Veröffentlicht: 12.05.10
Campus

Drei von Hundert

Drei unter Hundert stachen hervor: Marta Bally, Anja Hänzi und Thomas Helbling teilen sich den zum ersten Mal an der ETH Zürich verliehenen Materials Research Preis. Sie werden damit für ihre hervorragende Forschungsarbeit während ihrer Dissertation ausgezeichnet.

Simone Ulmer
Die strahlenden Sieger: Anja Hänzi, Thomas Helbling und Marta Bally (v.l.n.r.), teilen sich den erstmals von der ETH Zürich verliehenen MRC-Preis. (Bild: Philippe Arnez/ ETH Zürich)
Die strahlenden Sieger: Anja Hänzi, Thomas Helbling und Marta Bally (v.l.n.r.), teilen sich den erstmals von der ETH Zürich verliehenen MRC-Preis. (Bild: Philippe Arnez/ ETH Zürich) (Grossbild)

Bereits zum fünften Mal organisierte die Materialwissenschaftlerin Sara Morgenthaler vom Materials Research Center der ETH Zürich zusammen mit einem Komitee von Doktoranden ein Graduate Symposium für junge Nachwuchsforscher, die sich im Doktorat oder Postdoc-Studium befinden. Das Symposium soll den Austausch zwischen den Jungforschern fördern, denn sie arbeiten zwar alle mit Materialien, ihre Forschungsfelder liegen aber in der Physik, Chemie oder den Ingenieurwissenschaften und somit zum Teil weit auseinander und unterscheiden sich grundlegend von einander.

Die Qual der Wahl

Diese Erfahrung musste auch die sechsköpfige Jury machen, die durch Paul Seidler von IBM, Hans-Walter Schläpfer von Sulzer, Oreste Ghisalba von Ghisalba Life Sciences, Gian Luca Bona, Direktor der Empa und die beiden ETH-Professoren Ulrich W. Suter und Nicholas Spencer, gestellt wurde. Sie hatten im Vorfeld als Grundlage ihrer Meinungsfindung bereits die Dissertationen der fünf Forscher gesichtet. Schon da war der Jury vermutlich klar, dass sich die unterschiedlichen Forschungsbereiche nur schwer gegeneinander abwägen lassen, insbesondere auch, was deren Industrierelevanz betraf, welches das zweite Kriterium für die Vergabe des Preises war. Und die Wahl fiel ihnen in der Tat nicht leicht, wie der ETH Professor und Direktor des Zentrums für Materialforschung, Ralph Spolenak, bei der Preisverleihung erklärte. Was vielleicht auf dem Papier als Dissertation im Vorfeld einen Kandidaten als Preisträger eher ausschloss, musste bei den überzeugenden Präsentationen der fünf Kandidaten noch einmal überdacht werden. Die vorgefassten Meinungen der Jury wurden neu gemischt und am Ende mussten sich Drei von den Fünf, die ins Finale kamen, den mit 2500 Franken dotierten Preis teilen, der deshalb kurzerhand auf 3000 Franken erhöht wurde.

Top Fünf

Marta Bally, Anja Hänzi und Thomas Helbling erhielten aber nicht nur je 1000 Franken, sondern Spolenak überreichte ihnen zudem eine in der Zentralwerkstatt des D-MATL gefertigte Kugel, die alle Materialien symbolisiert und verbindet: ein Puzzle aus Metallen, Keramiken und Polymeren. Spolenak hielt bei der Preisverleihung fest, dass die fünf Kandidaten die Top-fünf-Prozent der rund hundert Doktorierenden im Bereich Materialforschung seien. Für die Nominierten, die nicht den ersten Platz teilen durften, für Mirjam Ochsner und Antonio Tricoli, wohl eher ein schwacher Trost – aber alleine die Nomination dürfte ein kleiner Meilenstein in ihrem CV sein.

Die Preisträger verband ungetrübte Freude. Anja Hänzi, die bei Peter Uggowitzer, Professor am Institut für Metallforschung, doktorierte, erhielt ihre Auszeichnung für Forschung an speziellen Magnesium-Stents. Die Stents werden etwa bei Arteriosklerose in die Blutbahnen eingesetzt, um die Arterien vor dem Verschluss und somit vor einem Herzinfarkt zu schützen. Hänzi ist nicht nur vom Preis begeistert, sondern auch vom Symposium, das ihr die Möglichkeit biete, in andere Bereiche Einblick zu erhalten und sich mit anderen auszutauschen und zu vernetzen. Sie möchte weiter in der Forschung bleiben. «Treu bleiben möchte ich auch gerne dem Bereich Biomaterialien/Implantate», sagt Hänzi.

Thomas Helbling doktorierte bei Christopher Hierold, Professor für Mikro- und Nanosysteme. Er war sich bis zuletzt nicht sicher, ob er überhaupt zur Preisverleihung kommen solle, da er dafür eine Reise quer durch Zentral- und Südamerika zusammen mit seiner Freundin unterbrechen musste. Aber nun hat es sich für ihn gelohnt. Wenn er zurück kommt, würde er am liebsten eine eigene Firma aufbauen, eventuell einen Spin-off. Seine Forschung, bei der es um die Anordnung zahlreicher Drucksensoren auf der Basis von Carbon Nanotubes geht, könnte beispielsweise bei der Prothesen-Herstellung zum Einsatz kommen. Eine Firma, die diesbezüglich eine konkrete Vision habe, in die er sein Know-how einbringen könnte - «das ist genau der Link, der mir im Moment fehlt», sagt Helbling.

Motivierte Jungforscher

Auch für Marta Bally, die bei Janos Vörös, Professor am Institut für biomedizinische Technik, promovierte, gibt es im Moment nur die Forschung. Derzeit arbeitet sie an der Chalmers University in Göteborg, Schweden, wo sie gerne noch eine Weile als Postdoc weiterforschen möchte. In ihrer Doktorarbeit erforschte sie verschiedene Sensor-Technologien, mit welchen Biomoleküle mit einer höheren Effizienz und Genauigkeit identifiziert werden können. Ihr Traum ist ein eigenes Forscherteam.

Für Bally wie auch für ihre Kollegen kam die Auszeichnung unverhofft, wie sie betonen. Dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen geben wird, war wohl auch den Symposium-Besuchern in der voll besetzten Semper-Aula klar: Hochmotivierte Nachwuchsforscher, die ganz vorne mit dabei sein wollen.

 
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