Veröffentlicht: 09.04.10
Sporternährung

Die Eisen-Falle

Nahrungsergänzungspräparate sind vor allem bei Sportlern beliebt. Eisenprodukte stehen ganz oben auf der Liste. Doch eine neue Studie mit Marathonläufern zeigt: Vor allem Männer sollten vorsichtig sein. Sie könnten ihren Körper mit dem Mineralstoff überladen.

Christine Heidemann
Marathonläufer sollten Eisenpräparate nicht ohne vorherigen Bluttest schlucken (Bild: flickr / Martineric)
Marathonläufer sollten Eisenpräparate nicht ohne vorherigen Bluttest schlucken (Bild: flickr / Martineric) (Grossbild)

Am Sonntag ist es wieder so weit: Der Zürich Marathon lockt Tausende Athletinnen und Athleten auf die 42,195 Kilometer lange Strecke durch die Zürcher Innenstadt.

Die meisten von ihnen haben für diese Herausforderung nicht nur monatelang trainiert, sondern ihren Körper auch mit zusätzlichen Vitaminen und Mineralstoffen versorgt – nicht zuletzt, um einem vermeintlichen Eisenmangel vorzubeugen. Der ist bei Sportlern verbreitet und gefürchtet, denn er hat mitunter einen starken Leistungsabfall zur Folge, weil die Zellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Daher greifen Athleten gerne zu Eisenpräparaten, schon rein prophylaktisch und in der Hoffnung, ihre Leistung womöglich sogar noch steigern zu können.

„Vor allem Männer können ihren Körper dabei mit Eisen überladen“, sagt Samuel Mettler, Ernährungswissenschaftler an der ETH Zürich. In einer Studie mit 170 weiblichen und männlichen erwachsenen Hobby-Marathonläufern fand er gemeinsam mit seinem Kollegen Michael Bruce Zimmermann, ebenfalls Ernährungswissenschaftler an der ETH, heraus, dass eine Eisenüberladung häufiger vorkommt als gedacht.

Dazu bestimmten die beiden Forscher den Ferritin-Gehalt im Blutplasma der Athleten. Ferritin ist das Eisenspeicherprotein des Organismus und ein Indikator für einen möglichen Eisenmangel.

Erst testen, dann schlucken

Dabei zeigte sich: Nur zwei der 127 untersuchten Männer litten unter einem Eisenmangel, 19 dagegen an einer Überladung. Von den 43 Frauen hatten im Vergleich zwölf zu wenig und nur zwei zu viel Eisen im Blut. «Wir raten daher männlichen Athleten davon ab, Eisenpräparate zu sich nehmen. Es sei denn, sie haben vorher einen Test gemacht, der einen Mangel bestätigt», lautet Mettlers und Zimmermanns Fazit.

Wie sich eine längerfristige Eisenüberladung auf den Körper auswirkt, ist noch unklar. Nach Auskunft der Wissenschaftler könne überschüssiges Eisen jedoch mit ungesättigten Fettsäuren reagieren und so freie Radikale erzeugen – aggressive Sauerstoffmoleküle, welche die Zellen angreifen und unter anderem Krebs auslösen können. Auch seien negative Auswirkungen auf den Verdauungstrakt und die Gefässe nicht auszuschliessen.

Denjenigen, die auch ohne Indikation etwas für ihren Eisenhaushalt tun wollen, raten die beiden ETH-Experten zu einer simplen Ernährungsumstellung: «Regelmässig in geringen Mengen mageres Fleisch essen, dazu etwas Vitamin C, das die Eisenaufnahme fördert, und beim Essen auf Kaffee und Tee verzichten.» Denn letztere seien regelrechte Eisenblocker.