Artenkenner: Niedergang der Taxonomie

Der Niedergang dieses Wissenszweigs hat an der ETH schon vor 40 Jahren begonnen, weil eben zu wenig "DNA-ig". Interessant, dass das Thema heute überhaupt diskutiert wird. Es war vor 40 Jahren ein Blödsinn, komplizierte technische Methoden (damals war Chromosomen-Banding der absolute Hit und ohne Elektrophorese war man out) zur Artenunterscheidung anzuwenden, wenn der "klassisch" ausgebildete Botaniker, Mykologe, Entomologe mit einfachen Hilfsmitteln (sprich Lupe und Pinzette), Arten korrekt zuordnen konnte.

Auch wenn die Methoden der Molekularbiologie sich seither sehr verfeinert und auch vereinfacht haben, ist es noch immer ein Blödsinn, diese anzuwenden, wenn der Kenner, dies mit der Lupe schafft.

Wissenschaft hat auch mit Eleganz zu tun und Eleganz bedeutet auch mit dem geringsten Aufwand zum Ziel zu kommen. Übrigens lässt sich die taxonomische Arbeits- und Denkweise ausgezeichnet auf viele Gebiete der Wiossenschaften anwenden: wie Grenze ich ähnliche "Erscheinungen" von einander ab, was ist gleich und was ist ungleich? Die vielen Jahre zurückliegende Ausbildung in Taxonomie hat mir zum Beispiel geholfen ein modernes Risikomanagement in der klinischen Forschung aufzubauen.

Beat Widler - 29.04.10

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