Veröffentlicht: 03.09.10
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Grosser Preis für kreative Pharmaforschung

ETH-Professor Jean-Christophe Leroux hat gestern einen mit 100'000 Franken dotierten, von einem Pharmakonzern gestifteten Forschungspreis erhalten. Damit wird seine Forschung im Bereich der Medikamentenverabreichung und Pharmatechnologie geehrt.

Peter Rüegg
Andrés McAllister (l.), CSO der Debiopharm AG, überreicht ETH-Professor Jean-Christophe Leroux Diplom und Preisstatue (Bild: Debiopharm).
Andrés McAllister (l.), CSO der Debiopharm AG, überreicht ETH-Professor Jean-Christophe Leroux Diplom und Preisstatue (Bild: Debiopharm). (Grossbild)

Jean-Christophe Leroux, Professor für Wirkstoffformulierung und -abgabe (Drug Formulation and Drug Delivery) am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, hat gestern den «Debiopharm Life Sciences Award 2010» entgegennehmen dürfen. Der Preis ist mit 100‘000 Franken dotiert und wurde dem ETH-Professor an der ETH Lausanne im Rahmen eines Symposiums zum Thema «Engineering Life» überreicht.

Wachsender Forschungszweig

Das Pharma-Unternehmen Debiopharm ehrt damit den kanadischen Wissenschaftler für seine Forschung in den Bereichen Polymer-Chemie, Nanotechnologie und Pharmawissenschaft, die neuartige Medikamente hervorgebracht habe. Er gelte als einer «der kreativsten Wissenschaftler seiner Generation in Pharmatechnologie». Das Expertenpanel, welches Bewerbungen aus ganz Europa prüfte, habe sich einhellig für den ETH-Professoren ausgesprochen. Das Gremium, zusammengesetzt aus Vertretern des Pharmaunternehmens und der ETH Lausanne, sei von Leroux' innovativem Forschungsansatz, seiner breiten Expertise und seinem breiten Allgemeinwissen über die Arzneimittelverabreichung beeindruckt gewesen, schreibt die Firma in einer Medienmitteilung.

«Dieser Preis ist für diesen Forschungszweig wichtig», sagte der ETH-Professor. Denn bis vor kurzem habe die Öffentlichkeit seinen Bereich der Pharmaforschung kaum zur Kenntnis genommen. Er sei überrascht gewesen, dass dazu überhaupt ein Preis ausgeschrieben worden sei. Vor zehn Jahren habe noch niemand von dieser Forschung Kenntnis gehabt. Derzeit beobachtet er aber, dass sich immer mehr Forscher auch aus anderen Fachrichtungen dafür interessieren. «Zurzeit dehnt sich dieses Fachgebiet sehr rasch aus», betont er.

Neuer Ansatz gegen Zöliakie

Leroux erforscht, mit welchen Mitteln und Methoden Arzneien am besten verabreicht werden. Er entwickelt Materialien wie Polymere für neue Träger- und Abgabesysteme, mit deren Hilfe Arzneien und Wirkstoffe gezielt zu bestimmten Organen oder auch zu Tumoren transportiert und dort abgegeben werden können. Derzeit ist seine Forschungsgruppe daran, auf der Basis von Polymeren neue Arzneien gegen Zöliakie zu entwickeln. Zöliakie ist eine Unverträglichkeit gegen Klebeeiweisse von gewissen Getreidearten und kommt im weltweiten Durchschnitt bei einer von 270 Personen vor. Viel verspricht sich der Forscher von einem Polymer-Binder. Dieser soll das für die Zöliakie-Patienten giftige Gluten-Bestandteil Gliadin und dessen Abbauprodukte abfangen und adsorbieren, um eine allergische Reaktion abzuschwächen.

Mit dem Preisgeld möchte der Forscher weitere Doktorandenstellen finanzieren und ein neues Projekt lancieren, das sich mit mehrfach resistenten «Spital-Keimen» befasst. Dieses Thema sei hochaktuell und auch in der Schweiz relevant.

Talentierter Pharmakologe

Jean-Christophe Leroux wurde 1969 in Montreal geboren. Er erwarb sein Apothekerdiplom an der University of Montreal. Sein Doktoratsstudium der Pharmazeutischen Wissenschaften schloss er 1995 an der Universität Genf ab. 1997 erhielt er eine Anstellung als Assistenzprofessor an der University of Montreal, wo er 2002 Associate Professor und 2007 ordentlicher Professor wurde. Im Jahr 2001 wurde er mit dem Canada Research Chair in Drug Delivery ausgezeichnet. Ende 2008 trat der Kanadier seine ordentliche Professur in Drug Formulation and Delivery am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der ETH Zürich an.

 
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