Veröffentlicht: 05.04.12
Globetrotter

«Forschung so direkt mitzuerleben ist eine grossartige Erfahrung»

Dominik Dinten & Michael Strasser
Dominik Dinten beim Messen der Scherfestigkeit der Sedimente. (Bild: Volker Diekamp / Marum)
Dominik Dinten beim Messen der Scherfestigkeit der Sedimente. (Bild: Volker Diekamp / Marum) (Grossbild)

Logbuch-Eintrag, Position: 38° 011` nördliche Breite, 143° 033` östliche Länge: Die ersten «Einsteiger» (Wellen, die über das Deck spülen) am Freitagabend kündigten uns einen heranrollenden Sturm an. Als die Front uns erreichte, waren wir gezwungen, den ganzen Samstag bei rauer See «abzuwettern». Der Kapitän manövrierte das Schiff mit dem Bug in den pfeifenden Wind, um die Wellen so gut wie möglich abzufedern. Trotzdem spürten wir die immense Gewalt der Natur und wurden kräftig durchgeschüttelt.

Die Zeit des Ausharrens nutzen wir jedoch, um unsere Daten zu sortieren, zu analysieren oder um sie graphisch darzustellen. In den vergangen Tagen war ich zusammen mit einem japanischen Studenten der Tokio Universität damit beschäftigt, geotechnische Analysen an den bereits gewonnenen Sedimentkernen durchzuführen. Mit einem sogenannten Fallkegel-Penetrometer, welches die Eindringtiefe eines Kegels in das weiche Sediment misst, können wir die Festigkeit des Sediments bestimmen. Nun kann ich meine Daten mit denen anderer Wissenschaftler vergleichen und habe auch die Möglichkeit, in die verschiedensten Arbeitsgebiete, wie die Geochemie, die Hydro-Akustik oder die Sedimentologie, reinzuschnuppern. Somit kann ich direkt zum Gelingen des Forschungsprojekts beitragen.

Die Zusammenarbeit in unserem Team von Wissenschaftlern aus Deutschland, Japan und der Schweiz ist hervorragend. Immer wieder kommt es zu spontanen Diskussionen zwischen den einzelnen Fachspezialisten über soeben gewonnene Resultate. Obwohl wir hier an Bord an den Schwerelotkernen nur eine kleine Anzahl an Messungen vornehmen können, lassen sich schon jetzt gewisse Trends erkennen. So können zum Beispiel meine geotechnischen Daten dazu beitragen, grössere Rutschungen im Sediment zu identifizieren, die vermutlich durch das grosse Erdbeben im März 2011 ausgelöst wurden.

Die Stimmung an Bord ist ausgezeichnet. Schon nach kurzer Zeit fühlten wir uns als Team und stiessen auch gerne nach einem arbeitsintensiven Tag bei einem Feierabendbier an. Neben dem wissenschaftlichen Aspekt dieser Research Cruise, lernen wir auch viel über die japanische Kultur und die Schifffahrt. So sind Begriffe wie «Backbord», «Achtern», «Schotten», «verholen» oder «Reeling» bald in unserem täglichen Sprachgebrauch mit eingebaut.

Forschung so direkt mitzuerleben ist eine grossartige Erfahrung.

Die Autoren:

ETH-Professor Michael Strasser und sein Masterstudent Dominik Dinten nehmen für zwei Wochen an einer Expedition vor der Küste Japans teil. Von dem Deutschen Forschungsschiff «Sonne» berichten sie für ETH Life von ihrer Arbeit und ihren Erlebnissen an Bord. Strasser war bereits zuvor an Forschungsfahrten vor der Küste Japans beteiligt (siehe ETH Life vom 7.01.2012).

 
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