Veröffentlicht: 03.01.08
Draper Prize 2008

ETH-Emeritus Rudolf Kalman geehrt

Der emeritierte ETH-Professor für Mathematik, Rudolf Kalman, erhält den diesjährigen Charles Stark Draper Prize. Damit ehrt ihn die National Academy of Engineering für die Entwicklung des Kalman-Filters, einer fundamental wichtigen mathematischen Anwendung für die digitale Welt.

Peter Rüegg
Der emeritierte ETH-Mathematik-Professor Rudolf E. Kalman. (Bild: NAE)
Der emeritierte ETH-Mathematik-Professor Rudolf E. Kalman. (Bild: NAE) (Grossbild)

Der Charles Stark Draper Prize ist einer der wichtigsten Preise für Ingenieure und in diesen Disziplinen ähnlich bedeutend wie ein Nobelpreis. Die Preissumme beträgt 500'000 US-Dollar. Die Übergabe findet am 19. Februar dieses Jahres in Washington D.C. statt.

Rudolf Kalman wird mit diesem Preis für seine grosse Leistung, den nach ihm benannten Kalman-Filter, geehrt. Dieser Filter ist eine mathematische Technik, mit der das "Rauschen" aus Datenreihen entfernt werden kann. Die Methode dient dazu, um aus unvollständiger Information den im Laufe der Zeit ändernden Zustand von komplexen Systemen in optimaler Art und Weise einzuschätzen und zu kontrollieren.

Der Kalman-Filter habe den Bereich der Kontrolltheorie revolutioniert und habe bis heute unzählige technische Systeme durchdrungen. Es würden laufend neue Anwendungen gefunden, schreibt die National Academy of Engineering in ihrer Medienmitteilung vom 2. Januar 2008.

Unvorstellbare Genauigkeit erreicht

Kalman hat seine Theorie in den späten 1950er Jahren entwickelt, als er am Research Institute for Advanced Studies in Baltimore arbeitete. Den Durchbruch erzielte er mit der Publikation „A new approach to linear filtering and prediction problems“ im Jahr 1960. Kurz danach veröffentlichte der gebürtige Ungare weitere wichtige Arbeiten, unter anderem über Konzepte von Kontrollierbarkeit und Beobachtbarkeit.

Dank Kalmans Ideen erreichten viele Technologien eine unvorstellbare Genauigkeit. Erste grosse Anerkennung fand die Methode in den frühen 60er Jahren in der Luftfahrt und in militärischen Anwendungen wie Leit-, Navigations- und Kontrollsystemen. Der Kalman-Filter wurde unter anderem auch während des Apollo-Programms eingesetzt.

Der Filter wurde nach anfänglicher Skepsis rasch auf andere Systeme und Technologien aus fast allen Ingenieurszweigen übertragen. Auch heute werden für den Kalman-Filter neue Anwendungen entdeckt, beispielsweise Zielerfassung von Radar, GPS, hydrologische Modelle, Beobachtungen der Atmosphäre oder auch automatisierte Medikamentenabgabe.

Karriere an ETH beendet

Rudolf Kalman wurde 1930 in Budapest geboren, wanderte später in die USA aus, wo er studierte, doktorierte und forschte, unter anderem ab 1964 an der Universität Stanford. 1971 wurde er Direktor des Zentrums für mathematische Theorie an der Universität Florida und übernahm gleichzeitig die Leitung des Zentrums für mathematische Theorie an der ETH Zürich. 1997 wurde er an der ETH Zürich emeritiert. Kalman hat je einen Wohnsitz in Zürich und in Florida. Für seine Arbeit hat er bereits mehrere bedeutende wissenschaftliche Preise erhalten, darunter den Kyoto-Preis für Technologie im Jahr 1985.

Der Draper Prize wurde 1988 zum ersten Mal verliehen, und zwar auf Anregung des Charles Stark Draper Laboratoriums, Massachusetts. Der Preis wurde zu Ehren von „Doc Draper“, dem „Vater der inerten Navigation“ ausgesetzt. Er soll das Verständnis der Öffentlichkeit für die Leistungen des Ingenieurwesens und der Technologie fördern und wird alljährlich verliehen, zuletzt 2007 an den Erfinder des World Wide Web, Timothy J. Berners-Lee.