Veröffentlicht: 14.12.11
Science

Proteine «in action» filmen

Roland Riek arbeitet an der Aufklärung von Proteinstrukturen, insbesondere von Eiweissaggregaten. Er denkt, dass in Zukunft Proteine bei der Arbeit gefilmt werden können.

Interview: Peter Rüegg
Roland Riek, Professor für Physikalische Chemie (Bild: Giulia Marthaler / ETH Zürich)
Roland Riek, Professor für Physikalische Chemie (Bild: Giulia Marthaler / ETH Zürich) (Grossbild)

Was halten Sie für die grösste Errungenschaft oder wichtigste Entdeckung der Chemie?
Die Bestimmung der dreidimensionalen Strukturen von Proteinen und der DNS-Doppelhelix, auf deren Basis das Funktionieren von Proteinen und der Replikation aufgedeckt werden konnten.

Was hat Sie an der Chemie fasziniert?
Dass das Zusammenspiel von Atomen mit ihren Elektronen die Basis des Lebens ist.

Womit befassen Sie sich in Ihrer Forschung und was wird davon im Alltag spürbar oder nutzbar?
Wir untersuchen die dreidimensionalen Strukturen sowie die Dynamik von Proteinen und verknüpfen diese mit deren Funktionsweisen. Insbesondere studieren wir Proteinaggregationen, die sowohl in Verbindung gebracht werden mit neurodegenerativen Erkrankungen, wie beispielsweise der Alzheimer- und Parkinson-Erkrankungen, als auch mit normalen zellulären Aktivitäten, wie zum Beispiel der Speicherung von Hormonen in der Hypophyse.

Wie wird sich Ihr Forschungsgebiet entwickeln, wo liegt dessen Potenzial?
Die Strukturbiologie wird so weit entwickelt, dass man ein Protein in Aktion «filmen» kann, und das eventuell sogar in lebenden Organismen. In Bezug auf Proteinaggregation wird man einerseits die neurodegenerativen Erkrankungen auf molekularer und atomarer Ebene verstehen und Medikamente dagegen erfolgreich entwickeln können. Andererseits wird Proteinaggregation in die Nanotechnologie Einzug halten.

Welchen Begriff aus der Chemie sollten am Ende des Internationalen Jahrs der Chemie alle kennen und warum?
Den Begriff «Atom», weil die Materie aus Atomen besteht und, wie erwähnt, das Zusammenspiel der Atome die Basis von Leben ist.

Zur Person

Roland Riek ist Professor für Physikalische Chemie und leitet die Bio-Kernmagnetresonanz-Gruppe am Laboratorium für Physikalische Chemie der ETH Zürich. Er studierte an der ETH Physik und promovierte bei Professor Kurt Wüthrich am Institut für molekulare Biologie und Biophysik.