Veröffentlicht: 12.07.11
Campus

Ordnung im Portemonnaie

In einer WG zu wohnen hat viele Vorteile. Doch die mühseligen Abrechnungen am Ende jedes Monats gehören ganz bestimmt nicht dazu. Um diese Tortur zu erleichtern, hat ein Student der ETH eine Webseite entwickelt, die das Verwalten von gemeinsamen Ausgaben erleichtert.

Philippe Neidhart
Startseite von iou.ch. Hier ist man nur noch wenige Klicks vom eigenen Pott entfernt. (Bild: www.iou.ch / ETH Zürich)
Startseite von iou.ch. Hier ist man nur noch wenige Klicks vom eigenen Pott entfernt. (Bild: www.iou.ch / ETH Zürich) (Grossbild)

IOU ist die Abkürzung für «I owe you» und wird im Englischen synonym zum Begriff Schuldschein verwendet. Gleichzeitig stehen diese drei Buchstaben für einen Webdienst, der von Jan Berchtold im Rahmen seiner Masterarbeit an der ETH Zürich entwickelt wurde. Die Webseite soll helfen, Einnahmen und Ausgaben von einer Gruppe von Personen zu verwalten und Abrechnungen zu vereinfachen.

Mit wenigen Klicks zum Ziel

Als erstes muss ein Pott erstellt und die gewünschten Mitglieder eingeladen werden. Der Link zum persönlichen Pott wird per E-Mail an die jeweiligen Nutzer versandt. Über eine simpel gestaltete Oberfläche können nun die einzelnen Ausgaben von den Beteiligten eingetragen und zu einem beliebigen Zeitpunkt ergänzt werden. Dabei kann der Benutzer jeweils eintragen, wer wie viel von einem bestimmten Beitrag übernehmen muss. Die Seite berechnet dann den Anteil, welcher jedes der Gruppenmitglieder noch zu begleichen hat oder wer noch Geld gutgeschrieben bekommt. Die ausgewerteten Daten können nebst der einfachen Listenansicht in verschiedenen Diagrammen angezeigt werden. So wird beispielsweise sofort ersichtlich, wer am meisten oder am wenigsten bezahlt hat. Desweiteren ist es möglich, den momentanen Stand der jeweiligen Abrechnung in einem PDF zu speichern.

So einfach sich diese Seite präsentiert, so komplex war deren Entwicklung. Berchtold sah sich im Rahmen dieser Arbeit immer wieder mit diversen Problemen konfrontiert. «Eine der grössten Herausforderungen war die Cross-Browser-Compatibility. Das heisst, dass die Seite auf allen Browsern gleich dargestellt wird und gleich gut funktioniert.» Gerade mit älteren Browsern gebe es viele Probleme, da diese die gängigen neuen Technologien, die von Web 2.0 Applikationen verwendet werden, nicht gut beherrschen. Aus diesem Grund wurde letztlich auf die Unterstützung für sehr alte Browser verzichtet.

Online statt Excel

Die Idee zu IOU stammt ebenfalls von Jan Berchtold sowie seinem Kollegen Marc Brogli von der Universität St. Gallen: «Aus eigener Erfahrung mussten wir schon oft komplexe Abrechnungen mit diversen Beteiligten machen. Anfänglich haben wir zu diesem Zweck noch eine Excel-Tabelle benutzt.» Diese hätten zwar ihren Zweck erfüllt, sie mussten jedoch von einer Person ausgefüllt und zur nächsten geschickt werden. Dies empfand Berchtold als zu umständlich. «Wir fanden, dass eine zentralisierte Form dieser Tabelle perfekt wäre, da alle Beteiligten von überall und jederzeit darauf zugreifen können.»

Berchtold war sich sicher, dass er nicht alleine war mit Problemen bei den zahlreichen Abrechnungen. Deswegen entschied er sich, einen Online-Service aus der Idee zu machen. Und sein Konzept scheint aufzugehen, was die Nachfrage der Applikation zeigt. Seit dem Start der Webseite am 1. Mai verwaltet IOU schon über 180 Potts mit knapp 400 Teilnehmern.

Neuerungen bereits in Planung

Nebst der einfachen Bedienung hat der Dienst noch einen weiteren Vorteil: er ist gratis. «Gerade eine unserer wichtigsten Zielgruppen, Studenten, haben kleinere Budgets und würden wahrscheinlich auf ein kostenpflichtiges Angebot verzichten», sagt Berchtold . Es sei aber durchaus möglich, dass in Zukunft weitere Zusatzdienstleistungen gegen Bezahlung offeriert würden. Die Grunddienstleistung – das Verwalten von gemeinsamen Ausgaben in einem Pott – werde jedoch immer kostenlos bleiben. Auch sonst sind weitere Neuerungen vorgesehen. Momentan ist die Webseite nur auf Deutsch und Englisch verfügbar. «Wir arbeiten an einer Übersetzung in Französisch und Italienisch», sagt Bertold. Im Laufe der Zeit soll die Seite laufend mit neuen Sprachen ergänzt werden.

 
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