Frauen und Forschung: Unklare Empfehlung

Es wird nicht klar, was Frau Schubert wirklich vorschlägt, um das Problem zu lösen. Insbesondere verstehe ich die folgenden Sätze nicht:
"Spitzenuniversitäten wie die ETH Zürich konkurrieren um die besten Forscher und Forscherinnen – und als solche werden nach wie vor diejenigen angesehen, die sich stark auf ihre Arbeit fokussieren. Die ETH Zürich kann mithelfen, die Bedeutung relevanter Forschungsergebnisse im Vergleich zu fokussierten Forschenden zu stärken - rasche Veränderungen sind allerdings kaum erwartbar."
Ich denke nicht, dass bei Berufungen an der ETH der tägliche Zeitaufwand eines Wissenschafters oder einer Wissenschafterin für seine oder ihre Arbeit eine Rolle spielt oder jemals gespielt hat. Wenn Fokussierung allerdings bedeutet, dass die Person für ihre Forschung "brennt"- ja, das spielt eine Rolle und ich denke, dass diese Leidenschaft nicht nur wichtig ist, um erstklassige Forschungsergebnisse zu erzielen, sondern gerade auch, um Studenten zu begeistern. Darauf kann die ETH nicht verzichten.
Unklar ist mir auch, wie man entscheiden will, was "relevante Forschungsergebnisse" (im Unterschied zu fokussiertem Forschen) sind. Dass jemand - ob Frau oder Mann - beständig relevante Ergebnisse erzielt, ohne auf seine Arbeit fokussiert zu sein, und zwar Ergebnisse, die genau so wichtig und gut sind, wie diejenigen der fokussierten Forscherinnen und Forscher, erscheint als Hypothese wenig plausibel.
Es stellt sich auch eine Verfahrensfrage, die mich brennend interessieren würde. Auf welcher Basis soll eine Wahlkommission zwischen Kandidaten entscheiden? Wenn eine Erhöhung des Frauenanteils erwünscht ist, ohne deshalb doch die traditionellen Stärken der ETH aufzugeben, erfordert diese Frage eine konkrete Antwort, die in der Berufungspraxis auch anwendbar ist.

Gunnar Jeschke - 28.04.11

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