Veröffentlicht: 31.03.09
Stipendien

Talente treffen ihre Förderer

Donatoren fördern mit dem „Excellence Scholarship and Opportunity Programme“ talentierte Masterstudierende. Jetzt trafen sich die Donatoren zum ersten Mal mit den geförderten Studierenden.

Thomas Langholz
Masterstudentin Lis Sinner im Gespräch mit einer Donatorin. (Bild: Oliver Bartenschlager/ETH Zürich)
Masterstudentin Lis Sinner im Gespräch mit einer Donatorin. (Bild: Oliver Bartenschlager/ETH Zürich) (Grossbild)

Lis Sinner war gespannt auf diesen Abend. Endlich konnte die Studentin der Materialwissenschaft einmal die Personen kennen lernen, die ihr mit ihren Spenden zu einem Stipendium des «Excellence Scholarship and Opportunity Programme»  verhalfen. Die ETH Zürich und ETH Zürich Foundation hatten Donatoren und geförderte Studierende in der vergangenen Woche eingeladen, um sich kennen zu lernen. «Ich bin sehr interessiert, diese Leute persönlich zu treffen. Das macht das Stipendium für mich konkreter», sagt Lis Sinner. Sie ist eine von 30 Studierenden, die mit den neuen Leistungsstipendien gefördert werden.

Im Jahr 2007 hat die Schulleitung der ETH Zürich dieses Programm zur Talentförderung eingeführt. Ziel ist es, ausgezeichnete Studierende aus dem In- und Ausland für die Masterstufe anzuwerben und so herausragende Nachwuchskräfte für die Industrie auszubilden. Neu an diesem Programm ist deren Finanzierung: Alle Mittel kommen beim «Excellence Scholarship and Opportunity Programme» von Privatpersonen, Stiftungen und Unternehmen.

Förderer aus dem In- und Ausland

So zum Beispiel auch von der "Starr International Foundation" mit Sitz in Zug. Sie ist eine Schwesterstiftung der amerikanischen "Starr Foundation". Diese wurde 1955 von Cornelius Vander Starr gegründet, und unterstützt vor allem Bildung- und Gesundheits-Projekte, sowie Menschen in Not. Hierzulande fast unbekannt, gehört sie in den USA zu den grössten Stiftungen, die Stipendienprogramme in rund 130 Schulen und Universitäten fördert. Caroline Keeley, Projektleiterin der Starr International Foundation, ist für den Kontakt mit der ETH Zürich zuständig. «Basierend auf den Grundsätzen ihres Gründers C.V. Starr sucht die Foundation gezielt nach Programmen zur Förderung begabter Studierender. Im "Excellence Scholarship and Opportunity Programm" der ETH haben wir eines gefunden.» Sie findet es gut, direkt mit den Stipendiaten zu diskutieren. «Alle Studierenden mit denen ich hier gesprochen habe sind sehr ambitioniert und zeigen erfolgsversprechende Forschung.» Ein Ziel der Starr International Foundation, die Leistungsstipendien der ETH Zürich zu unterstützen, sei damit garantiert: "Wir unterstützen gerne junge Talente und sehen dies als Investition in die Zukunft", sagt Keeley.

Bewerbung mit Projektarbeit

Bei der Anmeldung für das Master-Studium an der ETH Zürich kann sich jeder Studierende für das Programm bewerben. Neben sehr guten Leistungen im Bachelorstudium muss auch eine Skizze für ein Forschungs- oder Entwicklungsprojekt eingereicht werden. Diese Unterlagen werden anschliessend durch die Departemente und eine zentrale Kommission geprüft. ETH-Rektorin Heidi Wunderli-Allenspach entscheidet anschliessend über die Empfänger. Beim Auswahlverfahren ist es ihr wichtig, dass «neben einem ausgezeichneten Leistungsausweis die Qualität des skizzierten Projekts einen hohen Stellenwert hat.» Im laufenden Auswahlverfahren stehen 30 Stipendien zur Verfügung. Der Entscheid wird Ende Mai fallen. Künftig sollen rund 50 Stipendien pro Jahr vergeben werden. Die Auserwählten erhalten während der Regelstudienzeit des Master-Studiums 1750 Franken pro Monat - unabhängig von ihrer finanziellen Situation.

An eigenen Projekten forschen

Lis Sinner wurde von ihrem Professor auf das Programm aufmerksam gemacht. Sie reizte vor allem, ein eigenes Forschungsprojekt zu betreuen. «Im Bachelorstudium gibt es viele Pflichtveranstaltungen. Ich hatte Lust, an einem eigenen Projekt zu arbeiten. Da bietet das Programm eine einmalige Gelegenheit.» Sie bewarb sich und erhielt das Stipendium. Dass sie jetzt damit als „exzellent“ gelten soll, ist ihr fremd. „Bei der Bezeichnung werde ich rot. Es geht nicht allein um die fachliche Kompetenz, sondern darum, selbst eine Idee zu entwickeln und umzusetzen.» Ihr Projekt befasst sich damit, wie sich das Einwachsen von medizinischen Titan-Implantaten verbessern lässt. Mehrere Forschende befassen sich bereits mit dem Thema. Das besondere an ihrem Ansatz ist die Art und Weise wie das Titan beschichtet wird. Mit Hilfe der physikalischen Gasphasenabscheidung (englisch physical vapour deposition, kurz PVD) wird das Titan mit einem Stoff bedampft. Dadurch haften die Implantate, wie zum Beispiel künstliche Hüftgelenke, besser am Knochen.

Doktorat oder Einstieg in die Wirtschaft

Das Projekt ist erfolgreich abgeschlossen und im Juli wird Lis Sinner ihre Forschungsarbeit beendet haben. Anschliessend gönnt sie sich erst einmal Ferien und fährt mit dem Zug von Istanbul in den Iran. Dann überlegt sie, was sie nach dem Studium machen möchte, ob Doktorat oder Direkteinstieg in die Wirtschaft . «Ich bin offen; falls ein Angebot kommt, mal schauen.» Die Visitenkarte eines Donators hat sie sich zur Sicherheit schon einmal mitgenommen.

 
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