Veröffentlicht: 12.04.11
Campus

Jury-Entscheid zum ETH-Neubau

Die ETH Zürich plant ein neues Forschungsgebäude, das eines Tages zum Zentrum für Medizintechnik werden soll. Jetzt steht fest, wie es aussehen wird: Die Jury entschied sich für das Projekt AMMONIT des Zürcher Büros «Boltshauser Architekten». Mit den Vorbereitungsarbeiten wird im Herbst 2013 begonnen.

MM/ch
So soll das neue ETH-Gebäude an der Gloriastrasse nach den Plänen des Zürcher Büros «Boltshauser Architekten» aussehen. (Bild: ETH Zürich)
So soll das neue ETH-Gebäude an der Gloriastrasse nach den Plänen des Zürcher Büros «Boltshauser Architekten» aussehen. (Bild: ETH Zürich) (Grossbild)

Einen Forschungsneubau mitten in Zürich realisieren zu können, war für viele Architekturbüros eine verlockende Aufgabe. Aus 69 Büros, die ihr Interesse bekundeten, wurden 15 ausgewählt, um ein Projekt auszuarbeiten. Gewonnen hat nun das Projekt AMMONIT des Zürcher Büros «Boltshauser Architekten».

Für AMMONIT spricht laut der Jury eine Menge: Geprägt ist die Fassade durch Glasbausteine, die nicht nur viel Licht ins Gebäude lassen, sondern stimmig an Industrie- und Hochschulbauten der Moderne erinnern. Im Innern befinden sich Grosslaborzonen, die bei Bedarf aufgeteilt werden können. Zudem wird der grösste Hörsaal der ETH Zürich, der Scherrer-Hörsaal, besser eingebettet und ergänzt, so dass er auch für repräsentative Grossveranstaltungen zur Verfügung steht.

Zentrales Element des Projekts ist der Innenhof, der zum Treffpunkt für Studierende, Lehrende und Forschende werden soll. Überzeugt hat das Projekt auch durch seine städtebaulichen Qualitäten: So nimmt AMMONIT die strenge Geometrie der bestehenden ETH-Bauten auf.

Früher Überschwemmungen, morgen Medizintechnik

Professor Roman Boutellier, ETH-Vizepräsident für Personal und Ressourcen, ist froh, dass man mit dem Projekt AMMONIT eine gute und kompakte Lösung gefunden hat: «Der Neubau fügt sich hervorragend in die bestehenden Gebäude ein. Damit werden diese ebenfalls aufgewertet und Synergien zwischen den verschiedenen Instituten und Departementen können genutzt werden.» (siehe auch ETH Life vom 9. März 2011) Ein wichtiges Kriterium beim Juryentscheid sei zudem die Nachhaltigkeit des Gebäudes gewesen.

Um den Neubau realisieren zu können, muss zuerst die alte Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) abgerissen werden. Die Versuchsanlage braucht viel Platz, um zum Beispiel mögliche Massnahmen gegen Überschwemmungen und ihre Auswirkungen testen zu können. Daher wird sie nun auf den Hönggerberg verlegt und damit der Raum an der Gloriastrasse frei. Diese Lage ist ideal für die Wissenschaftler des neuen Forschungsschwerpunktes Medizintechnik, die auf die Nähe zum Universitätsspital und zur Universität Zürich angewiesen sind. Denn die ETH Zürich möchte in Zukunft noch intensiver mit Klinik und Universität zusammenarbeiten.

Neues Departement in Gründung

Der Forschungsschwerpunkt Medizintechnik ist Teil des neuen Departements «Health Science and Technology» (D-HEST), in dem verschiedene Forschungsbereiche zu einer Lehr- und Forschungseinheit vereint werden. Neben der Medizintechnik gehören zum D-HEST die Bereiche Bewegungswissenschaften und Sport, die Neuro- sowie die Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften. Das neue Departement wird 2012 offiziell gegründet und soll im neuen Gebäude unter dem Kürzel GLC, gemeinsam mit Professuren anderer Departemente, eine Heimat finden. Ziel ist, dass verschiedene Forschungsgruppen unter idealen Bedingungen disziplinenübergreifend arbeiten können und so ein intensiver Austausch gefördert wird.

Das neue Forschungsgebäude GLC nutzt die Fläche der ehemaligen VAW und der Gloriabar optimal aus, sodass eine Nutzungsfläche von über 10'000 Quadratmetern entsteht. Diese wird für verschiedene Labortypen, Technologie-Plattformen und Büroräume gebraucht, da im neuen Gebäude mindestens zehn ordentliche Professuren mit durchschnittlich 20 Mitarbeitenden einziehen sollen.

Das geplante Gebäude wird aber nicht höher als das als alte VAW-Gebäude, die Aussicht der Anwohner wird nicht beeinträchtigt, das begrünte Flachdach sorgfältig gestaltet. Für das GLC wurden Gesamtkosten von über 140 Millionen Franken veranschlagt. Mit den Vorbereitungsarbeiten für den Neubau wird im Herbst 2013 begonnen; im Sommer 2016 soll das Gebäude bezugsbereit sein.

Ausstellung der Projekte

Alle Wettbewerbsprojekte werden vom 20. Mai bis zum 3. Juni 2011 im Lichthof des CHN-Gebäudes (Universitätstrasse 16, 8092 Zürich) ausgestellt. An der Eröffnung vom 20. Mai, um 15 Uhr, werden der Vorsitzende des Preisgerichts, Professor Roman Boutellier, und der Architekt das Siegerprojekt erläutern. Zudem wird der Jurybericht ausliegen.