Veröffentlicht: 29.09.08
ETH-Radar

Wieso die ETH kein Wetterradar mehr braucht

Nach bald zwanzig Jahren verschwindet das Radar auf dem Physikturm der ETH Hönggerberg. Es funktioniert zwar noch – aber die Forscher interessieren sich inzwischen für anderes.

Niklaus Salzmann
Verschwindet bald: Regenradar auf dem Physikturm der ETH Hönggerberg.
Verschwindet bald: Regenradar auf dem Physikturm der ETH Hönggerberg. (Grossbild)

Das höchste Gebäude der ETH Hönggerberg ist der Physikturm HPP. Zuoberst thront eine weisse Kugel: Das Wetterradar. Bald soll der Turm noch höher werden, er soll mit einem Gästehaus und einem Panoramarestaurant aufgestockt werden. Das Radar wird dann verschwinden.

In den Achtzigerjahren, als die ETH das Wetterradar kaufte, war Radarmeteorologie ein Forschungsgebiet mit eigener Professur am damaligen Laboratorium für Atmosphärenphysik der ETH Zürich. Dies blieb für rund zehn Jahr so, bis Professorin Ulrike Lohmann die Gruppe für Atmosphärenphysik übernahm. Ihr Spezialgebiet sind Aerosole (Feinstaub). Die Professur für Radarmeteorologie hingegen blieb unbesetzt. Sieben Jahre lang habe man keine Leute gefunden, die auf dem Gebiet tätig waren, sagt sie.

Inzwischen sind Radars zwar noch für die Wettervorhersage interessant, aber nicht mehr für die ETH, wie sie erklärt. „Wetterradars sind inzwischen so weit entwickelt, dass sie routinemässig betrieben werden, etwa von der MeteoSuisse“, sagt Lohmann. „Eine Forschungsthema sind sie für uns nicht mehr.“

Kombination zweier Radars

Das hatte auch Willi Schmid gemerkt, der das Radar an der ETH betreut hatte. Er zog die Konsequenzen daraus: 1999 gründete er die Spin-Off-Firma Meteoradar GmbH, mit welcher er das Radar übernahm. Auf der Website der Firma zeigt eine Karte, wo es zurzeit im Umkreis von 60 Kilometern um Zürich regnet. Die Karte kombiniert Daten des ETH-Radars und des MeteoSuisse-Radars auf dem Albis. Dank letzterem kann Schmid die Seite weiterhin betreiben, wenn die Bauarbeiten auf dem Hönggerberg begonnen haben.

„Die Wetterprognose wird ohne das ETH-Radar nur marginal schlechter“, sagt Schmid. Die Technik des MeteoSuisse-Radars ist dieselbe. Dasjenige der ETH dreht aber langsamer und misst den Niederschlag näher am Boden – bodennaher Niederschlag wird vom MeteoSuisse-Radar manchmal „übersehen“.

Veraltete Komponenten

Dass es mit dem ETH-Radar zu Ende geht, kam für Schmid nicht überraschend. „Die Komponenten sind sehr veraltet“, sagt er. Software, Prozessor und Antennenlager müssten nächstens für rund 200'000 Franken ersetzt werden. Dies war wohl einer der Gründe, weshalb Schmid in der Schweiz bisher keinen Abnehmer gefunden hat. So werden die Zürcher Wanderer sich wohl künftig auf Daten vom Albis verlassen müssen.

Die Forschung am Institut für Atmosphäre und Klima, die inzwischen ins ETH Zentrum umgezogen ist, dreht sich hingegen beispielsweise um die Interaktion von Feinstaub mit Wolken. Damit wollen die Forscher um Ulrike Lohmann etwa herausfinden, wie Aerosole das Klima beeinflussen. Und das Klima wiederum ist für Wanderer auch nicht ganz ohne Relevanz.

Niederschlag erkennen per Radar

Das Wetterradar sendet elektromagnetische Wellen aus. Wenn die Wellen auf Regentropfen treffen, wird ein winziger Anteil davon reflektiert. Das Radar empfängt dieses Echo, woraus sich auf Niederschläge schliessen lässt. An der Frequenz des Echos lässt sich gar ablesen, ob sich die Niederschläge auf das Radar zu oder von ihm weg bewegen. Dies aufgrund des Dopplereffekts – des Effekts, den wir hören, wenn ein Krankenwagen mit Sirene an uns vorbeifährt: Solange das Auto auf uns zu fährt, hören wir den Sirenenklang höher, sobald es an uns vorbei ist wird er tiefer. Derselbe Effekt spielt bei der Radarwelle: Wenn sich Regentropfen auf das Radar zu bewegen, empfängt dieses ein Echo mit einer höheren Frequenz als wenn sie sich wegbewegen.