Katalog erfasst.

«Die Benutzer können in allen Bibliotheken recherchieren, verwalten ihre Reservationen und Ausleihen in einem einzigen Bibliothekskonto und brauchen auch nur einen Bibliotheksausweis», erklärt Projektleiter Andreas Kirstein von der ETH-Bibliothek. Für Benutzer und Benutzerinnen der Zentralbibliothek, der Bibliotheken der Universität Zürich und der Pädagogischen Hochschule Zürich wird heute das neue, gemeinsame Rechercheportal aufgeschaltet, während das Wissensportal der ETH-Bibliothek bestehen bleibt.

Nicht alle E-Journals

«Für Angehörige der ETH Zürich ändert sich rein äusserlich nicht besonders viel», sagt Kirstein. Allerdings werde er immer wieder gefragt, ob nach dem erfolgreichen Abschluss des Projekts auch ein Zugriff auf die lizenzierten elektronischen Angebote der anderen Bibliotheken möglich sei. Trotz des gemeinsamen Katalogs wird dies leider in naher Zukunft nicht der Fall sein. Die Lizenzen der E-Journals sind jeweils nur auf einen Campus ausgelegt, die ETH-Bibliothek müsste also für alle zusätzlichen elektronischen Zeitschriften aus dem Verbund bezahlen. «Der Preis für medizinische E-Journals beispielsweise ist unglaublich hoch, die ETH verfügt selbst aber nicht über eine medizinische Fakultät. Deshalb kommt für die ETH-Bibliothek ein solche Lizenzierung zurzeit nicht in Frage», erklärt Wolfram Neubauer, der Direktor der ETH-Bibliothek. Für den Hochschulstandort Zürich besteht nun eine Vision darin, dass elektronische Zeitschriften und Bücher sowie Datenbanken in Zukunft gemeinsam bei den Verlagen lizenziert werden.

Weiterentwicklungen angedacht

Mit dem gemeinsamen Katalog, der heute online geht, ist nun ein erster grosser Schritt gemacht, aber Projektleiter Kirstein kann sich durchaus eine Weiterentwicklung des Projekts vorstellen. So wäre zum Beispiel ein gemeinsames Rechercheportal ein möglicher nächster Schritt. Auch die Ausleihe könnte man noch benutzerfreundlicher gestalten: «Heute ist es bereits möglich, sich über einen Ausleihkurier Bücher aus rund 50 Bibliotheken an seine Wunschbibliothek liefern zu lassen. Für die Benutzer wäre es natürlich sehr komfortabel, wenn alle Bibliotheken des NEBIS-Verbunds in einem Ausleihverbund zusammengeschlossen wären. So könnten sie in jeder Bibliothek die Bücher der andern Bibliotheken abholen», so Kirstein. Eine Machbarkeitsstudie wird zeigen, ob ein solcher erweiterter Ausleihverbund in einem vernünftigen Kostenrahmen zu realisieren ist.

NEBIS

Im Netzwerk von Bibliotheken und Informationsstellen in der Schweiz (NEBIS) haben sich rund 140 Bibliotheken von Hochschulen, Fachhochschulen und Forschungsanstalten aus allen Sprachregionen zusammengeschlossen. Der NEBIS-Katalog verzeichnet insgesamt ca. sieben Millionen Titel. Der NEBIS-Katalog umfasst Bücher, Serien, Zeitschriften und Non-Book-Materialien. Die meisten Dokumente können online bestellt werden. Voraussetzung für die Ausleihe ist die Einschreibung als Benutzerin bzw. Benutzer in einer NEBIS-Bibliothek. Es ist bereits absehbar, dass dem NEBIS-Verbund noch weitere Bibliotheken beitreten werden.

 
Leserkommentare: