Veröffentlicht: 06.12.12
Campus

Mehr Leben auf dem Campus

Die ETH Zürich baut bis Ende 2015 zusätzlich rund 400 neue Wohneinheiten für Studierende am Standort Hönggerberg. Das Bauvorhaben, das als Öffentlich-Private Partnerschaft finanziert wird, kostet rund 50 Mio. Schweizer Franken. Realisiert wird das Projekt «Living science» der Zürcher Stücheli Architekten AG.

Franziska Schmid
In der HWW-Siedlung kann ein reges Campusleben in den Innenhöfen stattfinden.
In der HWW-Siedlung kann ein reges Campusleben in den Innenhöfen stattfinden. (Grossbild)

Am Standort Hönggerberg baut die ETH Zürich seit längerem an der Vision eines Stadtquartiers, in dem sich Wissenschaft, Wirtschaft und Bevölkerung begegnen können. Das Angebot für Sport, Gastronomie und Detailhandel wird deshalb kontinuierlich ausgebaut. Um das Quartier weiter zu beleben, muss aber auch Wohnraum geschaffen werden. Auf einer 5‘780 m2 grossen Parzelle im Südwesten des Campus wird nun neu die Wohnsiedlung HWW entstehen, die Platz für 400 Studierende bietet. Zusammen mit den bereits geplanten HWO-Gebäuden sollen so bis 2015 rund 900 Zimmer für Studierende auf dem Hönggerberg entstehen.

Hohe Präzision und Zurückhaltung

Das Siegerprojekt «Living science» der Zürcher Stücheli Architekten AG besteht aus vier unterschiedlichen fünf- und sechsgeschossigen Zeilenbauten, bei denen jeweils zwei Wohnhäuser um einen zentralen Erschliessungshof gruppiert sind. Der Hof durchbricht die strenge Geometrie der Bauten und öffnet so den Raum für ein reges Campusleben. Auch die Laubengänge und die Zwischenräume auf den verschiedenen Etagen bieten viel Platz für Begegnungen. Die einzelnen Wohneinheiten sind einfach, aber grosszügig angelegt. Besonders positiv wertete die Jury, dass die Zimmergrundrisse quadratisch sind, was den Studierenden erlaubt diese individueller zu gestalten. «Schlaf- und Arbeitsbereich können gut getrennt werden, was für ein optimales Arbeitsklima sehr wichtig ist», erklärt ETH-Architektur-Professor Kees Christiaanse, der zu den Fachpreisrichtern gehörte.

Wer sich mehr studentisches Leben auf dem Campus wünscht und den entsprechenden Freiraum bietet, muss gleichzeitig das Problem mit den Aussenlärm in den Griff bekommen. Die gezackte Fassade des Sieger-Projekts wird den verschiedenen Schallsituationen in der Umgebung gerecht. Sie besteht aus einer Holzverschalung, die mit Metallfenstern kombiniert wird. So vermitteln die Gebäude ein urbanes, aber massvolles Bild nach aussen. Christiaanse erklärt, was für das Projekt spricht: «Was uns architektonisch an Living Science überzeugt hat, ist einerseits die hohe Präzision und anderseits die Zurückhaltung des Projekts – beide Aspekte passen sehr gut zur ETH Zürich.»

Für das Projekt sprechen aber auch städtebauliche Überlegungen, in dem «Living science» die spezielle Lage des Grundstücks aufnimmt. Um den Übergang von Stadt und Landschaft zu strukturieren, steigern sich Dichte und Höhe der Baukörper von Südwest nach Nordost, von der Landschaft zur Stadt. Zwischen den Baukörpern entwickelt sich ein dichtes Netz von Erschliessungswegen und Räumen mit unterschiedlichen Graden von Öffentlichkeit. «Beim Projekt stehen die architektonische und städtebauliche Qualität und die Kosten in einem optimalen Verhältnis», sagt Professor Roman Boutellier, ETH-Vizepräsident für Personal und Ressourcen, zum Juryentscheid. Im Herbst 2013 wird der Spatenstich für das neue Gebäude erfolgen, das Ende 2015 bezugsbereit sein soll.

Zimmer für 550 Franken

Die Zimmer sind ca. 20m2 gross und sollen zu einem Mietpreis von rund 550 Schweizer Franken vergeben werden. Für Zürcher Verhältnisse ist das ein äusserst attraktiver Preis. Sechs oder sieben Zimmer sind zu einer Wohngemeinschaft zusammengefasst. Zum ersten Mal sind bei einem solchen Bauvorhaben für Studierende alle Wohneinheiten mit einer eigenen Nasszelle ausgestattet. «Damit kommt das Projekt einem oft geäusserten Wunsch unserer Studierenden entgegen. Eine WG mit gemeinsamer Küche ist in Ordnung, aber die Dusche möchte man nicht unbedingt mit andern Bewohnern teilen, die man nicht kennt und sich nicht aussuchen kann», so Roman Boutellier. Ziel war darüber hinaus, verschiedene Zimmer für die unterschiedlichen Bedürfnisse und finanziellen Möglichkeiten anzubieten. So sind in den HWW-Gebäuden auch Studios geplant, die noch etwas komfortabler sind.

Öffentlich-Private Partnerschaft für mehr Wohnraum

Die ETH Zürich realisiert die HWW-Wohnsiedlung im Rahmen einer Öffentlich-Privaten Partnerschaft. Bauherrin ist die Luzerner Pensionskasse, welche rund 50 Mio. Schweizer Franken in den Bau investiert. Nach 60 Jahren Nutzung geht das Gebäude vollumfänglich an die ETH Zürich über. Roman Boutellier meint dazu: «In diesem Fall profitieren alle von dem Konzept: Die ETH Zürich begegnet damit den wachsenden Studierendenzahlen und schafft dringend benötigten Wohnraum direkt auf dem Campus. Für die Bauherrin bilden die HWW-Gebäude eine sichere und sinnvolle Investitionsanlage.»

 
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