Das zweite Leben der ETH

Als älterer Jahrgang bin ich schon sehr viel mehr am ERSTEN LEBEN von Institutionen wie der ETH Zürich und von Menschen wie meinen Kolleginnen und Kollegen und mir selbst interessiert als an einem virtuellen, zweiten Leben. Ich finde die ganze Diskussion um ein virtuelles Leben unsinnig und verhängnisvoll. Wir erzeugen mit "virtual reality" Suchtverhalten und Abhängigkeiten unter jungen Menschen, ohne dass sie dabei irgendetwas Nützliches, Sinnvolles leisten würden. Man soll seine Zeit und Energie und sein Geld auf die Verbesserung des wahren Lebens verwenden. Man verliebe sich in tatsächlich lebende Personen, statt in virtuelle Charaktere. Man gestalte mit Hand, Herz und Kopf die erste Welt, und nicht eine irrelevante zweite. Ich wünsche mir eine gut funktionierende ETH im ERSTEN Leben und möchte meine Ideen darauf fokussieren, wie diese zu verbessern ist. Die ETH und wir sind makroskopische Gebilde, die sich nach den Gesetzen der klassischen Physik verhalten. Eine "many-worlds interpretation" (wie sie in der Quantenmechanik diskutiert wird) der ETH und ihrer Professorinnen und Professoren ist deshalb vollkommen überflüssig! Es erstaunt mich schon, dass es wirklich interessante Anlässe in Zürich und an der ETH gibt, so z.B. die Tagung über mathematische Physik mit dem Titel "The Electron is Inexhaustible" (2. Juli - 6. Juli, 2007), an der weltbekannte Kolleginnen und Kollegen über ihre z.T. hochinteressanten neueren Forschungen vorgetragen haben, die von ETH Life vollständig ignoriert werden. Dafür kommen dann aber Artikel wie der hier vorliegende prominent vor. Da fehlt wohl schon der Sinn für Proportionen! Let's try to do better!

Jürg Fröhlich, D-PHYS - 26.07.07

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